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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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an denen noch der Schlamm klebte, öffnete ich den Verschluss meines Armbands. »Nein, das werde ich nicht tun.«
    Der Türhüter betrachtete mich einen Moment lang schweigend. »Dann werde ich nicht gegen Sie stimmen.«
    Es lief mir kalt den Rücken hinunter. »Oh. Sonst hätten Sie es getan?«
    »Wären Sie weggelaufen, dann hätte ich Sie persönlich getötet.«
    Nun starrte ich ihn an. »Warum?«
    Leise und fest, wenngleich nicht unfreundlich antwortete er mir. »Weil es genau darauf hinausgelaufen wäre, wenn ich gegen Sie gestimmt hätte. Mir scheint nun aber, ich sollte die volle Verantwortung für diese Entscheidung auf mich nehmen, statt mich hinter dem Protokoll des Rates zu verstecken.«
    Ich legte das Armband an und schob die Füße in die Stiefel. »Tja, vielen Dank auch, dass Sie mich nicht töten. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich habe zu tun.«
    »Ja«, sagte der Türhüter und hielt mir einen kleinen Samtbeutel hin. »Nehmen Sie das. Vielleicht können Sie es brauchen.«
    Misstrauisch nahm ich den Beutel. Drinnen fand ich ein kleines Glastöpfchen mit einer braunen Creme und ein Stück grauen Stein in einem schönen, silbrigen Tuch. »Was ist das?«
    »Eine Salbe für die Augen«, erklärte er mir. »Das ist angenehmer für die Nerven als der Magierblick, wenn man die Schleier und Zauber der Sidhe durchschauen will.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. Getrocknete Schlammbröckchen rieselten mir durch die Wimpern, und ich musste blinzeln. »Na schön. Und der Stein?«
    »Das ist ein Stück vom Steintisch«, sagte er. »Es zeigt Ihnen den Weg, auf dem Sie hinkommen.«
    Wieder blinzelte ich, dieses Mal überrascht. »Sie helfen mir?«
    »Das wäre eine Einmischung in die Prüfung«, widersprach er. »Wie ich es sehe, sorge ich nur dafür, dass die Prüfung ihren krönenden Abschluss finden kann.«
    »Wenn Sie mir bloß den Stein gegeben hätten, dann würde ich das glauben. Aber die Salbe ist ein ganz anderes Kapitel. Sie mischen sich ein. Der Rat würde ausflippen, wenn er es wüsste.«
    Der Türhüter seufzte. »Magier Dresden, ich habe dies noch nie gesagt, und ich glaube nicht, dass ich es jemals wiederholen werde.« Er beugte sich vor, bis ich sein hageres Gesicht undeutlich in der Kapuze erkennen konnte. Ein Auge blitzte belustigt, als er mir die Hand bot und flüsterte: »Was der Rat nicht weiß, das macht ihn nicht heiß.«
    Wider Willen grinste ich und schlug ein.
    Er nickte. »Beeilen Sie sich. Der Rat darf sich nicht in die inneren Angelegenheiten der Sidhe einmischen, aber wir werden tun, was wir können.« Dann hob er seinen Stab und zeichnete einen Kreis in die Luft. Mit einer kaum wahrnehmbaren Bewegung öffnete sich die Grenze zwischen dem Niemalsland und der Welt der Sterblichen, als hätte er mit seinem Stab einfach einen kreisförmigen Ausschnitt von Chicago gemalt, in den ich eintreten konnte – genauer gesagt, war es die Straße vor meiner Kellerwohnung. »Allah sei mit Ihnen. Viel Glück.«
    Ermutigt nickte ich ihm zu, dann wandte ich mich zum Portal und schritt hindurch. Ich ließ das dunkle Moor der Feenwesen hinter mir und betrat den Parkplatz vor meiner Wohnung. Heiße Sommerluft schlug mir ins Gesicht, schwül und knisternd vor Spannung. Der Regen fiel in Strömen, Donnerschläge ließen den Boden erbeben, und es dämmerte bereits.
    Ich ignorierte das alles und eilte zu meiner Wohnung. Der Schlamm, eine Substanz des Niemalslandes, zerschmolz zu einem zähen Brei, der unterstützt vom prasselnden, reinigenden Regen sofort verdunstete.
    Ich musste einige Anrufe erledigen und Sachen anziehen, an denen nichts Schleimiges klebte. Mein Modeempfinden ist zwar ein wenig zurückgeblieben, trotzdem ließ mich eine Frage nicht los.
    Was zieht man zu einem Krieg an?

29. Kapitel
     
     
     
    Ich entschied mich für schlichtes Schwarz.
    Nachdem ich die Anrufe erledigt hatte, stellte ich eine alte Arzttasche an der Wohnungstür ab, duschte und zog schwarze Sachen an. Ein Paar alte Armeestiefel, schwarze Jeans (beinahe sauber), ein schwarzes T-Shirt, eine schwarze Baseballmütze mit einem roten Coca-Cola-Schriftzug und darüber meinen Ledermantel. Susan hat mir den Mantel zusammen mit einem Umhang geschenkt, der bis zu den Ellbogen reicht und wundervoll hinter mir wallt. Wörtlich und im übertragenen Sinne herrschte stürmisches Wetter, daher war der schützende, schwere Mantel nötig.
    Ich packte meinen Kram zusammen – alles, was ich am Morgen mitgebracht hatte, dazu die

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