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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ihnen.«
    Lea stand auf, ganz Anmut und undurchdringliche Miene.
    »Auch das übersteigt meine Fähigkeiten.«
    »Ich muss mit ihnen sprechen.«
    »Das ist mir klar«, sagte Lea, »doch ich kann dich nicht zu ihnen bringen. Das steht nicht in meiner Macht. Vielleicht wäre dies Mab oder Titania möglich, aber die sind jetzt anderweitig beschäftigt.«
    »Na, wundervoll«, murmelte ich. »Wie komme ich jetzt zu ihnen?«
    »Man geht nicht einfach zu den Müttern, mein Junge. Man kann nur einer Einladung folgen.« Sie runzelte leicht die Stirn. »Ich kann nichts weiter tun, um dir zu helfen. Die geringeren Kräfte müssen ihren Platz an den Seiten der Königinnen einnehmen, und ich werde bald gebraucht.«
    »Du gehst fort?«
    Sie nickte, kam einen Schritt auf mich zu und küsste mich auf die Stirn. Es war nur ein Kuss, eine leichte Berührung weicher Lippen auf meiner Haut. Dann trat sie zurück und legte eine Hand auf den Messergriff. »Sei vorsichtig und beeile dich. Vergiss nicht – Sonnenuntergang.« Sie hielt inne und sah mich schräg an. »Außerdem musst du dir mal die Haare schneiden lassen. Du siehst aus wie eine Pusteblume.«
    Damit schritt sie in den See hinaus und verschmolz mit dem aufgewühlten Wasser.
    »Na, wundervoll«, murmelte ich erneut. Mit einem Fußtritt beförderte ich einen Stein in den See. »Einfach wundervoll. Ich habe bis Sonnenuntergang Zeit, ich weiß überhaupt nichts, und die Leute, mit denen ich reden müsste, sind nicht zu sprechen.« Ich hob einen weiteren Stein auf und schleuderte ihn, so fest ich konnte, ins Wasser. Der prasselnde Regen übertönte das Platschen.
    Dann drehte ich mich um und lief in Donner und Regen zum Käfer zurück. Inzwischen konnte ich die Umrisse der Bäume etwas deutlicher erkennen. Anscheinend begann irgendwo hinter den Wolken schon die Dämmerung.
    Ich setzte mich ans Lenkrad meines braven Autos, steckte den Schlüssel ins Zündschloss und startete den Motor.
    Der verbeulte alte Volkswagen keuchte einmal und ruckelte heftig, ohne dass ein Gang eingelegt gewesen wäre, und das Innere füllte sich mit Rauch. Hustend stieg ich aus, entriegelte die Motorhaube und öffnete sie. Schwarzer Rauch wallte heraus, irgendwo entdeckte ich sogar eine offene Flamme, die ein Stück des Motors fraß. Rasch sprang ich nach vorn zum Kofferraum, holte den Feuerlöscher und bekämpfte den Brand. Dann stand ich müde und mit schmerzenden Knochen im Regen und starrte meinen ausgebrannten Motor an.
    Dämmerung. Mittsommer. Also blieben noch etwa fünfzehn Stunden, um mir zu überlegen, wie ich die Mütter erreichen konnte. Irgendwie glaubte ich nicht, dass ihre Nummern im Telefonbuch standen. Und selbst wenn – mein Besuch des Schlachtfeldes vor dem Steintisch hatte mir gezeigt, dass die Königinnen erheblich mehr Macht besaßen, als ich es mir je hätte träumen lassen. Allein ihre Gegenwart hatte mich aus einer Meile Entfernung beinahe umgeworfen, und die Mütter waren noch einmal eine ganze Größenordnung stärker als Mab und Titania.
    Mir blieben fünfzehn Stunden, um den Mörder zu finden und dem Sommerhof den Umhang des Sommerritters zurückzubringen. Außerdem musste ich noch einen Krieg verhindern, der irgendwo an einem verrückten Ort zwischen dieser Welt und der Geisterwelt auszubrechen drohte, obwohl ich nicht einmal eine Ahnung hatte, wie ich dorthin gelangen konnte.
    Mal ganz davon abgesehen, dass mein Auto schon wieder kaputt war.
    »Das geht über deine Kräfte«, murmelte ich. »Harry, das ist eine Nummer zu groß für dich allein.«
    Der Rat. Ich sollte mit Ebenezar Verbindung aufnehmen und ihm erzählen, was im Gange war. Die Sache war zu gefährlich, um durch engstirniges Festhalten an den Protokollen des Rates das Fass zum Überlaufen zu bringen. Vielleicht hatte ich Glück, und der Rat würde mir erstens glauben und zweitens beschließen, mir zu helfen.
    Genau. Vielleicht konnte ich sogar fliegen, wenn ich mir nur genug Federn auf die Arme klebte.

24. Kapitel
     
     
    Ich untersuchte mein Auto noch einige Minuten lang, nahm ein paar Dinge an mich und marschierte zur nächsten Tankstelle. Von dort aus rief ich ein Abschleppunternehmen an und fuhr mit dem Taxi nach Hause. Dank Meryls Vorschuss konnte ich den Fahrer sogar bezahlen.
    Daheim holte ich mir eine Cola aus der Eiskiste, stellte Mister frisches Futter und Wasser hin und wechselte seine Katzenstreu. Erst als ich unter der Spüle herumgewühlt und eine Flasche mit Geschirrspülmittel aufgetrieben

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