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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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Ertüchtigung konzentrieren zu können und jeden weiteren Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen. Doch nun, da er fertig war und auf den niedrigen frischen Grabhügel starrte, holte ihn die Wirklichkeit schlagartig wieder ein. Seine Knie knickten ein und er brach auf dem dunklen Erdhügel zusammen.
Er hätte sie nicht tauchen lassen dürfen. Er hatte es doch geahnt. Doch trotz allem wusste er, dass ihn keine Schuld traf. Er hätte Dhalia nicht von ihrem Vorhaben abbringen können. Leider machte dieses Wissen seinen Verlust jedoch nicht erträglicher. Fast überrascht stellte Chris fest, dass er nicht einmal wusste, was er jetzt tun sollte. Er hatte sich so an ihre Gegenwart gewöhnt, dass er sie am liebsten um Rat gefragt hätte, bis ihm im nächsten Augenblick einfiel, dass es nicht mehr möglich war. Er hatte noch nie weit in die Zukunft geplant, doch seit er sie kannte, hatte er sie unbewusst irgendwie stets mit einbezogen. Als seine Partnerin, als seine Freundin, als seine ...
"Was ist denn hier passiert?"
Chris' Kopf zuckte hoch, als er die so bekannte Stimme hörte, doch zu einer stärkeren Regung war er einfach nicht in der Lage. "Eliza", sagte er müde. Merkwürdigerweise verspürte er weder Überraschung noch Furcht, als er sie erblickte. Als würde dies alles keine Rolle mehr für ihn spielen.
"Ist jemand gestorben?" fragte die Dunkelfee verwundert, während sie näher trat und die Szene neugierig erfasste.
"Ja", flüsterte Chris heiser.
Eliza spürte die alles überwältigende Aura der Trauer, die ihn umgab, und setzte sich neben ihn. "Jemand, den ich kenne?" Sie bemühte sich, ihren Ton beiläufig klingen zu lassen, obwohl ihr das bei den Wellen des Schmerzes, die von Chris ausgingen und die sie fast körperlich spüren konnte, äußerst schwer fiel.
"Sozusagen", stieß Chris bitter hervor. "Du hast gewonnen, Eliza. Sie ist tot."
"Wer, das Mädchen?"
"Dhalia. Ihr Name ist ...", er schluckte. "Ihr Name
    war
Dhalia", korrigierte er sich.
"Was ist geschehen?"
"Sie ist ertrunken."
"Ertrunken?" Eliza konnte die Skepsis nicht aus ihrer Stimme verbannen. Das Mädchen war den Dunkelfeen mit all ihren Möglichkeiten so oft entwischt, und nun sollte sie glauben, dass die Kleine einfach so ertrunken war?
"Sie war ein Mensch. Menschen ertrinken. Glaube es oder lass es bleiben, mir ist es egal."
"Wie ist das passiert?"
Chris hatte keine Lust, darüber zu reden, und erst recht nicht mit Eliza. Und doch war es seltsam tröstlich, nicht allein zu sein und jemanden zu haben, der einem zuhörte. "Sie hatte geglaubt, dass im See der Eingang zu einem mächtigen Feenort verborgen war", sagte er schließlich.
"Also war es ihre Gier, die sie umgebracht hatte", fasste Eliza nüchtern zusammen.
Im nächsten Augenblick fühlte sie sich von Chris' Armen an den Schultern gepackt und heftig geschüttelt. "Sag das nicht!" schrie er ihr wütend ins Gesicht. "Wage es ja nicht, so über sie zu reden! Du hast sie nicht gekannt!" Sein Zorn ging plötzlich in Schluchzen über, das seinen ganzen Körper erschütterte.
Mit einer Mischung aus Neugierde und Mitleid sah Eliza ihn einige Augenblicke lang stumm an. "Aber Chris, du liebst sie ja", stellte sie erstaunt fest.
Überrascht blickte Chris zu ihr hoch. "Blödsinn", wehrte er ab.
Eliza zuckte mit den Schultern. "Na, du musst es ja wissen."
"Genau", stimmte er ihr zu. Doch dann hielt er inne. Wusste er es denn tatsächlich? Er wollte jetzt nicht darüber nachdenken, wieso ihr Tod ihn womöglich noch tiefer getroffen hatte als der Verlust von Del. Vorwurfsvoll, als wäre es ihre Schuld, sah er Eliza an. "Auf jeden Fall ist sie jetzt tot, du kannst also erfolgreich nach Hause zurückkehren."
"Kann ich nicht." Müde wischte Eliza sich über das Gesicht.
Zum ersten Mal fiel es Chris auf, dass sie ohne ihre Wächter unterwegs war und dass ein fremdes Pferd neben Bruno graste.
"Was ist passiert?" fragte er nun sie.
"Ist eine lange Geschichte", winkte sie ab.
Chris lächelte freudlos. "Ich habe nichts mehr vor."
"Dennoch würde ich jetzt lieber etwas über deine Dhalia hören. Du kannst es mir doch ruhig sagen, es spielt ohnehin keine Rolle mehr."
Gequält blickte Chris zu ihr hoch.
"Tut mir leid, war wohl ein wenig taktlos von mir. Aber ich würde es wirklich gern verstehen. Wenn sie keine Schätze gesucht hatte, was wollte sie dann?"
"Ich weiß es nicht", Chris schüttelte den Kopf und versuchte gar nicht mehr, gegen die Tränen anzukämpfen, die über seine Wangen rannten. "Es war ihr so

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