Feentod
erschrak. Es war schon Viertel vor elf. Staff startete den Wagen und fuhr bis kurz vor Norayas Haus. Den Rest wollte sie lieber zu Fuà gehen. Nicht, dass ihr Vater sie aus dem knallorangenen Auto eines fremden Jungen steigen sah. Das würde eine Katastrophe geben.
Zum Abschied küssten sie sich noch einmal sehr lang und Staff rief ihr zu: »Bis morgen, du schöner Engel.«
Noraya lag in ihrem Bett und bekam kein Auge zu. Jedes Mal, wenn sie sie schloss, sah sie sofort wieder Staff vor sich. Wie er sie ansah und wie sie sich küssten. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Wenn es das war, was Alina im akut verliebten Zustand immer so austicken lieÃ, dann konnte Noraya sie fast ein bisschen verstehen.
Kein Wunder, dass man da alles andere vergisst. Oder zumindest fast vergisst, sagte sich Noraya leise. Denn der Gedanke an Alina versetzte ihr sofort einen kleinen Stich. Glückstaumel hin oder her. Normalerweise wäre Alina die Erste gewesen, der sie von Staff erzählt hätte.
Aber was zum Teufel, fiel es Noraya beim Gedanken an Alina wieder ein, war heute bloà mit Kati passiert? Sie sah sie wieder vor sich â ihre hasserfüllten Augen, ihr blasses Gesicht. Was habe ich der getan, dass die so über mich herfällt? Hatte Alina sie am Ende aufgehetzt? Und ihr, genau wie Hagen, irgendwelche Lügengeschichten über mich erzählt? Noraya stockte der Atem, als sie sich das ausmalte. Aber sie wollte diesen Gedanken nicht weiterspinnen. Warum auch? Es war sowieso sinnlos. Alinas Verhalten war für sie zu einem Buch mit sieben Siegeln geworden. Unerklärliches geschah und Noraya wusste, dass sie in dieser Nacht ganz sicher nicht dahinterkommen würde. Genauso wenig, wie sie heute dahintergekommen war, wer der Schatten war und warum er sie verfolgte.
20.
A lina, würdest du mir bitte eine Minute zuhören?« Noraya hatte sich so vor ihre Freundin gestellt, dass die den Raum nicht verlassen konnte. Die anderen aus der Klasse waren direkt nach Stundenschluss nach drauÃen geeilt und nun waren sie allein im Raum.
»Wie soll ich was hören, wenn ein Niemand zu mir spricht«, zischte Alina Noraya böse an und versuchte, sich einen Weg an ihr vorbei zu bahnen.
»Fuck.« Noraya spürte, wie sie allmählich aus der Haut fuhr. »Bist du vielleicht auf Drogen? Du tust ja gerade so, als ob ich dir sonst was angetan hätte.« Alina sah an die Zimmerdecke.
»Alina«, Noraya holte tief Luft. »Ich nehme hiermit zurück, was ich über Hagen gesagt habe. Er ist bestimmt genau der Richtige für dich. Ich wollte dich nicht verletzen. Wenn ich was Fieses gesagt habe, dann tut es mir leid. Aber ich weià noch nicht einmal, was es gewesen sein könnte. Sprich mit mir darüber! Bitte gib uns eine Chance! Ich leide ohne Ende unter dieser Funkstille!« Noraya versuchte, Alina zu berühren, doch die zog sofort ihren Arm weg und richtete ihren Blick weiter an Noraya vorbei. Aber jetzt sah Noraya, dass Alinas Augen feucht schimmerten.
»Sogar Hagen würde gerne wissen, warum wir zwei so zerstritten sind.«
Noraya hatte den letzten Satz geflüstert und sie fuhr erschrocken zusammen, als Alina ihr fast an die Gurgel sprang und schrie: »Du bist so ein hinterfotziges Aas! Lass die Finger von meinem Typen. Er will dich nicht, hörst du. Er will mich! Es ist unfassbar, wie du dich verhältst!« Zornig stieà sie Noraya gegen den Türrahmen und stürmte nach drauÃen.
Nach dieser verbalen Eisdusche sehnte sich Noraya noch stärker danach, dass es endlich Nachmittag wurde. Sie würde nicht nur Staff wiedersehen, sondern auch noch ihre erste Aufnahmesession mit Engelhauch erleben.
Mit einer gehörigen Portion Aufregung im Bauch und voller Vorfreude auf Staff, machte sie sich auf den Weg zum Jugendzentrum.
Dort herrschte reger Betrieb. Gleich im Eingangsbereich stand ein Kicker, an dem sich vier Kinder ein lautstarkes Duell lieferten. Noraya blieb eine Weile stehen und sah zu. Dann kamen auch schon Chris und Gereon und nur kurz darauf Vale mit Anton.
»Staff noch nicht da?«, wollte er wissen. Noraya schüttelte den Kopf.
»Lasst uns schon mal reingehen und unsere Instrumente auspacken«, schlug Chris vor und sie steuerten Richtung Aufnahmeraum. Noraya, die ja nichts als ihre Stimme »auszupacken« hatte, sang sich währenddessen ein.
Als es schon fast 17 Uhr war und Staff immer noch nicht aufgetaucht war,
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