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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Geschenke des Türhüters und meinen Hausfreund, eine großkalibrige Dirty-Harry-Kanone mit langem Lauf. Ich überlegte, ob ich die Waffe gleich von Anfang an tragen sollte, entschied mich dann aber dagegen. Ich musste quer durch Chicago bis zu einer Stelle fahren, von der aus ich den Steintisch erreichen konnte, und hatte keine Lust, wegen Tragens einer verborgenen Waffe verhaftet zu werden. Also warf ich sie zusammen mit dem Kästchen, in dem ich sie aufbewahrte, in die Tasche und hoffte, ich käme nicht in die Verlegenheit, sie schnell herausholen zu müssen.
    Billy und die Werwölfe trafen ungefähr zehn Minuten später ein. Als ihr kleiner Van draußen hielt, hupten sie kurz. Ich überprüfte noch einmal die Arzttasche, schloss sie und ging hinaus. Die Sporttasche pendelte an meiner Seite. Die Alphas öffneten mir die Schiebetür, ich lief hinüber und stellte meine Sachen hinein.
    Der Anblick des Vans, der mit jungen Leuten vollgestopft war, ließ mich zögern. Es waren mindestens zehn oder elf.
    Billy, der hinterm Lenkrad saß, beugte sich herüber. »Gibt es ein Problem?«
    »Ich sagte doch, dass nur Freiwillige mitkommen sollen«, erklärte ich. »Es kann sein, dass wir uns eine Menge Ärger einhandeln.«
    »Genau«, bestätigte Billy. »Das habe ich ihnen auch erklärt.«
    Die jungen Leute murmelten zustimmend.
    Ergeben schnaufte ich. »Na gut. Die Regeln sind die gleichen wie beim letzten Mal. Ich gebe die Anweisungen, und wenn ich etwas sage, dann tut ihr es, ohne mir zu widersprechen.
    Abgemacht?«
    Sie nickten schweigend, was ich ebenfalls mit einem Nicken zur Kenntnis nahm. Hinten im Wagen entdeckte ich ein Büschel grüner Haare. »Meryl? Sind Sie es?«
    »Ich wollte helfen«, sagte das Wechselbalg. »Genau wie Fix.«
    Jetzt erst bemerkte ich neben Meryl einen hellen Haarschopf und dunkle, nervöse Augen. Der kleine Mann hob eine Hand und winkte unsicher.
    »Wenn ihr mitkommt, gelten für euch die gleichen Regeln wie für alle anderen«, sagte ich. »Sonst bleibt ihr hier.«
    »In Ordnung.« Meryl nickte knapp.
    »Gut«, stimmte auch Fix zu. »Okay.«
    Dann betrachtete ich die anderen und schnitt eine Grimasse.
    Sie waren so verdammt jung. Oder es lag daran, dass ich mich so alt fühlte. Billy und die Alphas hatten ihre Feuertaufe ja längst hinter sich. Vor fast zwei Jahren hatten sie Gelegenheit gehabt, ihre Fähigkeiten gegen das Gesindel der Chicagoer Halbwelt zu erproben. Einer Gefahr wie dieser waren sie aber noch nie ausgesetzt gewesen.
    Ich brauchte sie, und sie hatten sich freiwillig gemeldet. Jetzt musste ich nur noch aufpassen, dass ich sie nicht in einen schrecklichen Tod führte.
    »Na gut«, sagte ich. »Also los.«
    Billy stieß die Beifahrertür auf, und Georgia verzog sich nach hinten. Ich stieg neben ihm ein. »Hast du sie?«
    Er gab mir eine Plastiktüte vom Supermarkt. »Ja, deshalb habe ich so lange gebraucht, um herzukommen. Das Gelände war abgesperrt, und überall standen Polizisten herum.«
    »Danke«, sagte ich, riss die Pappschachtel mit den orangefarbenen Cuttermessern auf und kippte den Inhalt in meine Arzttasche, die ich sofort wieder verschloss. Dann nahm ich den grauen Stein heraus, wickelte mir den Faden, an dem er hing, um die Hand und streckte den Arm gerade vor mir aus. »Fahr los.«
    »Gern«, erwiderte Billy skeptisch, »nur wohin?«
    Der graue Stein zuckte und vibrierte, dann schlug er unmissverständlich nach Osten aus und zog den Faden mit, bis er eher schräg als senkrecht von meiner Hand herabhing.
    Ich deutete in die entsprechende Richtung. »Da lang. Richtung See.«
    »Alles klar.« Billy lenkte den Wagen auf die Straße. »Wohin wollen wir eigentlich?«
    Grunzend zeigte ich mit dem Zeigefinger nach oben.
    »Hinauf?«, entgegnete Billy, immer noch skeptisch. »Wir fahren aufwärts?«
    Unterdessen beobachtete ich den Stein. Er schwankte jetzt hin und her, und ich konzentrierte mich auf ihn, wie ich es bei meinem eigenen Amulett getan hätte. Daraufhin stabilisierte er sich sofort und zeigte eindeutig zum See. »Dort hinauf«, fügte ich hinzu.
    »Was meinst du damit?«
    Ich deutete auf die zuckenden Blitze. »Da.«
    Billy sah sich zu jemandem um, der hinten saß, und schürzte nachdenklich die Lippen. »Ich hoffe, du kennst ein paar Straßen, auf denen ich noch nicht gefahren bin.« Eine Weile lenkte er schweigend den Wagen, hin und wieder sagte ich ihm, ob er links oder rechts abbiegen sollte. Der Regen trommelte unablässig auf die Windschutzscheibe, die

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