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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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hatte, wurde mir klar, dass ich dabei war, mich zu drücken.
    Daher funkelte ich das Telefon an und sagte mir selbst: »Hochmut kommt vor dem Fall, Harry. Falscher Stolz ist schlecht. Er kann dich dazu bringen, Dummheiten zu machen.«
    Also holte ich tief Luft und kippte die Cola hinunter, dann hob ich ab und wählte die Nummer, die Morgan mir gegeben hatte.
    Es hatte gerade ein einziges Mal geklingelt, da hob schon jemand ab, und ein Mann meldete sich. »Wer ist da?«
    »Dresden hier. Ich muss mit Ebenezar McCoy sprechen.«
    »Einen Augenblick.« Dann hörte ich nichts mehr. Vermutlich hatte mein Gesprächspartner die Hand auf den Hörer gelegt.
    »Demnach haben Sie also versagt, Dresden«, meldete Morgan sich schließlich. Sein Tonfall verriet, wie breit und selbstgefällig er grinste. »Bleiben Sie, wo Sie sind, bis die Hüter kommen und Sie vor den Ältestenrat bringen, der das Urteil sprechen wird.«
    Ich verkniff mir ein paar kreative Flüche. »Ich habe ganz und gar nicht versagt. Allerdings bin ich auf Informationen gestoßen, die den Ältestenrat interessieren dürften.« Schon ist dein Stolz dahin, Harry. »Außerdem brauche ich Hilfe. Die Sache ist zu groß, als dass ein einziger Mensch damit fertig würde. Ich benötige einige Informationen und Unterstützung, wenn ich die Angelegenheit in Ordnung bringen soll.«
    »Es geht immer nur um Sie, was?« Jetzt klang Morgans Stimme bitter. »Sie sind die Ausnahme für jede Regel. Sie dürfen die Gesetze brechen und den Rat verhöhnen, Sie können jeden Urteilsspruch ignorieren, weil Sie zu wichtig sind, um sich der Autorität zu fügen.«
    »Damit hat es nichts zu tun«, sagte ich. »Bei den Toren der Hölle, nun ziehen Sie doch mal den Kopf aus Ihrem Arsch. Im Feenreich ist die Macht im Ungleichgewicht, und es sieht so aus, als könnte es zur Explosion kommen, wenn nicht bald etwas geschieht. Diese Sache ist größer als ich und wichtiger als die Protokolle des Rates.«
    Morgan kreischte mich so bösartig an, dass ich unwillkürlich zusammenzuckte. »Wer sind Sie, dass Sie darüber urteilen wollen? Sie sind ein Niemand, Dresden! Ein Nichts sind Sie!« Er schnaufte erregt. »Viel zu lange haben Sie sich schon über die Regeln des Rates hinweggesetzt. Das ist vorbei. Keine Ausnahmen mehr, keine Verzögerungen, keine letzte Chance.«
    »Morgan«, setzte ich an. »Ich muss nur mit Ebenezar sprechen. Lassen Sie ihn selbst entscheiden, ob…«
    »Nein«, sagte Morgan.
    »Wie bitte?«
    »Nein. Dieses Mal werden Sie der Gerechtigkeit nicht entgehen, Sie Schlange. Dies ist Ihre Prüfung. Sie werden sie durchstehen, ohne zu versuchen, das Urteil des Ältestenrats zu beeinflussen.«
    »Morgan, das ist doch verrückt…«
    »Nein! Verrückt war es, Sie überhaupt am Leben zu lassen, als Sie noch ein Junge waren. DuMornes mörderischer Lehrling. Es war auch verrückt, Sie vor zwei Jahren aus dem brennenden Haus zu retten.« Dann sprach er leise weiter, ein beunruhigender Kontrast zu seinem vorherigen Tonfall. »Jemand, der mir sehr wichtig war, hat sich in Archangelsk aufgehalten. Dieses Mal werden Ihre Lügen Sie nicht vor dem retten, was Ihnen droht.«
    Damit legte er auf.
    Fassungslos starrte ich den Hörer an, dann knurrte ich wütend und knallte ihn immer wieder auf das Tischchen, bis das Plastik in meinen Händen zerbrach. Es tat weh. Ich hob das Telefon auf und warf es gegen die Steine des Kamins. Es ging entzwei, die Glocke schellte wie betrunken. Dann trat ich wie ein Berserker gegen verschiedene Gegenstände in meinem chaotischen Wohnzimmer und ließ alte Kisten, leere Coladosen, Bücher, Papiere und erschrockene Küchenschaben umherfliegen. Nach ein paar Minuten stand ich keuchend da, und die blinde, frustrierte Wut wich allmählich von mir.
    »So ein Schweinehund«, brüllte ich. »Dieser unverbesserliche, heuchlerische, selbstgerechte Schweinehund.«
    Ich musste mich abkühlen, und die Dusche schien das Mittel der Wahl. Gleich darauf stand ich unter dem kalten Wasser und versuchte, den Schweiß und die Furcht des vergangenen Tages abzuwaschen. Beinahe rechnete ich schon damit, dass sich das Wasser bei der Berührung mit meiner Haut sofort in Dampf verwandelte, doch es spülte meine Wut fort. Es tat gut, mich auf alltägliche Dinge zu konzentrieren – das Wasser, die Seife, spülen, Shampoo in die Haare massieren, spülen. Als ich fertig war und zitternd aus der Dusche stieg, fühlte ich mich fast wieder normal.
    Es gab keine Möglichkeit, direkt mit Ebenezar

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