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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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einzustreichen.«
    »Deshalb fliegen wir hier sicher nicht raus«, sagte der Prahler.
    »Im Unterschied zu Vampiren beziehen Wære nach ihrem Tod keine Gehaltsschecks mehr«, stellte Menessos klar.
    Die beiden Türsteher grollten drohend.
    »Schuldet ihr eurem Herrn keinen Gehorsam?« Menessos präsentierte den nächsten Hunderter. »Mir schon. Also, wer geht fragen?«
    »Wir sind keine Laufburschen für Blutsauger«, antwortete der Prahler.
    »Heute nur Angehörige des Rudels«, bemerkte Meister Proper.
    »Auf meiner Feier heute Abend waren fünf Angehörige eures Rudels«, prahlte Menessos zurück. »Bei mir musste keiner draußen bleiben.«
    Meister Proper schätzte Menessos noch mal ab und erkannte ihn vielleicht jetzt erst. Er verschränkte die Arme. »So läuft das nicht.«
    Wir hatten dafür keine Zeit. »Ich weiß, Ig ist tot«, platzte ich heraus. »Lassen Sie mich mit Johnny reden, dann sind Sie uns gleich wieder los.«
    Meister Proper und der Prahler sahen einander achselzuckend an.
    Ich stampfte auf. »Jemand soll fragen gehen!«
    »Es geht nicht um die Einlasskontrolle«, sagte Meister Proper. »Wir halten Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit auf.«
    »Ich weiß, wie ich mit Wæren umgehen muss«, grollte ich und drängte mich an den Kerlen vorbei. Diesmal versuchte mich keiner von ihnen aufzuhalten.
    In der Bar wimmelte es von Gästen, die lachten, tranken und tanzten – an unserem Ende schwoften zwei Frauen auf dem Tresen, von denen eine kaum noch stehen konnte, während die Männer ringsum nichts unternahmen, um den Umstand zu verhehlen, dass sie den beiden unter die kurzen Röcke starrten.
    Während ich mich dem anderen Ende der Bar näherte, konnte ich Johnny nirgends entdecken. Je dichter das Gedränge vor mir wurde, desto weniger schonend bahnte ich mir meinen Weg. Bis ich mich zur Raummitte durchgekämpft hatte, war ich mit meiner Geduld am Ende. Bier-, Whisky- und Kieferngeruch stach mir scharf in die Nase und verzehrte das letzte bisschen Mitgefühl für ihren Verlust.
    »Trauern Wærwölfe immer so?«, fragte ich mich.
    »Hexe!«, rief jemand.
    Abrupt hüllte Schweigen den Raum ein. Leute wichen vor mir zurück. Ganz in meiner Nähe jaulte beifällig ein Mann, doch er verstummte, als eine Frau ihm hart den Ellbogen in die Rippen rammte. Jemand hatte den Stecker aus der Musikbox gezogen.
    »Wo ist Johnny Newman?«, fragte ich.
    »Hexe, Hexe, Hexe.« Es begann als Flüstern, das bald viele Lippen aufgriffen und das zu einer Litanei anschwoll. Das Rudel rückte näher, kreiste mich ein, hielt aber eine Armlänge Abstand.
    Sie folgten den Verhaltensweisen des Rudels: sich sammeln, einkreisen, knurren, als wollten sie mich in die Ecke drängen. Ich machte ihnen nicht zum Vorwurf, dass sie mit einer solchen Machtdemonstration reagierten. Eine Hexe konnte sie durch simples Entfachen ihrer Energien zu einer lebenslangen, unvollständigen Verwandlung zwingen.
    Zu ihrem Glück war ich viel zu zerschlagen, um irgendwas zu entfachen.
    Meine Trumpfkarte: Sie waren alle mindestens halb betrunken, und ich hätte drauf gewettet, dass ein hoher Prozentsatz diese Marke längst deutlich hinter sich gelassen hatte. Wære waren schnell betrunken, high oder schluckten zu viele Tabletten. Also konnten sie vermutlich nicht mehr klar denken und würden womöglich eine Dummheit machen.
    »Du bist Johnnys Hexenfreundin?«, ließ sich eine böse, aber melodische Stimme hinter mir vernehmen. Hörte sich an, als sei die Frau nicht sicher, ob sie mich anklagen oder eine Frage stellen sollte.
    Es war eine der beiden Frauen, die auf der Theke getanzt hatten. Die andere Tänzerin klammerte sich an sie, um nicht vom Tresen zu fallen. Als sie mich ansahen, erkannte ich, dass sie Zwillinge waren.
    Sammi und Cammi Harding. Die beiden hatten Johnny nach dem Auftritt von Lycanthropia in der Rock Hall betatscht. »Ohne eure Lederpompons habe ich euch gar nicht erkannt.«
    Die Sprecherin streckte die Arme aus und sprang vom Tresen. Umstehende Männer fingen sie auf und sorgten dafür, dass sie sicher stand. Ihre Schwester kippte weniger anmutig vom Tresen, doch auch ihr sprangen Männer bei. Nummer eins drängte sich durch die Menge und beäugte mich flüchtig.
    Die beiden waren eineiig, unterschieden sich aber ihrer Kleidung und ihrem Charakter nach voneinander. Diese hier war angriffslustiger, daher nahm ich an, dass sie die war, die Johnnys Lippen versiegelt hatte.
    Sie strahlte reine Abscheu aus, bis sie meine Stiefel entdeckte.

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