Feenring (German Edition)
Damit ging sie ins Haus und schloss die Tür hinter sich.
Oh, Nana war so eine Wucht!
»Wie ihre Mutter« war so ziemlich das Überzeugendste, was sie hatte sagen können, und es stimmte sogar, bloß dass ich, als meine Mutter mich mit Nana hatte sitzen lassen, noch ein bisschen kleiner war als Beverley.
Geduldig sah ich mir das Video noch zweimal an – die Reportage schloss mit der dreimaligen Wiederholung wichtiger Ausschnitte der Vernichtung des Feenmanns – , dann riss ich mich zusammen und klickte es weg. Ich würde mir damit nur im Innersten wehtun, und meine Kolumne konnte ich mir nun auch nicht wieder vornehmen. Johnnys Art, mit Gefühlschaos umzugehen, hatte ihren Reiz. Aber hier war alles sauber. Geschrubbt und gewienert musste hier nicht werden. Also löschte ich fast alle Lampen und ging nach draußen. Auch wenn ich nicht so stark war wie ein Wær, gab es gewiss auch für mich etwas zu tun.
Im Auditorium scheuerten die einen den Boden, während andere auf der bereits gereinigten Seite Tische aufstellten. Doch kaum tauchte ich auf, hörten nach und nach alle zu arbeiten auf, sobald sie mich entdeckten. Sogar Johnny. Er sah sich um, blieb aber ruhig. Vermutlich wollte er genau wie ich abwarten, was als Nächstes geschehen würde. Sekunden vergingen, bis ich es nicht mehr aushielt und nach Mountain rief.
Mountain hatte gerade allein ein Futonsofa über die Bühne getragen, das er jetzt sachte abstellte, als hätte es nicht mehr Gewicht als ein Klappstuhl.
»Ich möchte mit Ihnen sprechen.«
Er neigte den Kopf und trat vor.
Da ich nicht wusste, was ich ihn fragen sollte, zögerte ich.
»Wo niemand lauschen kann, Miss Hexe?« regte er an.
»Ja.«
»Hier entlang.« Er führte mich nach hinten ins Konversationszimmer und schloss die Tür hinter uns. »Hier kann uns keiner zuhören.«
»Warum hören die auf zu arbeiten, sobald ich auftauche?«
»Sie werden die EV sein, also erweisen sie Ihnen Respekt. Sie wenden sich Ihnen zu, damit Sie ihre Augen sehen können.«
Mir gefiel, wie er den Titel abkürzte und ihn so wie einen Eigenamen klingen ließ. »Was, wenn ich will, dass sie weitermachen?«
»Sagen Sie ›Weitermachen‹«, entgegnete Mountain.
»Was, wenn ich helfen will?«
Er kicherte. »Die EV arbeitet nicht.«
»Aber wenn ich arbeiten will, Mountain … «
Hinter mir, in der Nähe der Treppe, hörte ich Menessos lachen. »Nimm ihn nicht auf den Arm.«
Ich drehte mich um, als die untere Tür, die neben Johnnys und meiner, klickend zufiel. Mountain wandte sich ab und wollte sich schnell zurückziehen. »Mountain«, rief Menessos.
»Boss?«
»Meine neueste Errungenschaft, ja?«
»Natürlich, Boss.« Mountain ging.
Ich wurde sauer. »Ich habe ihn nicht auf den Arm genommen.«
»Ich weiß.« Bei einer Lüge ertappt zu werden schien dem Vampir peinlich zu sein.
»Ist das mein Blut, das deine Wangen rötet?«
»Ja.« Wie der Wind schoss er die Treppenstufen zu meinem Zimmer hoch und blieb stehen. Dann warf er einen Blick übers Geländer und gab den Code ein. »Kommst du mit?«
»Ich ziehe es vor, nicht mit dir allein zu sein.«
»Nun gut.« Menessos öffnete die Tür. »Du kannst hier draußen warten.« Er trat ein.
Natürlich folgte ich ihm, stieß die Tür auf und marschierte schnurstracks in meine nahezu vollkommen dunklen Räumlichkeiten. Menessos tauchte hinter der Tür auf, knallte sie zu und hielt mich mit einer knochenbrecherischen Umarmung auf.
»Lass los.«
»Ich wollte dich nur daran erinnern, dass ich der Stärkere von uns beiden bin.
»Toll. Lass los.«
»Oh, Persephone! Verabscheust du meine Umarmung?« Er wirbelte mich unter der Tür herum. »Das Glück muss nach wie vor nicht schwer sein.«
Johnny hatte mich, abgesehen von den Tanzschritten während des Trainings, auch schon mal so umfasst. Dabei war ich mir wie eine Versagerin vorgekommen. Damals hatte ich mir vorgenommen, nie wieder in eine solche Zwangslage zu geraten. Also versteifte ich mich in seinem Griff. »Schieb dir dein Glück sonst wohin.«
»Ich weigere mich zu glauben, dass du das ernst meinst.«
»Ich hingegen weigere mich, deinen Worten allzu viel Glauben zu schenken.«
Darauf lockerte sich seine Umklammerung etwas. »Warum?«
Ich presste die Lippen zusammen. Freiwillig würde ich ihm nicht das Geringste sagen.
Er beugte sich vor – ich zuckte zurück – und fauchte: »Wenn du so schwierig bist, macht es am meisten Spaß.«
Ich tat, als falle ich in Ohnmacht. »Liebes Tagebuch, die drei
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