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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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sehen!" murmelte Dhalia und griff nach der Karte, mit der Lenuta sie versorgt hatte. Sie hatte sie aus purer Langeweile genau studiert und den kürzesten Weg für sich zurecht gelegt. Sie konnte sich nicht erinnern, irgendwo so einen Umweg entdeckt zu haben.
"Ha! Wusste ich es doch!" wandte sie sich nach einer Weile an Chris. "Siehst du, hier", sie hielt die Karte in die Nähe einer kleinen Öllampe, die Tukrol bei Einbruch der Dunkelheit entzündet hatte. "Hier sind wir. Und hier sind die beiden Flüsse, die aus dem großen See führen. Der kürzeste Weg führt nach Nordwesten. Wenn wir diesem Fluss hier folgen, müssen wir später über viele kleine Zuflüsse wieder auf den ersten Fluss stoßen. Es würde eine Verzögerung von einigen Tagen bedeuten!"
"Zeig mal her." Chris zog die Karte an sich und studierte sie eingehend. "Du hast Recht", sagte er schließlich.
"Dann sag ihm, er soll umkehren."
Sobald Chris ihrer Aufforderung nachgekommen war, schüttelte Tukrol entschieden den Kopf. Dann ergoss er wieder einen Redeschwall über Chris, in dem Dhalia bloß immer wieder die Worte
    Croquo Bitaan
heraushörte.
"Er besteht darauf, dass dies der einzige Weg sei", sagte Chris schließlich frustriert. "Der andere führt nur zum
    Croquo Bitaan
."
"Was ist das?"
"Ich bin mir nicht sicher, doch ich denke, es ist eine eingeborene Gottheit. Anscheinend ist diese Strecke ihrem Gott geweiht. Es ist sehr gefährlich für einen Sterblichen, sie zu befahren."
"Aber ich bin eine Sorcera und ich möchte dort entlang", sagte Dhalia mit Nachdruck.
Sie merkte, wie Tukrol zusammenzuckte, noch bevor Chris ihm die Worte übersetzt hatte. Scheinbar hatte der kleine Mann gehofft, sie würde ihn nicht daran erinnern, wie gefährlich seine Passagiere auch so schon waren. Er fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut, während er fieberhaft zu überlegen schien. Schließlich war er zu einer Entscheidung gekommen, die er Chris in vielen schnellen Worten und mehreren Seitenblicken zu Dhalia mitteilte.
"Wie es aussieht", interpretierte Chris vergnügt, "ist seine Angst vor einem Gott doch größer als seine Angst vor der Sorcera."
"Dann sag ihm, ich kenne den großen
    Croquo Bitaan
gut und ehre ihn. Doch auch ich bin sehr, sehr mächtig und kann ihn vor dem Zorn seines Gottes beschützen. Wenn er mit mir unterwegs ist, wird
    Croquo Bitaan
ihm nicht zürnen."
Tukrol hörte sich Chris' Worte mit sehr ernster Miene an. Nach kurzem Nachdenken nickte er schließlich widerstrebend. "Nacht da", er deutete auf das dunkle Ufer, "morgen weiter."
Dhalia lächelte erleichtert.
Es war jedoch gar nicht so leicht, einen geeigneten Anlegeplatz am Steilufer zu finden. Erst als der Mond schon hell am Himmel stand, ließ Tukrol einen kleinen Anker ins Wasser fallen und kletterte flink auf das steinige Ufer. Während Dhalia und Chris ein Feuer zu entfachen versuchten, huschte er noch mehrere Male zwischen dem Boot und dem Ufer hin und her, um die nötigsten Sachen für die Nacht zu holen.
Nach kurzem Überlegen ließ Dhalia Bruno auf dem Boot zurück. Er würde das steile Ufer ohnehin nicht erklettern können. Morgen früh würde sie bei Sonnenaufgang aufstehen, um bei ihm zu sein, wenn er endlich aufwachte.
Sobald die restlichen Vorbereitungen abgeschlossen waren, kuschelte sie sich schläfrig in ihre Decke. Erstaunt bemerkte sie allerdings, dass Tukrol gar nicht daran dachte, sich schlafen zu legen, sondern geschäftig mit einem Topf am Feuer hantierte.
"Sag ihm doch bitte, dass er nichts kochen muss. Wir wollen nur schlafen", bat sie Chris, ein Gähnen unterdrückend.
Chris, der sich gerade ebenfalls niederlegen wollte, blickte hoch und rief Tukrol dann ein paar Worte zu. Sofort lief der kleine Mann mit besorgter Miene zu seinen Passagieren herüber und begann, nervös auf Chris einzureden.
"Was hat er?" fragte Dhalia verständnislos.
Anscheinend hatte auch Chris Schwierigkeiten, dem schnellen Redefluss zu folgen. Er runzelte verwirrt die Stirn, während er Tukrol zuhörte. "Ich bin mir nicht sicher", meinte er schließlich. "Doch ich glaube, dass er uns einen besonderen Trank braut, als Opfergabe für die Sorcera, die ihn vor
    Croquo Bitaan
beschützen wird. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das reine Ehrerbietung ist oder ob der Trank deine Kräfte verstärken soll", fügte er augenrollend hinzu.
"Kann er uns den Trank nicht morgen geben?" Dhalia zog sich ihre Decke sehnsüchtig bis zum Kinn.
"Nein, der Trank braucht anscheinend eine gewisse Zeit, bis

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