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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Medien wirkt alles immer viel plausibler.« Ein Wink genügte, und meine Doppeltür flog auf. Dann rief sie: »Von heute an bist du ausgestoßen!« und ging, als sie das Haus betrat, sofort auf Abstand zu mir. »Hexen! Wir gehen!«
    Das Gespräch im Haus verstummte. Im Flur hallten Johnnys Schritte, Nana folgte ihm auf dem Fuß.
    »Ab jetzt müssen alle den Kontakt zu dir abbrechen!«, rief Xerxadrea aufgeregt. »Das gilt für jeden!«
    »Aber sie ist die Lustrata!«, protestierte Johnny, um mir beizuspringen.
    »Möglich«, schnaubte Xerxadrea. »Aber eine so angesehene Hexe würde sich nie als Erus Veneficus missbrauchen lassen!«
    Damit richtete sie ihre verschleierten Augen auf mich. Ich schauderte und konnte nichts mehr sagen, mich nicht einmal zum Schein verteidigen.
    »Der Vampir hat dich im Griff und drückt dir die Luft ab! Aber ich glaube, noch kannst du dich losreißen. Deshalb werde ich den Rat, so lange ich kann, zurückhalten und dir die Zeit verschaffen, die du brauchst. Normalerweise verhängt der Rat den welken Schleier über eine EV , aber da du behauptest, die Lustrata zu sein, wird er sich nicht so leicht zufriedengeben. Ich vermute, man wird dich mit dem Bann belegen wollen, Kind.«
    Derweil schob sich Xerxadreas Gefolge zwischen uns hindurch, griff sich die Hexenbesen und verließ meine Veranda.
    »Sobald Menessos vernichtet ist«, ergänzte Xerxadrea, »wird alles wieder gut.«
    »Nicht wahr, du hast Angst, Hexe?« Nanas rebellischer, keine Widerworte duldender Tonfall ließ alle aufhorchen. »Ich weiß auch, warum. Wenn du dich den Feen, den Erschaffern deiner geliebten Magie, stellen musst, kannst du nur verlieren. Eine unerträgliche Erniedrigung für eine wie dich.«
    Xerxadrea ließ ein kurzes Lächeln sehen, das, als sie keinen Millimeter zurückwich, sofort verging. »Es muss sein, Demeter, und das weißt du. Du wirst dich von ihr fernhalten, bis das alles vorbei ist.«
    »Wenn du so schwach bist, dass du bei den ersten Anzeichen von Widerstand die Flucht ergreifst, bist du der Gegenwart der Lustrata nicht würdig, geschweige denn, ihr Haus zu betreten und ihre Gastfreundschaft zu genießen.« Darauf wedelte Nana mit den Armen, als wolle sie eine Schar gackernder Hennen verscheuchen. »Wenn die Sauerei nicht wäre, würde ich euch euer Frühstück wieder auskotzen lassen – und jetzt raus! Raus!«

5
    Nanas Zorn war furchterregend, dennoch fühlte ich mich, als ich mich aufs Sofa fallen ließ, nur noch benommen. Ich stand nicht nur am Rande eines Krieges, sondern wurde auch noch von meinen besten Verbündeten in die Wüste geschickt. Obwohl ich verstand, was da vor sich ging und weshalb, drehte es mir den Magen auf links, bis ich nichts mehr empfand.
    »War ich überzeugend?« Nana strahlte förmlich. Der Rauch, den Xerxadrea und ihre Gefolgschaft nach ihrem Abflug hinterlassen hatten, wirbelte um ihren Kopf. »Der Höhepunkt war Lydias Abgang. Oh, ich habe Jahre darauf gewartet, ihr nach allen Regeln der Kunst den Arsch aufzureißen.«
    Ich blinzelte verunsichert. Offenbar hatte sie verstanden, was los war. Nur wie? »Machst du jetzt wieder auf Hellseherin?«
    Ehe sie antworten konnte, mischte Johnny sich ein. »Red, sie sagte, Menessos habe dich unerbittlich im Griff.« Johnny wirkte frustriert; er hatte uns unsere Show abgekauft.
    In meiner Hosentasche summte der Protrepticus.
    Den hatte ich ganz vergessen: ein von der Macht meiner Aura in ein magisches Telefon verwandeltes stillgelegtes Handy, mit dem ich mich mittels eines ihm innewohnenden Geistes ausschließlich mit Xerxadrea und ihrem Lucusi in Verbindung setzen konnte. Im richtigen Leben war dieser Geist Samson D. Kline gewesen, der vom Glauben abgefallene Baptistenprediger aus dem Süden und Bruder Goliath Klines, Menessos’ rechter Hand. Den allerneusten durch den Jeansstoff dringenden Klingelton erkannte ich als »Renegade« von Kansas.
    In der Ferne grollte Donner, und es begann zu schütten. Ich deutete das Lied und den Aufruhr am Himmel als Beweis dafür, dass ich allmählich sauer wurde – Sam ging mir jedes Mal auf den Sack – und klappte das Handy auf. »Was gibt’s?«
    »Das war eine perfekte Szene!« Er lachte so laut, dass ich seinen Bauch sogar auf dem winzigen Display unter seinem veilchenblauen Sommeranzug aus Polyester wie Wackelpudding schwabbeln sah.
    »Szene?« Johnny pflanzte sich zu mir aufs Sofa und beugte sich zum Display vor.
    Sam glättete seine schlecht sitzende Donald-Trump-Resthaarfrisur und fuhr

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