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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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nach ihm aus. Bleib, wie du bist . »Mit dir komme ich in jedem Fall am liebsten auf Touren.«
    »Oh-oh, ich drehe schon richtig auf.«
    »Dein Vergleich verdient ein paar Extrapunkte.«
    Seine Lippen berührten meine anfangs wie Blütenblätter, doch als er sich zu meiner Wange verirrte, schien ihm bewusst zu werden, dass sich vor ihm Menessos auf dieser Seite zu schaffen gemacht hatte, und er wandte sich der anderen zu. Ich hoffte, dass er das tat, weil er sich um meine verborgene Blessur sorgte, und nicht etwa, weil er es verabscheute, seine Lippen auf eine Stelle zu drücken, die vor ihm Menessos berührt hatte.
    Selbstvorwürfe ließen mich zusammenzucken. Hier ging es um Macht und Unterwerfung, und damit kam ich nicht klar. In diesem Zustand hätte ich mich Menessos unterwerfen und mit ihm schlafen können … und doch hatte er meine Schwäche nicht ausgenutzt. Andererseits … hatte er mich etwa nicht ausgenutzt, als er ohne meine Erlaubnis von mir getrunken hatte?
    Johnny hob mich von seinem Schoß, setzte mich sachte auf dem Bett ab und rückte von mir ab. »Geh nicht«, sagte ich und griff nach seinem Arm, erwischte jedoch nur seinen Ärmel. Meine Gedanken waren auf Wanderschaft gegangen, meine Küsse hatten ihm offenkundig nicht geschmeckt. Er stand neben dem Bett und fixierte mich. Ich sagte: »Bleib hier.« Ich wollte ihn überzeugen, dass ich das Herz auf dem rechten Fleck hatte. Also ging ich auf die Knie und küsste und liebkoste ihn überall. Keine Reaktion. »He, ich versuche, den Motor auf Touren zu bringen, auf den du so stolz bist.«
    Er küsste mich auf die Stirn. »Du hast heute Nacht dein Blut gegeben. Mehr kann ich nicht von dir verlangen.« Dennoch brachte er die nächsten dreißig Sekunden damit zu, sich auszuziehen. Ich glitt neben ihn aufs Bett und genoss die Vorstellung.
    »Meine Güte, Sie sind verdammt gut darin, diskrepante Signale zu senden, Mister.«
    »Ich kann nur nackt schlafen. Rück mal.« Ich rückte. Nachdem er das Bettzeug, so weit er konnte, zurückgeschlagen hatte, legte er sich hin und deckte sich nur mit dem Laken zu.
    Nach und nach zog ich ihm spielerisch die Decke weg.
    »Zieh dich aus und leg dich endlich neben mich.«
    Was Intimitäten anging, mochte er es sich anders überlegt haben, aber als ich aufstand, um mich auszuziehen, sah ich plötzlich Sterne und bekam weiche Knie. Ich fing mich, aber er hatte es bemerkt. Er klopfte neben sich auf die Matratze. Also musste ich mich auf die unerotische Art aus meiner Hose pellen: auf dem Rücken liegend. Ich schleuderte die Jeans auf den Boden, als wäre sie die Ursache all meiner Probleme, und kuschelte ich an meinen Rock-’n’-Roll-Biker-Boyfriend.
    Als mein Kopf an seiner Schulter ruhte und seine Arme mich umfingen, hüllte mich Wohlbehagen ein. Kuscheln brachte auch ohne Sonnenuntergänge Frieden. Wie unvorhersehbar, ausgerechnet hier Ruhe zu finden, tief unter der Erde, in einer Blutsaugerzuflucht und während die Schar der Untoten vor meiner Tür ständig größer wurde.
    In dieser Nacht hatte ich Blut und Trost gespendet, weil es das war, was die beiden brauchten, und während ich so dalag, fragte ich mich, ob ich hatte, was ich brauchte. Dabei konnte ich nicht mal auf Anhieb sagen, was mir fehlte.
    Außer Antworten. Auf Fragen wie die, wieso ich hier liegen und mich wohlfühlen konnte, während sich draußen ein Krieg zusammenbraute.
    Weil ich glaubte, dass wir gewinnen konnten. Irgendwie.
    Ich fuhr mit den Fingernägeln sanft über Johnnys Brust, kuschelte mich noch inniger an ihn, überließ dem Gefühl des Geborgenseins in seinen Armen das Ruder, verdrängte meine Sorgen und schlief endlich ein.

10
    Ein Hämmern an der Tür weckte mich. Es klang, als träte jemand dagegen.
    Ich hüllte mich ins Laken – Johnny lag schlafend auf dem Bauch – und eilte in den vorderen Raum. Das Hämmern ging weiter, dreimal, dann eine Pause, wieder dreimal. Die Uhr auf dem Kamin zeigte zwanzig nach elf.
    Als ich während einer der Pausen zur Tür kam, hörte ich eine aufgebrachte Stimme: »Macht endlich die gottverdammte Tür auf!« Jedenfalls verstand ich die dumpfe Stimme so.
    »Wer da?«, erkundigte ich mich über die Gegensprechanlage.
    Die Frauenstimme entgegnete: »Risqué.« Sie verzichtete auf die Technik und brüllte einfach durch die geschlossene Tür. Gleichwohl hörte ich sie kaum. Da ich nicht sicher war, ob ich jemandem öffnen wollte, der offenbar nichts vom Gebrauch technischer Hilfsmittel hielt, geschweige

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