Feenring (German Edition)
Seelennot noch übrig war. »Ich weiß nicht«, entgegnete ich und wischte mir übers Gesicht. »Was haben Sie vor?«
»Wenn er mich trägt, könnte ich den Mantel der Eldrenne anlegen und losfliegen, um die Feen von Ihnen beiden abzulenken, damit Sie sich absetzen können.«
Ich gab ihm den Besen. Er richtete ihn aus und ließ sich sachte darauf nieder. Der Besen blieb, wo er war, wollte ihn anscheinend nicht tragen. Er hielt ihn mir wieder hin. »Was soll ich jetzt tun, Herrin?«
»Augenblick«, sagte ich.
Während Goliath den Besen festhielt, legte ich meine Hand neben seine. »Erwache zum Leben und fliege Goliath, wohin er dich heute Nacht lenkt.« Der Besen kribbelte in meinem Griff, und das Borstenende scharrte gegen seine Füße. »Nehmen Sie mein Cape«, fügte ich hinzu, nahm es von meinen Schultern und befreite es von der samtenen Umhängetasche, die Xerxadrea mir gegeben hatte. »Sie werden wissen, dass sie sie getroffen haben, und die Rote Fee will vielleicht noch mal nachlegen.«
Ich legte ihm das Cape um und schielte nach der Öffnung über uns. Da kam mir eine Idee. »Wenn ich Ihnen die Robe der Eldrenne gebe, meinen Sie, Sie könnten das Loch damit abdecken?« Ich wies auf das Dach.
»Warum?«
»Damit die Schmetterlinge und Vögel nicht abhauen.«
»Zeitverschwendung«, erklärte er.
Menessos ergänzte: »Dieser Garten kann neue Schmetterlinge und Vögel importieren. Goliath kann ich nicht so leicht ersetzen.«
»Du hast recht.« Es stimmt, was er sagte; ich lenkte ein.
»Goliath, geh auf die zweite Ebene hinauf, versteck dich dort und brich erst auf, wenn die Polizei auftaucht, aber ehe man dich entdeckt. Das verschafft uns Zeit, um uns bereit zu machen. Wenn wir Glück haben, lenkst du die meisten Feen ab, aber ich bezweifle, dass sich alle an deine Fersen heften.«
»Ja, Herr.«
»Goliath«, fügte ich hinzu. »dieses Ding ist absichtsgesteuert, Siesollten also schnell fliegen wollen.«
Er grinste und zeigte seine Fänge. »Gut.«
Menessos und ich ließen die Regenwaldabteilung der botanischen Gärten hinter uns und passierten den verspiegelten Ausgang, an dem sich Besucher davon überzeugen konnten, dass keine Schmetterlinge auf ihnen gelandet waren, die sie womöglich mit hinaustragen würden. Wir hielten uns nicht damit auf.
»Was hast du vor?«, hakte ich nach.
»Wir müssen zurück in die Innenstadt, wo es keine Bäume gibt, die die Feen vor ihren Allergien schützen.«
Die Ausschläge an Aquulas Leib waren ein Hinweis darauf gewesen, dass ihre Allergie gegen Asphalt bereits stark zugenommen hatte. Also mussten sie direkt aus dem Himmel in die Gärten hinabgestürzt sein, wo die üppig gedeihende Vegetation sie abschirmte. Schlecht war, dass es in dieser Gegend überall Bäume gab. »Zu Fuß?«
»Nein, wir stehlen ein Auto.«
»Aber außer den Autos der Einsatzkräfte gibt es hier keine.«
»Genau.«
»Du meinst, wir klauen einen Streifenwagen?«
»Ein Taxi können wir schlecht rufen.«
»Wenn wir es ein Stück die Straße runter schaffen könnten … «
Menessos zog mich aufs Männerklo und um die Sichtschutzmauer herum. Abgesehen vom Lichtstreifen der Notbeleuchtung unter dem Türspalt war es dort stockfinster. »Wir können es nicht darauf ankommen lassen, uns unter Bäumen zu bewegen«, zischte er hitzig, »und die Straßen hier sind von Bäumen gesäumt! Wir müssen nehmen, was vor der Tür parkt.«
»Das könnte ein Feuerwehrauto sein!«
Er zuckte die Achseln und legte einen Finger an die Lippen, dann manövrierte er mich in eine Toilettenkabine. »Steig aufs Klo«, flüsterte er.
Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, also tat ich, was er gesagt hatte, jedenfalls so gut wie. Ich platzierte eine meiner Plateausohlen auf dem Rand der Klobrille. »Was hast du vor?«, flüsterte ich zurück.
Menessos schloss die Kabinentür. Ich streckte die Hand aus und machte sie wieder auf.
»Was wirst du tun?«, verlangte ich zu wissen.
»Was immer erforderlich ist, um uns sicher hier rauszubringen.«
»Menessos. Du musst keinen Gesetzeshüter umbringen.«
Er hob dramatisch eine Braue. »Habe ich gesagt, dass ich irgendwen umbringen will?«
Als die Tür zur Herrentoilette aufging, eilte Menessos zu mir in die Kabine. Ich griff nach dem oberen Ende der Trennwand und zog mich daran hoch, stützte mich auf einer Seite der Klobrille ab und ließ ihm genug Platz auf der anderen Seite, damit er es mir gleichtun konnte. Den Kopf so einzuziehen, dass ich nicht
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