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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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gesehen wurde, auf der gewölbten Klobrille nicht den Halt zu verlieren – diese verflixten Stiefel – , und das alles ohne einen Laut, war kein leichtes Unterfangen.
    Ein Pluspunkt war, dass der Gesetzeshüter eine Taschenlampe hatte, in deren Lichtschein wir einander besser sehen konnten.
    Die Kabinentür öffnete sich. Im nächsten Augenblick hatte Menessos sie aufgerissen und den Polizisten gegen die gestrichenen Betonziegel dahinter geschleudert. Die Taschenlampe hatte er dem Mann auch abgenommen. Irgendwie schaffte Menessos es, den Polizisten festzuhalten und mit der Taschenlampe ihrer beider Gesichter anzuleuchten.
    »Hör zu, Sterblicher, ich werde dir nicht wehtun. Du musst nur tun, was ich dir sage.«
    Der Mann stöhnte mit glasigem Blick. »Ja.« Er sprach unverständlich, sein Mund stand sperrangelweit offen.
    »Du bringst uns jetzt zu deinem Auto … «
    »Aber man wird uns sehen«, unterbrach ich. Man hatte mich in dieser Nacht schon oft erkannt, und ohne den Mantel zeigte ich auch wieder jede Menge nackte Haut.
    Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, sagte Menessos: »Um ihn zu kontrollieren, muss ich ihn im Auge behalten. Um ihn auf eine Mission zu schicken, bin ich zu schwach.«
    »Ich nicht.« Ich griff nach Menessos’ Arm und entzog den Jaspissen und mir selbst Energie, um sie ihm zuzuführen.
    »Nein«, sagte er.
    »Sag ihm, er soll einen Streifenwagen runter ins Parkhaus fahren und den Kofferraum für uns aufmachen. Dann soll er uns eine Meile oder so die Straße hinunterfahren und irgendwo, wo uns keiner sieht, anhalten und uns absetzen.«
    »Das wird dich auspowern!«
    »Es wird nur die Jaspisse auspowern, die Xerxadrea mir gegeben hat. Das Wörtchen »nur« in meinem Satz war eine glatte Lüge.
    »Aber dann bist du schutzlos!«
    »Falsch.« Ich wedelte mit der Kette, an der Beaus Amulett baumelte, vor seiner Nase herum. »Ich kann niemanden seelisch beeinflussen. Du schon.« Ehe er weiteren Protest einlegen konnte, versorgte ich ihn mit der nötigen Energie.
    * * *
    Nachdem wir dem Kofferraum des Polizeiautos entstiegen waren und der Polizist davongebraust war, hielt Menessos schnell ein Taxi an. Kaum saßen wir drin, kam die unausbleibliche Frage. »Wohin?«
    »Public Square«, entgegnete Menessos.
    Der Taxifahrer fragte: » Holiday Inn Express oder Hyatt Regency , Sie Glückspilz?«
    Menessos beäugte mich flüchtig und prustete los.
    »Bringen Sie uns einfach zum Public Square«, blaffte ich.
    »Oh, klar, Trixie kommt zu spät zur Arbeit«, brummte der Taxifahrer betont.
    Obwohl Menessos gesagt hatte, die Feen würden uns höchstwahrscheinlich nicht in die Stadt folgen, suchte er durch die dunkel getönten Scheiben den Himmel ab. Ungeachtet der Tatsache, dass er immer noch vor sich hin lachte, war ich froh, dass er nachsah und den Himmel zufriedenstellend verwaist fand. Dann ließ er sich in den Sitz sinken und nahm meine Hand.
    »Wir müssen uns mal ausführlich über Schuhe und die Klamotten, die ich trage, unterhalten«, sagte ich.
    »Was immer du willst, sollst du haben.«
    Ich lehnte den Kopf an seine Schulter. »Vernünftige Klamotten, vernünftige Stiefel.« Ich war beglückt, dass er nicht widersprach. Dank des Energieverlusts fühlte ich mich, als hätte ich mich tagelang nicht ausgeruht und gerade einen Marathonlauf hinter mir. Aber diese Nacht war noch nicht vorbei. Ich musste mit Menessos und Johnny, mit beiden zusammen, über das sprechen, was Beau mir berichtet hatte. Ich würde einen Blick in den Kodex werfen, die Zauberformel entschlüsseln und alles vorbereiten müssen. Es hätte mir sicher geholfen, wenn Nana bei mir gewesen wäre, trotzdem verspürte ich nicht den Wunsch, sie von dem, was mir bevorstand, in Kenntnis zu setzen. Wenn ich raten sollte, wäre Seelenteilung bestimmt nichts, wobei sie mitziehen würde.
    Ich brauchte einfach Johnnys und Menessos’ Beistand. Wenn beide einverstanden waren, musste die Sache so schnell wie möglich über die Bühne gehen. Denn die Feen und der WEC erwarteten, dass ich ihnen Menessos Sonntagfrüh vor Tagesbeginn auslieferte.
    Xerxadrea war tot. Ihr Plan war gescheitert. Wir waren auf uns selbst gestellt. In meinem Innersten regte sich krampfhaft Trauer, aber ich drängte sie erneut zurück.
    Nach der Taxiuhr war es nahezu Mitternacht. Damit blieben uns noch etwas mehr als dreißig Stunden. Dreißig Stunden, um den Selenteilungszauber zu wirken, uns etwas für die Feen zu überlegen und unsere Pläne in die Tat umzusetzen. Ein

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