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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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vor der vornehmen, wenn auch jähzornigen Dame, so dass er sie nicht störte, außer, um ihr die Mahlzeiten zu bringen. Denn ihres offiziellen Statusses beraubt, wollte sie auch nicht als Dunkelfee erkannt werden, um ihren Aufenthaltsort sowohl ihren Flüchtlingen als auch Denna nicht zu verraten. Ihr eindrucksvolles schwarzes Kleid aus schimmernder Feenseide lag nun unter irgendeinem Busch am Stadtrand vergraben. Ihre Flügel waren zusammen gefaltet und unter dem schlichten braunen Kleid aus dunkler Wolle verborgen. Es scheuerte zwar unangenehm am Rücken, war aber durchaus auszuhalten. Sie musste sich lediglich daran gewöhnen, dass sie ihre Flügel nicht länger dazu benutzen konnte, ihre Worte zu unterstreichen, was ihr mittlerweile genauso selbstverständlich geworden war wie ihre Mimik. So aber war sie gezwungen, ihre Flügel fest an ihren Körper zu bandagieren, um ihr Flattern in den Griff zu bekommen.
Sie hatte beschlossen, sich für Chris' Ehefrau auszugeben, der mit einer Jüngeren durchgebrannt war. Damit würde sie sich zumindest die bereitwillige Hilfe der Frauen zusichern, denen sowohl Chris als auch Dhalia mit Sicherheit aufgefallen wären.
Sobald sie sich also wieder im Stande fühlte, unter Menschen zu treten, begann Eliza damit, alle Kneipen und Wirtshäuser der Stadt abzusuchen. Überall erzählte sie ihre traurige Geschichte. Doch außer den mitfühlenden Blicken der Frauen und den anzüglichen Angeboten der Männer, sie zu trösten - sie fanden das alle ungeheuer einfallsreich - hatte ihr das nichts eingebracht.
Mittlerweile musste sie ihr angespanntes, erschöpftes Aussehen gar nicht mehr heucheln. Nur ihr eiserner Entschluss, das Mädchen zu finden, trieb sie noch voran. Sogar der Gedanke, sich in Dennas Augen zu rehabilitieren, war in den Hintergrund getreten vor dem Ziel, sich nicht von einer unbedeutenden jungen Frau so niederschmetternd besiegen zu lassen.
In dieser Stimmung marschierte sie jetzt durch die dunklen schlammigen Straßen auf ihre Herberge zu. Dichte Wolken hingen am Himmel und verdeckten das wenige Licht, das der Mond und die Sterne ihr hätten spenden können. So war ihr Weg nur von den gelben Vierecken der Fenster erleuchtet, die hier und da auf die Straße zeigten.
Eliza fröstelte und bewegte ihre kalten Zehen in den feuchten Schuhen. Sie merkte förmlich, wie die Kälte ihr die Beine entlang hinauf kroch, und beschleunigte ihre Schritte. Es gab nur noch ein Viertel in der Stadt, das sie nicht durchsucht hatte. Wenn sie da keine Spur von Chris und dem Mädchen fand, wusste sie einfach nicht weiter. Sie hatte alle Heiler und Kräuterkundigen aufgesucht. Sie hatte sich in allen Kneipen, Wirtshäusern und Geschäften, die sie gesehen hatte, nach einem Mann - gut aussehend, ungefähr sechs Fuß hoch, mit braunen Augen und Haaren - erkundigt und nach einer jungen Frau mit ungewöhnlich grünen Augen und kurzen blonden Haaren. Doch die beiden schienen wie vom Erdboden verschluckt. Allmählich musste Eliza sich wohl mit dem Gedanken abfinden, dass sie niemals in Brahmen angekommen waren. Doch wo waren sie dann?
Sie wusste es nicht und ihr fiel auch keine Möglichkeit ein, wie sie es herausfinden konnte. Außer ...
Automatisch fühlte sie nach der kleinen Kugel, die sie noch immer in der Innentasche ihres Umhangs bei sich trug. Denna hatte gesagt, dass sich die beiden irgendwann wieder verraten würden. Irgendwann würden sie schon wieder einen Alarm auslösen. Wenn sie zu Denna zurückkehrte, wenn sie die Schmach des Versagens auf sich nahm, vielleicht würde sie dann doch noch eine Chance bekommen. Doch wenn sie an ihr letztes Gespräch mit ihrer Chefin zurückdachte, erschien ihr das alles mehr als unwahrscheinlich. Noch war sie nicht verzweifelt genug, um mit eingekniffenem Schwanz zu Denna zurückzukehren.
Eliza trat in eine Pfütze, die sie in der Dunkelheit nicht gesehen hatte, und fluchte leise, als kaltes Wasser auf ihren Strumpf spritzte. Nein, so verzweifelt war sie noch nicht, aber sie musste ehrlich zugeben, dass nicht mehr viel dazu fehlte.
Sie war froh, als sie endlich ihre Herberge erreichte. Entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit ging sie nicht direkt in ihre Kammer hinauf, sondern bestellte sich beim Wirt einen heißen Tee und blieb an dem Kamin stehen, um sich aufzuwärmen, während er ihr Getränk zubereitete.
"Übrigens, es hat vorhin ein Mann nach Euch gefragt", informierte sie der Wirt, als er ihr den Tee zu einem freien Tisch brachte. Sein Gesichtsausdruck

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