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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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als ich sah, dass ihr Besen in zwei Stücke zerbrochen neben ihnen lag, blieb mir fast das Herz stehen.
    Ihre Robe qualmte, als gäbe sie den Dunst ab, der sie dann und wann umgab, wenn sie eine Treppe bewältigen musste. Allerdings fehlte die Absicht, die gewöhnlich dazugehörte.
    Ich lief zu ihr. Als ich sah, wie leichenblass sie war, kam ich aus dem Tritt.
    »Persephone … «, sagte sie. Das Rauschen des Wasserfalls unmittelbar hinter mir erschwerte es mir, sie zu verstehen. Dasselbe galt für den zweiten Satz Alarmsirenen, der gerade losging.
    »Ich bin hier, Eldrenne.« Ich ging neben ihr in die Knie. »Sag mir, was ich tun kann.«
    »Schließe das Einfallstor. Sperr die Feen aus dieser Welt aus. Die Feuerfee … ist durchgedreht.«
    »Was kann ich jetzt im Augenblick für dich tun?«
    »Nichts.«
    »Eldrenne … «
    »Feenfeuer«, sagte Xerxadrea und wies auf ihre Gewänder. »Es ist nicht wie herkömmliches Feuer.«
    Der Feuerball hatte mich treffen sollen. Doch das Amulett hatte ihn abgelenkt, da hatte er sie erwischt.
    Nicht Dämpfe hüllten sie ein, ihre Robe schwelte, und was ich hörte, war der Feueralarm. »Xerxadrea!« Nein! »Es tut mir so leid. Das Amulett, es … «
    »Die Feuerfee trifft immer. Sie wusste, was du da hast, und hat ihre Zauberformel entsprechend verändert.«
    »Aber … «
    »Ich habe das vorhergesehen, Kind.«
    »Was? Du wusstest es?« Sie war in die Bresche gesprungen. Sie hatte den Feuerball absichtlich auf sich gezogen. »Warum bist du dann gekommen?«
    Ihre Lippen waren blau, doch sie verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. »Besser ich als du.«
    Der Kloß, der mir im Hals saß, war so groß, dass ich kaum atmen konnte. Ich erinnerte mich daran, wie sie – in meinem Keller – genau das Gegenteil dazu gesagt hatte, dass ich die Lustrata war: »Besser du als ich.«
    »Das Problem ist«, fuhr sie fort, »dass der WEC dir die Schuld geben wird.« Ihre Lider schlossen sich flatternd, und ich befürchtete eine Sekunde lang das Schlimmste, doch dann schlug sie die Augen wieder auf. »Hauptsächlich Vilna. Aber es gibt einen Silberstreif … «
    »Eldrenne.« Ich hörte Sirenen. Polizei und Feuerwehr würden jeden Augenblick hier sein.
    »Ich hätte dich wieder in meinen Lucusi aufgenommen.«
    »Ich weiß.« Jedes Wort schmerzte, der Kloß schnürte mir die Kehle zu.
    »Ich hätte dich davor bewahrt, gebannt zu werden.«
    Meine Augen brannten, doch die Tränen der Verzweiflung flossen nicht. Eisig kalter Atem strömte in meine Lunge, schien den Kloß im Hals ein wenig zu verkleinern. »Ich werde ihnen zuvorkommen.« Ich drückte ihr tröstend die Hand. »Wir arbeiten daran.«
    »Dich kriegen sie nicht. Du bist zu gerissen.« Sie lächelte schwach. »Selbst jetzt sehe ich deinen Mantel … der dich sanft leuchtend umgibt wie ein Glorienschein. Denk an den Silberstreif.« Ein tiefer Atemzug folgte; ihr letzter. »Es war mir eine Ehre, euch gekannt zu haben.«
    »Oh, Xerx«, flüsterte Menessos.
    »Ich breche die Brücken hinter mir ab. Nimm meine Hand, während diese Welt vergeht.«
    Ich hielt ihre Hand doch längst. Spürte sie das denn nicht?
    »Geh, Xerxadrea«, flüsterte Menessos. »Verweile nicht länger. Jenseits der Brücke öffnen sich die Tore zum Sommerland.« Er klang beherrscht. Nicht unglücklich.
    Auch mich stärkten seine Worte. Der Kloß im Hals löste sich, und ich fand meine Stimme. »Der Herr und die Herrin erwarten dich, Xerxadrea. Lass dich in ihre weiten Arme sinken.«

24
    Xerxadrea war tot.
    Sie hatte sich für mich geopfert.
    Ich hatte sie nicht lange gekannt, und obwohl ich sie wirklich gemocht hatte, hatten wir einander nicht sehr nahegestanden. Doch ich kannte nur noch Trauer, die Zentnerlast auf meiner Brust und den unendlichen Tränenstrom. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, und obwohl es wehtat, fühlte es sich gut an, den Gefühlen freien Lauf zu lassen. Dann spürte ich Menessos’ warme Hand auf meinem Arm.
    »Komm.« Er zog mich hoch. »Wir müssen gehen.«
    »Ich kann sie nicht hier zurücklassen.« Sie war gestorben, um mich zu retten.
    »Wir können sie auch nicht mitnehmen. Man wird sie identifizieren und ihren Leuten übergeben.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein.« Es war grausam, sie so zurückzulassen …
    »Wird der Besen mich akzeptieren, Persephone?«, fragte Goliath.
    Sein Tonfall und mein Name ließen mich wieder zu mir kommen, und sofort wurde mir klar, dass wir nicht in Sicherheit waren. Ich verdrängte, was von meiner

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