Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
zunehmendem Ärger zwischen Dorians selbstgefälligem Grinsen und Dhalias regloser, betäubter Gestalt. Sie wünschte sich, er hätte sich nicht eingemischt, denn nun fühlte sie sich zwischen Dankbarkeit und Wut hin und her gerissen. Und das schlimmste war, dass Dorian davon überzeugt war, dass er alles nur für sie getan hatte. Vermutlich hatte er das sogar tatsächlich, denn sie hatte keinen Zweifel mehr daran, dass er aufrichtig an ihr hing. Aber leider hatte er in seinem blinden Eifer, ihr einen Gefallen zu tun, vergessen, sie nach ihren Wünschen zu fragen.
Schließlich hatte Dorian seinen langen Bericht beendet und lächelte Eliza zuversichtlich an. Es wird alles gut, schien sein Blick ihr zu sagen.
Sie bemühte sich, sein Lächeln zu erwidern, doch ihr Gefühl sagte ihr, dass sie gerade die einzige Chance zerstörten, für ihr Volk
alles gut
zu machen. Sie seufzte tief und streckte ihr Gesicht den ersten Strahlen der Morgensonne entgegen. Wenn sie erst einmal ins Hauptquartier zurückgekehrt war, konnte es lange dauern, bis sie sie wieder zu sehen bekam.
Kapitel 4
Sie landeten direkt auf dem großen, halbrunden Balkon vor Dennas Büro. Denna, die ihre Ankunft schon aus der Ferne bemerkt hatte, erwartete die Ankömmlinge bereits ungeduldig. Sobald sie sie sehen konnte, winkte sie ihnen mit ihren Armen zu, um sie zur Eile aufzufordern und zu sich zu lotsen.
Eliza und Dorian hatten ihre Lehrmeisterin noch nie so aufgeregt erlebt. Selbst ihre großen, in unzähligen Einsätzen und Jahren leicht zerfledderten Flügel flatterten hektisch über ihrem silbergrauen Kopf. Sobald sie den Boden berührten, lief Denna zu ihnen herüber.
Ihr erster Blick galt Eliza. Und obwohl sie ihre Präsenz bereits gespürt hatte, war sie erleichtert, sie tatsächlich vor sich zu sehen. Mit dem zweiten fasste sie Dhalias reglose Gestalt ins Auge. Sie hatte gehofft, dass sie sich aus der Ferne geirrt hatte, aber das hatte sie nicht. Eine tiefe Falte bildete sich zwischen Dennas Augenbrauen. Sollte sich ihre geheime Befürchtung etwa bewahrheiten? Doch selbst wenn, es lag nicht in ihrer Hand. "Kommt, wir müssen uns beeilen", sagte sie anstelle einer Begrüßung zu den Neuankömmlingen.
"Hallo, Denna", sagte Eliza betont, etwas pikiert darüber, nach monatelanger Abwesenheit keinen anderen Empfang zu bekommen.
"Hallo, Eliza, keine Angst, ich habe dich und deinen Ungehorsam nicht vergessen", erwiderte Denna mit einem schmalen Lächeln. "Aber das müssen wir verschieben, der Herrscher erwartet uns und das Mädchen schon", fügte Denna knapp hinzu und wandte sich um.
"Der Herrscher?!" riefen Eliza und Dorian ihr wie aus einem Mund hinterher. "Ich dachte, das Mädchen wäre nicht wichtig?" fügte Dorian erstaunt hinzu.
"Das war ein Irrtum", entgegnete Denna ungeduldig und machte einen Schritt zur Balkontür.
Plötzlich streckte Eliza ihre Hand nach ihrer Chefin aus und hielt die ältere Fee zurück. "Denna, bitte, was geht hier vor?"
Denna drehte sich um.
Auch Dorian machte den Eindruck, als wäre er ohne eine Erklärung nicht bereit, auch nur einen Schritt zu gehen, auch wenn er es vermutlich nur um Elizas Willen tat.
Seufzend sah Denna die beiden an und alle Entschlossenheit fiel von ihr ab. "Ich dachte, ich wüsste es, doch jetzt ..." Unsicher wanderte ihr Blick zu Dhalia herüber. "Wir sollten sie jetzt besser aufwecken."
"Warte." Erneut hielt Eliza sie zurück. "Sag uns doch zumindest, was du weißt."
"In Ordnung. Doch wir müssen uns beeilen. Ihr wisst selbst - der Herrscher wartet nicht gern." Sie schien sich kurz zu sammeln, dann fuhr sie fort. "Vor einigen Jahren, genauer gesagt, vor über achtzehn Jahren, hat es eine Prophezeiung gegeben. Wer genau sie machte und wo, weiß ich nicht, doch sie besagte, dass ein Menschenkind eines Tages die Macht des Herrschers gefährden würde. Zumindest wurde mir das mal so gesagt. Soweit ich weiß, hat der Herrscher sich persönlich darum gekümmert, sobald er davon erfahren hat. Auf jeden Fall waren wir Dunkelfeen an diesem Einsatz nicht beteiligt gewesen. Es war ein sehr kurzer Krieg gewesen, der jedoch viele unserer Artefakte verbraucht hat." Ihre Vermutungen über den Grund dieser Vorgehensweise behielt Denna lieber für sich. Wozu die Kinder mit ihren Zweifeln belasten. Der Herrscher hatte es so befohlen, also war es so geschehen. Sie riss sich zusammen. "Wie gesagt, der Krieg war schnell vorbei, nach nur wenigen Tagen. Und die drohende Gefahr sollte damit abgewendet worden sein." Sie
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