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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Augen gewöhnten sich an die grelle Beleuchtung, und ich konnte erkennen, dass die Tische vor allem mit Vampiren und Nährlingen besetzt schienen. Ich schätzte ihre Zahl auf ungefähr hundert. Mit Ausnahme von Risqué schien Schwarz an diesem Abend die erwünschte Farbe zu sein, oder die Gäste bevorzugten aus Liebe zum Klischee grundsätzlich dunkle Kleidung. Ich stellte mir vor, dass auch einige einfache Menschen da waren: hiesige Prominenz, Checker, Politiker.
    Aber Johnny war immer noch nirgends zu sehen. Hatte er sein »Hundekörbchen« entdeckt und sich geweigert, dieser Veranstaltung noch irgendwelche Beachtung zu schenken? Falls ja, konnte ich es ihm nicht verdenken.
    Ein weiteres geistiges Signal Menessos’ befahl mir, einige Schritte vor der Rampe stehen zu bleiben und mich dem Auditorium zuzuwenden. »Huldvoll lächeln«, sendete er. Dann »traf« mich – als wäre ich nicht schon gut genug zu sehen – ein Verfolger. Ringsum nahmen Vampire meine Witterung auf, während sie etwas von wegen Rosen und Wärme raunten.
    Links von mir an einem Tisch in der Reihe direkt vor der Bühne sah ich Sieben. Meine Vorgängerin. Neben ihr ein auf gesunde Weise gut aussehender Mann, bei dem es sich um Mark handeln musste. Er war athletisch und hatte die Statur eines Holzfällers, als wäre Muskelkraft Bestandteil des Gewerbes gewesen, dem er zu Lebzeiten nachgegangen war. Am Tisch rechts von mir entdeckte ich Heldridge, den hiesigen Herrn der Vampire und Besitzer des Blood Culture . Mehr konnte ich wegen des Scheinwerfers, der mir ins Gesicht schien, nicht erkennen.
    Menessos stand auf der Bühne und streckte die Hand aus. »Ich möchte Ihnen Persephone Isis Alcmedi vorstellen!«
    Als sie meinen Namen hörte, starrte Sieben mich an.
    »Fortan«, fuhr Menessos fort, »ist sie die Erus Veneficus dieser Zuflucht.«
    Ich wandte mich der Bühne zu und stieg vorsichtig die Stufen hinauf. Oben angekommen ergriff ich die Hand des Vampirs. Menessos wirbelte mich darauf im Kreis herum, eine Bewegung, auf die Risqué mich nicht vorbereitet hatte. Ich konnte mich kaum auf den Füßen halten.
    Von der linken Bühnenseite trat Mountain vor, der eine große Truhe aus Holz trug. Während er sie festhielt, klappte Menessos den Deckel auf und entnahm ihr einen roten Samtmantel. Dann legte er ihn mir um und rückte die Kapuze zurecht, bevor er erneut in die Truhe griff. Diesmal hielt er einen sehr viel kleineren Gegenstand hoch, und Mountain zog sich galant zurück.
    »Soll ich, Meister?«, fragte Goliath. Für die anderen war Menessos der Boss, Goliath jedoch nannte ihn stets seinen Meister.
    »Nein. Ich will ihr und allen Anwesenden zeigen, wie geehrt ich mich fühle, sie bei uns zu haben. Daher werde ich es ihr persönlich anlegen.« Damit ging er vor mir in die Hocke, sorgsam darauf bedacht, nicht vor mir auf ein Knie zu sinken. Trotzdem blieb dem einen oder anderen hörbar die Spucke weg. Dann hielt er das raffinierte scharlachrote Strumpfband bereit. Ich hob einen Fuß, balancierte irgendwie erfolgreich auf einem Bein, und er manövrierte das Symbol geschickt über den Stiefel und halbwegs meinen Oberschenkel hinauf.
    Das Strumpfband galt unter Hexen als Machtsymbol, in manchen Traditionslinien bezeichnete es die Hohepriesterin eines Konvents. Ich war sicher, dass diese Bedeutung den Vampiren oder wenigstens Menessos nicht entgangen war.
    Er kam hoch, nahm mich in die Arme und wirbelte mich beschwingt im Kreis herum. Kurz sah ich die Nahaufnahme unserer Gesichter über die Bildschirme flackern. Er grinste und rief: »Lasst uns feiern!«
    Die Saalbeleuchtung ging an, und wieder erklang Musik, diesmal jedoch kein Orchester. Jetzt wummerte Klubmusik aus den Lautsprechern. Die Bedienung trug Tabletts mit Stielgläsern für die Vampire auf und verteilte tiefrote Stumpenkerzen im Saal. »Mein aufrichtiger Dank für die Zurverfügungstellung der Getränke gilt Heldridge«, verkündete Menessos. Jubelrufe erfüllten das Theater.
    Er führte mich zu dem Sofa links von seinem Thron. Als ich saß, winkte er Goliath, und nachdem dieser sich in dem kleineren Ohrensessel niedergelassen hatte, nahm Menessos in der Mitte Platz.
    Risqué kam mit drei Gläsern auf einem Tablett die Treppenstufen herauf. Ihre goldblonden Ringellocken und ihr orange leuchtender Hintern boten sicher einen beachtlichen Anblick. Sie reichte das Tablett zuerst Menessos, dann Goliath, der ihr beiläufig in den Allerwertesten zwickte. Als sie zu mir kam, sagte sie: »Für

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