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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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ebenso gut auf mich aufpassen würde wie auf sich selbst.
    »Wie kannst du dir so sicher sein?« Johnny griff etwas fester zu.
    »Weil die Hexen in Menessos’ Zuflucht keine Rolle spielen.« Ich schob den Protrepticus in meine Hosentasche. »Ob es eine Älteste oder eine Kandidatin war, die Verräterin kann nicht mehr an mich heran, was verhindert, dass ich ein leichtes Ziel abgebe.«
    »Um die Hexen mache ich mir keinen Kopf.«
    »Solltest du aber. Es gibt einige unter ihnen, die fürchten, die Lustrata könnte den Hexen das Leben schwer machen. Die werden alles daransetzen, dass das nicht passiert, und jemand hat längst die Initiative ergriffen und den Feen etwas gesteckt. Es gibt keinen Anlass, warum sie sich bei meiner Aufnahme in den Hofstaat des Vampirs blicken lassen sollten, und wenn doch eine auftaucht, wissen wir, dass irgendwas aus dem Ruder läuft.«
    »Ja, ich weiß, dass du damit klarkommst. Aber der Vampir wird alle Zeit der Welt haben, dich um den Finger zu wickeln. Kannst du dich nicht in Sicherheit bringen, ohne dich noch weiter an ihn zu binden?«
    »Bitte vertrau mir. Er hat mich nicht in der Hand.« Ich versuchte, ihm durch meinen Gesichtsausdruck zu vermitteln, wie wichtig diese Feststellung für mich war. »Wenn man’s recht bedenkt, ist es nur eine äußerst schwache Verbindung. Außerdem muss ich mit dir noch über das Stigma sprechen. Es ist nämlich nicht, wie du denkst.« Je weniger Leute wussten, dass es ein Hexenfluch war, desto besser. »Gehen wir hoch?«
    Sein Gesichtsausdruck hellte sich beträchtlich auf. »Wir beide? In dein Schlafzimmer?« Er beugte sich zu mir herunter, um mich zu küssen.
    »Ts, ts, ts.« Nana erhob sich und schlurfte mit ihrem Aschenbecher in die Küche.
    Johnnys Lippen waren zart, aber er hatte sich am Morgen nicht rasiert, und die Stoppeln fühlten sich auf meiner Haut ganz schön stachlig an. Meine Finger zeichneten die Linien seiner Wangen nach. Nach dem Kuss sagte er: »Ich bin dein Aufpasser. Wo du hingehst, gehe auch ich hin.«
    »Du würdest mit zu Menessos gehen?«
    »Ich würde mit dir durch die Hölle gehen.«
    Ich musste an Nanas Tarot denken, von dem er gesprochen hatte. Hermes war der Magier auf der letzten Karte, das Ende aller Dinge. Der Magier stand für einen inneren Führer, der einen bisweilen an gefährliche und einsame Orte brachte, jedoch nur, um einem das eigene Potenzial zu zeigen.
    »Sicher gibt es in einer Zuflucht genauso Regeln wie in einem Konvent, aber egal, wir finden schon einen Weg, wie du dort hineinkannst. Ich nehme den Titel nur unter der Bedingung an, dass man dich dort ebenfalls akzeptiert.« Es gab eine Version des Mythos, in der Hermes Persephone aus der Unterwelt befreite, wo Hades sie gefangen hielt. Möglicherweise war ja Johnny mein zukünftiger Retter.
    »Der Erus Veneficus«, ließ sich Menessos’ Stimme aus der Diele vernehmen, »ist es gestattet, ein Haustier zu halten.«

6
    »Was zur Hölle … ,«, stotterte Johnny. »Hat diese alte Hexe dich vor ihrem Abflug nicht schlafen gelegt?«
    »Tatsächlich«, lächelte Menessos listig, »hat sie das nicht.«
    »Aber die Sonne steht am Himmel!«
    »Ja, aber hinter dichten Regenwolken.« Menessos wischte sich Feuchtigkeit von der Schulter. Wie auf ein Stichwort peitschte ein Blitz, Donner rollte über den Himmel. Dann kam der Regen, aus den Tropfen wurde ein Platzregen.
    »Na toll«, murmelte Johnny.
    Das Ganze musste ihm vorkommen wie eine Machtdemonstration Menessos’. Männer standen normalerweise nicht darauf, wenn andere Typen vor den Mädchen angaben, die sie liebten. Ja, ich hatte in Gedanken das L-Wort benutzt.
    »Ich werde meine Leute die Bekanntgabe so schnell wie möglich machen lassen.« Menessos fuhr mit einer Hand durch sein regenfeuchtes Haar; die Wellen hatten sich zu Locken gekringelt. »Ich sorge außerdem dafür, dass sie alles Nötige in die Wege leiten. Darf ich dein Telefon benutzen? Scheinbar ist der Akku meines Handys leer.«
    »In der Küche.« Ich wies ihm den Weg, und er verschwand über den Flur.
    Johnny kehrte dem Bild über dem Kamin den Rücken zu und verschränkte die Arme.
    »Ich werde verhindern, dass er dich zum Haustier degradiert«, sagte ich.
    »Es muss einen anderen Weg geben. Mit ihm zu leben kann unmöglich die einzige Lösung sein.« Er biss die Zähne zusammen. »Die Wære haben mit alldem nichts zu schaffen. Bei einer unbeteiligten Partei wärst du besser aufgehoben. Außerdem stehen sie in deiner Schuld. Du hattest für

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