Feenring (German Edition)
»Ja, einen Sonderwunsch hätte ich schon«, sagte er lüstern.
»Ich höre.« Risqué rollte ein wenig die Schultern, um ihre blonden Locken neu zu sortieren, bis ihre schönen Brüste hindurchlugten. Ihre Brustwarzen waren zu stark gerötet, ich war nicht sicher, ob das Anzeichen einer Misshandlung oder ein mit ihrer Augenfarbe in Verbindung stehendes besonderes Merkmal war. Sie stieß sich vom Tresen ab und ging auf ihn zu, als wolle sie ihn begrüßen. »Was kann ich für Sie tun?«
»Verschwinde.« Im letzten Augenblick drehte sich Johnny weg und beehrte sie mit einem derben Schulterstoß von der Sorte, mit der Punks Leute auf Bürgersteigen drangsalierten. Dank ihrer unterschiedlichen Körpergröße traf er ihre Schulter dabei eher mit dem Ellbogen.
Sie protestierte mit einem hörbaren Schnauben, drehte sich auf dem Absatz um und verzog sich.
Kaum war die Tür zu, fiel Johnny über den Schinken her.
Dankbar, dass Risqué fort war, sagte ich: »Ich bin froh, dass du deinen Mann stehst.«
Er nahm sich drei Scheiben, prüfte seinen Hosenstall und schenkte mir ein Grinsen. »Als ich aufwachte, stand er noch. Schätze, sie hat ihm Angst eingejagt. Ich muss nur kurz auftanken … « Er biss herzhaft in den Schinken.
»Ich meinte, dass du wach bist.«
»Aber das hast du nicht gesagt. Du bist auch am Auftanken, wie?«
»Oh ja.«
Während er nach einem Teller suchte, verknotete ich die Enden des Bettlakens und setzte mich mit meinem Haferbrei an den Tresen. Die Würstchen rochen fantastisch. »Menessos hat angedeutet, ich sei an dich gebunden und hätte deshalb so Lust auf Fleisch.«
Er kicherte. »Sieht aus, als wärst du gleich auf zwei Extrapunkte aus.«
»Klar. Ich darf zwar nicht erwarten, diesen kleinen Wettstreit zu gewinnen, aber den Eindruck, bereits aufgegeben zu haben, will ich auch nicht erwecken.« Ich hob den Löffel. »Weißt du, was er gemeint hat?«
»Nein.«
»Kennst du die Domn-Lup-Überlieferung oder irgendwelche mystischen Geschichten über Verbindungen mit Wæren?«
»Oh, ich habe ein paar Erzählungen über Wærbondage gehört, aber ich glaube, das ist nicht dasselbe.« Er langte bei allem außer beim Haferbrei ordentlich zu. »Ich habe keinen Schimmer, wie du ohne Fleisch überlebst.« Auf seiner Gabel war ein bizarr aussehendes Würstchen aufgespießt. »Willst du mal beißen?«
Nachdem ich es genau gemustert und festgestellt hatte, wie viel Fett daran war, sagte ich: »Nicht wirklich.«
»Nur einen Bissen.« Nachdrücklich hielt er mir die Gabel unter die Nase. »Du kriegst auch einen Punkt.«
»Weil ich reinbeiße und nicht daran sauge, richtig?«
»Richtig. Oh, der war gut, dafür gebe ich dir zwei Punkte.« Er betrachtete mich interessierter, als er es hätte tun sollen, aber nachdem ich angemessen »Hmm« gemacht hatte, bestand er nicht auf einen weiteren Bissen. »Nun, was steht heute auf dem Plan?«
Ich zuckte die Achseln. »Essen. Duschen. Nanas Bekanntmachung abwarten, schätze ich. Ich hoffe, wir hören bald mal was von Xerxadrea – sonst versuchen wir es mit einer Konferenzschaltung auf dem Protrepticus . U nd uns darüber Gedanken machen, wie wir weiter mit den Feen verfahren.«
»Darum wird sich Sam kümmern, oder?«
»Ich habe vor, darauf zu bestehen.«
»Schön, das hört sich an, als könnten wir uns später noch damit beschäftigen. Ich habe mir etwas einfallen lassen, das dich davon abhält, hier im Kreis herumzulaufen.«
* * *
Ich nahm an, dass der Plan, mich davon abzubringen, »im Kreis herumzulaufen«, aus Sex unter der Dusche, gefolgt von einer weiteren Mütze Schlaf, bestand. Um ehrlich zu sein hoffte ich es. Aber in Wirklichkeit hatte Johnny seltsamerweise etwas vollkommen anderes im Sinn, obwohl ich auch dabei meine Beine um ihn schlingen musste.
Wir fuhren auf seiner Harley in Cleveland herum. Ehe es losging, setzte er mir auseinander, es handle sich bei der Maschine um eine Night Train und mein Platz heiße Badlander und prahlte in Begriffen über den Motor, die mir nichts sagten. Außerdem führte er mir voller Stolz die Speziallackierung vor – schwarze und silberne Wölfe – , die er eigenhändig ausgeführt hatte. Gitarren, erläuterte er, lackiere man mit Autolack.
Vor roten Ampeln ließen wir uns von der Sonne wärmen und sobald es grün wurde, von der Novemberluft wieder abkühlen. Wir querten den University Circle und tranken im Arabica einen Kaffee, wo ich ihn fragte, ob er sich nicht mit Doktor Lincoln, dem Veterinär, den er
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