Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feentod

Feentod

Titel: Feentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
Vom Netzwerk:
Als ihr das bewusst wurde, erfasste sie ein leichter Schwindel und an der Wärme ihrer Wangen konnte sie spüren, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Auch Staff schien ein bisschen überrascht darüber, dass er Noraya vor der versammelten Band geküsst hatte. Verlegen starrte er auf den Boden und Noraya beeilte sich, die spannungsgeladene Situation zu beenden.
    Schnell schnappte sie sich ihre Tasche und sagte mit belegter Stimme: »Wartest du hier? Bin gleich wieder da.« Dann hastete sie durch die Tür zur Künstlergarderobe.
    Mara hatte gesagt, dass es im hinteren Teil auch eigene Toiletten für die Künstler gab. Irgendwo hier mussten sie sein. Noraya hatte alle Mühe, sich zu beruhigen. Ihr Herz klopfte weiterhin viel zu schnell und auf ihren Lippen konnte sie Staffs Kuss noch spüren. Sie sah sich um. Durch den Zuschauerraum, zu den öffentlichen Toiletten, wollte sie nicht gehen. Viel zu groß war ihre Angst, dort im Gedränge dem Schatten zu begegnen.
    Sie öffnete eine schwere Eisentür, die mit Notausgang beschriftet war, und landete in einem dunklen Flur. Klirrend gingen die Neonleuchten an. Noraya fröstelte leicht. Auf der Bühne hatte sie unter dem Scheinwerferlicht geschwitzt und hier wehte ein kühler Wind. Auf ihren nackten Armen bildete sich Gänsehaut. Die erste Tür, die von dem fensterlosen Gang abging, war verschlossen. Als sich auch die zweite Tür nicht öffnen ließ, überkamen sie Zweifel, dass sie richtig war. Sie lief zurück.
    Aber als sie die Eisentür, durch die sie in den Gang gelangt war, öffnen wollte, rührte auch diese sich nicht. Schnell erkannte sie, warum. Es gab nur einen Knauf und keine Klinke. Von dieser Seite aus konnte man sie nur mit einem Schlüssel öffnen.
    Haben sie mich jetzt etwa hier eingeschlossen? Rasch hastete sie zu der Tür, die am Ende des Gangs lag und nach draußen führte. Noraya atmete erleichtert auf, als sie spürte, wie die Tür aufging. Mit einem Mal stand sie draußen, seitlich des Kinos. Es roch nach Abfall und hatte bereits angefangen zu dämmern.
    An ein paar Rauchern vorbei bahnte sich Noraya den Weg über den Parkplatz auf den Eingang zu. Plötzlich hielt sie jemand von hinten am Arm fest. Sie fuhr zusammen und konnte nur mit Mühe einen Schrei unterdrücken. Der Schatten!
    Â»Hoppla. So schreckhaft?«, ertönte eine Frauenstimme. Eine, die Noraya kannte. Sie drehte sich um und schaute in Katis blasses Gesicht.
    Â»Hast dich ja ganz schön aufgebrezelt, Nora.« Verächtlich musterte Kati ihr Outfit. »Machst wohl jetzt Faris’ Bruder Tarek an, was?«
    Â»Hä? Tickst du noch ganz richtig? Was soll der Spruch?« Noraya war völlig perplex.
    Â»Tu doch nicht so. Ich weiß doch, dass was zwischen dir und Faris kurz vor seinem Sturz gelaufen ist. Und jetzt, wo Faris ausfällt, krallst du dir seinen Bruder. Du hast wohl gar keine Skrupel?«
    Â»Ich weiß überhaupt nicht, was das hier soll? Lass mich in Ruhe!«, rief Noraya und versuchte, sich loszureißen. Doch Kati hielt sie fest.
    Â»Faris wollte eh nur ’ne schnelle Nummer mit dir, Nora. Der steht nicht auf feste Beziehungen. Und Tarek, der ist schon vergeben. Lass also die Finger von beiden.«
    Â»Du bist ja total gaga«, fuhr Noraya sie an. Das Mitleid, das sie noch vor einigen Tagen mit Kati empfunden hatte, war wie weggeblasen. »Möchte gerne mal wissen, was du so alles auf dem Festival getrieben hast in der Nacht, als es passiert ist.«
    Â»Na? Was genau, glaubst du, werde ich gemacht haben?« Kati verschränkte ihre Arme vor der Brust und starrte Noraya feindselig an.
    Â»Vielleicht bist du ja Faris begegnet. Und er wollte dich nicht. Und dann hast du ihn runtergestoßen.« Noraya hatte diese drei Sätze leise und langsam gesagt. Ohne vorher darüber nachzudenken, waren die Worte aus ihr herausgekommen. Als sie nun aber Katis Gesichtsausdruck sah, wünschte sie, sie hätte den Mund gehalten. Kati war noch bleicher geworden, als sie ohnehin schon war. Ihre Augen verdunkelten sich und ihre Unterlippe zitterte. Wortlos drehte sie sich um und stiefelte davon.
    Â»Kati, warte«, rief Noraya ihr noch nach. Aber es war zwecklos. An ihren hochgezogenen Schultern konnte Noraya sehen, dass sie Kati mitten ins Herz getroffen hatte.
    Was habe ich da bloß angerichtet, dachte sie und war von sich selbst geschockt. Warum habe ich

Weitere Kostenlose Bücher