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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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ein.«
    Sie haben erst gestern vormittag darüber gestritten, nach der
Mitteilung von Avramites, daß es ihm gelungen sei, einen
sicheren Weg über die Grenze zu arrangieren. »Jeder hat so
was wie eine Lieblingskrankheit, mit der er sich kaputtmacht«,
setzte sich Alex gegen ihre Vorwürfe zur Wehr.
    »So ein Quatsch! Ich jedenfalls habe die Absicht, ewig zu
leben.«
    »Dann bist du hier am falschen Ort.«
    »Wart’s ab!« knurrte Kat und hielt ihm die Faust
vor die Nase. Die Stelle an der rechten Hand, wo sie im Kampf gegen
das Magic Kingdom zwei Finger verlor – sie hatte den Taser eines
Patrouillen-Angehörigen am falschen Ende angefaßt, nachdem
sie mit einem Bulldozer durch den Perimeter-Wall gedonnert war
–, ist fast verheilt.
    Jetzt steht sie hoch aufgerichtet über Alex, verdeckt die
Sonne und schnauft heftig von dem steilen Anstieg. »Du kriegst
noch Krebs!« sagt sie. »Eine knallrote Haut und
große, blutige Tumore!«
    »Es ist das Privileg von uns verrückten Engländern,
sich mittags in die pralle Sonne zu legen.«
    Katrina versteht die Anspielung nicht. Sie hält ihn wirklich
für bescheuert.
    »Wie geht es dir, Kat? Wie war es in den
Wäldern?«
    »Voll von Bäumen«, entgegnet sie trocken. »Wo
befindet sich der Kreuzzug?«
    »Etwa drei Tage von der früheren Grenze
entfernt.«
    »Wenn die Typen erst in der neutralen Zone sind, haben wir
das Nachsehen. Was gibt es sonst Neues?«
    Alex hat einen Schwarm Schnüffelratten ins Netz gesetzt, die
sich selbst vermehren. Sie sind darauf programmiert, nach Spuren von
Milena zu suchen und zu ihrem Nest zurückzukehren – der
Mailbox, die Alex im K-Leben-Bulletinboard der University of Kansas
errichtet hat – sobald sie fündig geworden sind. Es
müssen jetzt mehr als zehntausend unterwegs sein, aber
während der letzten Tage kam kein einziger Bericht herein. Das
könnte bedeuten, daß Milena gerade untätig ist oder
daß die Leute, die das Web kontrollieren, einen
Rattenfänger losgeschickt haben. Alex muß Max bitten,
diese Möglichkeit zu überprüfen. Ein derartiger
Eingriff könnte ihre übrigen Aktivitäten
stören.
    »Im Moment ist alles ruhig«, sagt Alex. »Der
flammende Mann ist bislang nicht aufgetaucht. Zumindest hat noch
niemand seine Spuren entdeckt.«
    »Dafür habe ich ein paar echte Neuigkeiten«,
erklärt Katrina.
    »Der Elf…?«
    »Jawohl. Der kleine Mistkerl hat sich an unsere Fersen
geheftet.«
    Katrina hatte am Tag zuvor eine Erkundungstour durch das Drin-Tal
in Richtung Kakavia unternommen. Sie kampierte in den unbewohnten
Wäldern ein paar Kilometer südlich von Gjirokastër,
und auf dem Rückweg zur Stadt erzählt sie Alex, daß
es irgendwie ein spukhaftes Erlebnis war.
    »In der Ferne bellte ständig ein Hund. Einmal wachte ich
auf und sah im Mondlicht, wie sich ein riesiges Etwas zwischen den
Bäumen entfernte. Und ich fand große runde
Fußspuren. Glaubst du, daß es hier Elefanten
gibt?«
    »Aber sagtest du nicht eben…«
    »…daß ich diesen kleinen Mistkerl gesehen habe.
Jawohl. Der taucht immer und überall auf.«
    »Wie der berühmte falsche Fünfziger.«
    »Genau. Der Typ ändert sich nicht mehr.«
    »Er ist einer der wenigen Überlebenden, und er geht ein
großes Risiko ein, wenn er hierherkommt. Außerdem steht
er jetzt auf unserer Seite.«
    »Aber nur, weil er glaubt, wir wollen seiner Herrin
helfen.«
    »Sie hat ihn benutzt, Kat, so wie sie uns benutzt
hat.«
    »Außerdem weiß er, daß es bald überall
in Europa Recycling-Camps geben wird. So wie sich die Dinge
entwickeln, wird er in Kürze nirgends mehr ein Versteck finden.
Er versucht lediglich seinen eigenen Arsch zu retten – was ich
ihm gar nicht verdenken kann. Immerhin hat er mir etwas über
dieses sogenannte Hilfswerk erzählt, und ich schätze, wir
müssen ihm in diesem Punkt glauben.«
    »Ich nehme an, daß es sich um kein echtes Hilfswerk
handelt. Mir kam es von Anfang an verdächtig vor, daß sie
genau in die Gegend wollten, die auch unser Ziel war.«
    »Dieser Avramites ist ein ganz mieses Schwein. Habe
ich’s nicht gleich gesagt?«
    »Und habe ich’s nicht gleich geglaubt? Aber Mister
Avramites ist nun mal ein notwendiges Übel.«
    Mister Avramites ist ein Anwalt, der entsprechend der uralten fis- Tradition – den verwirrenden, im Kanun von
Lek codifizierten Stammesgesetzen und -bräuchen
-Verhandlungen und Absprachen zwischen den verfeindeten Gruppen der
Region arrangiert. Im Moment befindet sich Gjirokastër in der
Hand eines progriechischen

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