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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Sofort erkannte ich den verlangenden Blick der Warenfetischistin. »In denen bist du bestimmt so groß wie er.«
    Hinter ihr rappelte sich ihre Schwester auf. Ihre Wimperntusche war einseitig verlaufen, und sie konnte kaum stehen. »Oooh. Hübsch, kann man aber scheiße drin laufen, oder?«
    »Wo ist Johnny?« Und wo steckte eigentlich Menessos?
    Schwester Nummer eins bleckte die Zähne, was für ein Lächeln viel zu tückisch aussah. »Beschäftigt.«
    Als Nana Ares bekam, hatte ich ein paar Hundehandbücher gelesen. Es kam immer darauf an, Blickkontakt zu wahren, und um tadelnswertes Benehmen zu rügen, musste man mit strenger, tiefer Stimme sprechen, also tat ich beides. »Holt ihn mir.«
    »Friss Scheiße.«
    Diese Bank-Erbin hatte eine üble Ausdrucksweise. Mir war klar, dass ich nicht zurückkonnte. Sie versuchte, sich gegen mich zu behaupten. »Sofort.«
    »Oder was? Verhaust du mich dann mit ’ner Zeitung?«
    Ein Typ in der Menge brummte: »Ich würde dich jederzeit mal verhauen, Cammi.«
    Sie ignorierte ihn. Ich auch.
    »Pass auf, dass ich dich nicht mit der Nase drauf stoße.« Hätte ich doch bloß einen Talisman gegen Wære gehabt, der sie sich auf der Stelle selbst bepissen ließ. Wenn ich einen Zauberspruch für spontane Blasenschwäche gekannt hätte, der sie nicht gleich zu einer Teilverwandlung verdammt hätte, hätte ich unmöglich davon Abstand nehmen können, ihn einzusetzen. Mit ihrem Gesicht auf dem dreckigen Fußboden hätte es keinen Zweifel mehr daran gegeben, dass ich hier das Sagen hatte. Dumm war nur, dass, wenn ich das tat, der Rest des Rudels sich vermutlich auf mich stürzen und noch viel übler mit mir verfahren würde. Also musste ich deutlich streitbarer auftreten als sie.
    Da erklang neben uns ein abgrundtiefes Grollen. Cammi sah zuerst hin, als ein gigantischer, schwarzer Wolf auf den Tresen sprang und von einem Ende zum anderen stolzierte.
    Johnny.
    Überall in der Bar wurde Begeisterung laut. »Heil dem Domn Lup!« Leute hoben die Gläser. Die Leute, die mich bedrängten, hatten keine Bierhumpen oder Schnapsgläser und stießen stattdessen die bloßen Fäuste in die Luft. Johnny reckte die Schnauze und heulte lang und laut. Auf sein Wolfsgeheul hin wurde noch mehr getrunken, noch lauter gebrüllt und wurden noch mehr Fäuste geschüttelt.
    Cammi unterschritt meinen Mindestabstand und rief: »Was er in seiner neuen Rolle braucht, ist eine Wölfin aus dem Rudel, eine haita catea , und keine sange stricata wie dich … Bluthure!«
    Zwei in der Nähe stehende Frauen schnappten nach Luft und brachen in Gelächter aus. Sie lachten mich aus. Hatte ich, so wie ich hier im Dirty Dog stand, in einem festgeklebten Kleid, in glänzenden, roten Stiefeln und nachdem alle Welt live im Fernsehen gesehen hatte, wie Menessos von mir trank, überhaupt noch ein Recht, überrascht zu sein?
    Ich trat vor, unterschritt Cammis Mindestabstand und baute mich Nase an Nase vor ihr auf. Da alle die Ohren spitzten, verstummte allenthalben das Geschrei. Ich roch den Bourbon in ihrem Atem. »Er will mit mir zusammen sein, du musst dir einen anderen Knochen suchen, auf dem du herumkauen kannst. Aber merk dir eins: Von seiner neuen Rolle wissen du und das Rudel nur, weil er es so gewollt hat. Ich wusste es nicht ohne Grund zuerst.«
    Sie wollte mich schlagen. Doch Johnny belferte und grollte von der Bar herunter. Ich schnappte ihr Handgelenk und hielt sie fest. Entweder gelang es mir, sie zurückzuhalten, weil sie besoffen war, oder Johnnys Reaktion hielt sie auf. Aber darauf kam es nicht an; es erinnerte mich daran, dass Wærwölfe nur den respektierten, der sie dominierte.
    »Gib mir einen Grund«, rief ich. Der Fehdehandschuh.
    Sie riss sich los, verlor dabei aber den Halt und ruderte schwankend zurück. »Leg dich nicht mit dem Rudel an!«
    Ihr jämmerlicher Rückzug wandte das Blatt zu meinen Gunsten. Ich rückte nach. »Ich lege mich nicht mit dem Rudel an. Ich bin bloß hier, um mit Johnny zu sprechen, du legst dich mit mir an – das werde ich nicht hinnehmen.«
    Sie begriff, welchen Fehler sie mit ihrem Rückzug gemacht hatte, und versuchte, ihn wiedergutzumachen, indem sie festen Stand gewann. Zu spät. Ich hatte den verlorenen Boden sofort besetzt. »Wenn du’s mit einer Zauberformel versuchst, Hexe, bist du tot, ehe du genug Energie hast, um uns allen damit schaden zu können.«
    »Ich habe nicht vor, irgendwem zu schaden, aber wenn du mir nicht sofort aus den Augen gehst, garantiere ich dir, dass

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