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Feentod

Feentod

Titel: Feentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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erinnerte Gereon Noraya an ihr Versprechen. »Jetzt, da wir unter uns sind, darf ich doch bestimmt noch mal nachhaken, was du genau für Probleme hast, Nora?«
    Â»Ã„h«, stockte Noraya. Auch wenn sie Gereons Interesse ehrlich freute, fühlte sie sich dennoch etwas überrumpelt. »Das ist eine längere Geschichte«, begann sie und blickte ihn unsicher an.
    Â»Es hat was damit zu tun, dass dein Vater kein Deutscher ist, oder?«, hakte Gereon vorsichtig nach. Mittlerweile hatten sich alle Jungs um Noraya versammelt und hörten interessiert zu.
    Nach einigen Sekunden des Zögerns fasste sie sich ein Herz und begann: »Also, wie ihr wisst, ist mein Vater Tunesier. Und das ist eigentlich schon das Problem. Er meint, dass die Ehre unverheirateter Töchter von ihren Vätern besonders geschützt werden muss. Deshalb darf ich nicht mit Jungen ausgehen, am Abend nur fort, wenn er genau weiß, wohin und mit wem. Ich darf keine kurzen Röcke tragen oder Oberteile mit tiefem Dekolleté, rauchen und trinken darf ich schon gar nicht, und Sängerin in einer Band sein, das dürfte ich niemals«, erklärte sie.
    Â»Krass. Der weiß also gar nichts von Engelhauch?«
    Noraya nickte. »Und wenn er davon Wind bekäme, dann würde er mich auf ein Internat nach Tunesien verfrachten.«
    Â»Also das ist echt Hammer!« Anton schaute Noraya mitfühlend an.
    Â»Du machst gar nicht den Eindruck, dass du eine strenggläubige Muslima bist«, warf Chris ein.
    Â»Bin ich ja auch gar nicht«, entgegnete Noraya. »Außerdem ist meine Mutter Deutsche, meine Geschwister und ich, wir sind in Deutschland geboren. Wir fühlen uns total deutsch. Mein Arabisch ist absolut schlecht. Kindergartenniveau. Und schreiben kann ich es schon gar nicht.«
    Â»Aber warum macht dann deine Mutter diesen Zirkus mit?«, warf Chris ein.
    Noraya überlegte kurz. Wie oft hatte sie sich diese Frage schon selbst gestellt und wie viel häufiger noch hatte sie sich gewünscht, dass es anders wäre. »Weil sie auch Angst hat, dass mein Vater völlig ausflippt, wenn sie gegen ihn anredet.«
    Â»Jetzt kapiere ich auch, warum du häufig so Probleme mit unseren Bandterminen hast«, sagte Gereon und legte ihr freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. Auch die anderen reagierten verständnisvoll.
    Zu Norayas Erstaunen fühlte sich ihr Mitgefühl gar nicht so falsch an, wie sie immer befürchtet hatte. Im Gegenteil, es fühlte sich richtig gut an. Ohne länger darüber nachzudenken, folgte sie ihrem Instinkt und begann, ihnen auch ihr letztes Geheimnis anzuvertrauen. »Leider ist jetzt noch was dazugekommen. Ich weiß nicht, wie ich es nennen soll. Ich glaube, ich werde von einem Typen gestalkt.«
    Vale blickte Noraya erstaunt an, aber sie fuhr einfach fort: »Der scheint genau zu wissen, was für Probleme ich daheim habe, und erpresst mich damit. Angefangen hat es mit einem Foto. Oder nein?« Noraya erinnerte sich zurück. »Nein. Mit dem Luftballon hat es begonnen. Der Zettel, der da dranhing, der war an mich adressiert. Das habe ich aber auch erst jetzt gerafft!«
    Â»Luftballon mit Zettel?«, fragte Chris.
    Aber Anton mischte sich ein: »Da lag doch nach unserem Konzert ein schwarzer Luftballon mit Liebesgefasel backstage. Den meinst du, oder?«
    Â»Genau der«, nickte Noraya und begann schnell zu erzählen, bevor sie der Mut verließ. Vom Foto, vom Engel und davon, dass sie sich verfolgt fühlte.
    Â»Aber warum erzählst du das niemandem? Wirklich, Noraya, das muss man der Polizei melden. So Typen sind gestört!« Hinter Vale fiel die Tür ins Schloss.
    Noraya blickte erschrocken auf. Es war Staff. Sie wusste nicht, wie lange er schon dastand. Hatte er etwa alles mit angehört? Ihr Herz begann, kräftig zu schlagen, und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als sofort dieses Schattenthema zu beenden. Am Ende dachte Staff noch, sie wäre eine von der Sorte, die andauernd nur über ihre Probleme redet!
    Â»Sorry für die kleine Verspätung«, sagte er und musste sich räuspern. »Störe ich gerade bei wichtigen Bandgesprächen? Dann kann ich auch wieder …«
    Â»Nein, bleib«, fiel ihm Noraya ins Wort. »Wir sollten anfangen. Ich schätze, unsere Studio-Zeit ist knapp bemessen?«
    Â»Leider ja«, bestätigte Staff und schaute sie eindringlich an. Etwas Seltsames lag in seinem

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