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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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denn jemandem, dessen Name sich verdächtig nach einem Betrugsmanöver anhörte, fragte ich: »Weshalb wollen Sie die Tür eintreten?«
    »Weil ich Ihr sauschweres Frühstückstablett trage.«
    Oh, guter Grund. Ich nahm mir die seltsamen Riegel vor und machte ihr auf.
    »Endlich.« Risqué schob sich durch die Tür, schoss wie ein ein Meter fünfzig kleines Inferno an mir vorbei und marschierte geradewegs in die Küche. Massenweise rotblonde Ringellocken fielen ihr im Gehen wippend über den Rücken bis auf den Rand aufgeputzter orangefarbener Boxershorts, die ihre wohlgeformten, sonnengebräunten Beine unbedeckt ließen – Beine, die ungeachtet ihrer geringen Körpergröße lang wirkten. »Der Hölle sei Dank, dass Ihre Vorräte heute noch geliefert werden«, sagte sie streitlustig. »Der Chef meinte, in Ihrer Küche gäbe es nichts zu essen und wollte sichergehen, dass Sie und der Wolfsmensch genug zu beißen haben.« Damit schob sie das Servierbrett auf den Küchentresen. »So, das hätten wir.« Sie fuhr herum, ließ mich ein abschätziges Stirnrunzeln sehen und machte große Augen – deren Farbe zu ihrem feuerwehrroten Lippenstift passte und mir glatt die Sprache verschlug.
    Nährlinge und Betrachter waren die einzigen Menschen, die am Vampirhof geduldet werden. Erstere wegen ihrer Schönheit, letztere wegen ihrer Muskelkraft. Risqué war möglicherweise gar nicht vollständig menschlich, oder sie trieb es gerne mit Albinokaninchen – unheimlich und schön war sie auf jeden Fall. Aber unter Folter hätte ich sie wohl eher für einen Nährling gehalten.
    Nährlinge trugen von Beginn an zwei Zeichen, stehen am Vampirhof also bereits als Neulinge höher als langjährige Betrachter. Als Erus Veneficus stand ich jedoch weit über jedem Nährling. Also war mein Status der Grund für ihren Groll. Sie mochte über sämtlichen Betrachtern in diesem Gebäude stehen, doch meine unlängst eingetroffene Wenigkeit präsentierte ihr gewissermaßen die Quittung – und folglich trug sie mein Tablett. Menessos hatte ja davon gesprochen, dass es zu Eifersüchteleien kommen würde, und ihr Benehmen passte dazu wie die Faust aufs Auge. Allerdings hatte er auch behauptet, nicht sexuell ausgehungert zu sein.
    Risqué sah mich kurz an, anscheinend erregte das Bettlaken ihr Missfallen. »Jetzt sagen Sie bloß, Sie wollten wie eine griechische Göttin am Morgen danach aussehen. Puh.«
    Ich befand, dass ihr Haar mich an die gepuderten Perücken des 18. Jahrhunderts erinnerte, allerdings weniger aufgetürmt, dafür aber mit mehr Ringellocken. Sie hatte sogar vorne Löckchen. Sie – und sonst nichts – verdeckten ihre Brüste. Mehr oder weniger.
    »Der Boss hat Ihnen was zum Anziehen in den Kleiderschrank gehängt, alles klar?« Ihre umwerfenden Augen schielten wütend zu mir empor, als sie sprach. »Da drin finden Sie bestimmt auch einen hübschen Vera-Wang-Morgenmantel.«
    Ich durfte mich nicht von ihr provozieren lassen. Ich ging zum Küchentresen. »Ihr Ton gefällt mir nicht, Risk.«
    »Ich heiße Risqué. Ris-kee, und er hat gesagt, ich soll Ihnen wegen der Klamotten Bescheid geben.«
    Ich hob die Silberhaube vom Tablett: Eier, Würstchen, Schinken, Pfannkuchen, Haferbrei. Lecker, Haferbrei. Ich sagte in einem Ton, in dem ich mich auch nach Salz hätte erkundigen können: »Hat er Ihnen auch befohlen, sich so frech aufzuführen?«
    »Nein. Das gehört einfach zum Lieferservice.« Ihr finsterer Blick war fantastisch, aber zu einer solchen Miene gehörten unbedingt gerunzelte Brauen. Ihre Brauen aber waren nicht gerunzelt, statt sich außen nach unten zu biegen und ihre Augen einzurahmen, fuhren sie an den Schläfen in die Höhe, bis sie fast mit dem Haaransatz verschmolzen. Damit gewann die Theorie, nach der sie nicht ganz menschlich war, weiter an Boden.
    »Riecht’s hier nach Schinken?« Neben dem erloschenen Kamin teilte sich der Vorhang, und Johnny erschien auf der Bildfläche. Nur mit Jeans am Leib. Er hatte sich nicht mal damit aufgehalten, alle Knöpfe zuzumachen, sodass unter dem Bauchnabel ein Flecken dunkler Haare sichtbar war.
    »Oh, ja, Darling, und ob«, rief Risqué, wobei sie in einen Texassingsang verfiel, der so süß war wie Pekannusspastete. »Aber wenn das Angebot auf dem Tablett nicht Ihren Wünschen entspricht, nehme ich Ihre Bestellung persönlich entgegen.«
    Johnny peilte die Lage mit einem Blick, der sich ihrer knappen Shorts, der wohlgeformten Beine und ihrer, puh, Ringellocken völlig bewusst war.

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