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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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und alle, deren Blut dem Winter gehört.«
    »Ja, sie ruft«, erwiderte Meryl, »aber ich folge ihr nicht.«
    »Wenn du nicht weglaufen willst, dann sollten wir uns überlegen, was wir tun werden. Wenn dieser Krieg vorbei ist, werden Maeve und Slate uns bestimmt wieder zusetzen. Wenn wir dagegen unsere Treue schwören, wenn wir unsere Wahl treffen…«
    Wieder versetzte Meryl ihm einen Tritt in den Bauch. »Du erbärmlicher Dreckskerl. Du denkst immer nur an dich selbst. Verschwinde, bevor ich dich töte.«
    Ace würgte und wollte protestieren.
    »Verschwinde!«, fauchte Meryl.
    Darauf zuckte er zusammen und krabbelte erst davon, dann stand er auf und rannte los. Die Wölfe sahen mich fragend an.
    »Lasst ihn laufen«, sagte ich nur.
    Meryl zuckte mit den Achseln und drehte das Gesicht in den Regen.
    »Bist du wieder in Ordnung?«, fragte Fix sie.
    »Es muss gehen«, antwortete sie. Vielleicht kam es mir nur so vor, aber ihre Stimme klang ein wenig tiefer und rauer. Mehr wie ein Troll. »Lassen Sie uns aufbrechen, Magier.«
    »Ja«, stimmte ich zu. »Äh, sicher.« Ich hob den Stein des Türhüters und ließ mich am Kai entlang zum Ende des letzten Piers führen, an dem weder Schiffe noch Boote lagen. Ein Dutzend Wölfe und zwei Wechselbälger folgten mir. Am Ende des Piers war nichts außer dem kalten Wasser des Michigansees und dem grollenden Gewitter. Der Stein zuckte und zog, bis der helle Faden fast waagerecht in der Luft stand.
    »Schon gut«, murmelte ich. »Ich weiß ja, dass wir nach oben müssen.« Dann streckte ich eine Hand aus und spürte etwas. Das Kribbeln einer Energie, die vor mir tanzte und wirbelte. Ich tastete weiter, bis es fester und greifbarer wurde. Schließlich setzte ich ein wenig Willenskraft ein und schickte sie zu dieser Kraft, dieser Energieballung, hinaus.
    Nun flammte vor mir ein strahlendes Licht auf, das hinter halb durchsichtigen Blenden etwas gedämpft schien. Es war hell wie der Vollmond und fest wie Eis, aber dann löste sich das Licht zu dem von Sternen beleuchteten Umriss einer Treppe auf, die am Ende des Piers begann und nach oben ins Unwetter führte. Ich setzte den Fuß auf die unterste Stufe. Sie trug mein Gewicht, und so stand ich auf einem Klotz aus durchsichtigem Mondlicht über dem vom Wind aufgewühlten Wasser des Michigansees.
    »Mann«, keuchte Fix.
    »Müssen wir da rauf?«, fragte Meryl.
    »Wuff«, machte Billy der Werwolf.
    »Etwas Bewegung hat noch niemandem geschadet«, sagte ich und stieg die nächste Stufe hoch. »Kommt jetzt.«

30. Kapitel
     
     
     
    Manchmal wirken die bemerkenswertesten Dinge höchst alltäglich. Wenn man richtig darüber nachdenkt, ist eine Reise mit dem Düsenjet etwas ganz Erstaunliches. Man steigt ins Flugzeug, das der Schwerkraft eines ganzen Planeten trotzt und ein Schlupfloch nutzt, das der Luftdruck ihm bietet, um Entfernungen zurückzulegen, für die man mit den Verkehrsmitteln, die über Jahrhunderte zugänglich waren, Monate oder gar Jahre brauchen würde. Man eilt mit einer Geschwindigkeit dahin, bei der jeder Zusammenprall sofort tödlich wäre, und kann nur deshalb atmen, weil irgendjemand eine ziemlich stabile Blechbüchse gebaut hat, die dicht genug ist, um die Atemluft festzuhalten. Hunderte Millionen Arbeitsstunden, viel Plackerei und Forschung, dazu Blut, Schweiß und Tränen und sogar tödliche Unfälle bilden die Geschichte der Luftfahrt, die das Antlitz unseres Planeten und unsere Gesellschaften so nachhaltig umgewälzt hat.
    Trotzdem können Sie in ein beliebiges Flugzeug steigen und absolut sicher sein, dass irgendjemand an Bord ist, der sich trotz dieser unglaublichen Leistungen über die Drinks beschwert.
    Über die Drinks, o Mann.
    Nun stieg ich auf der Treppe nach Chicago über dem gewohnten Chicago hinauf. Ja, ich stand auf nichts als geronnenem Sternenlicht. Ja, ich marschierte durch einen wütenden Sturm, und der Wind drohte, mich herunterzureißen und ins stürmische Wasser des Michigansees zu werfen. Ja, ich benutzte ein legendäres magisches Transportmittel, um die Grenze zwischen den Dimensionen zu überschreiten und an einem epischen Kampf zwischen alten Elementarkräften teilzunehmen.
    Doch während ich keuchend hinaufkletterte, fiel mir nichts Besseres ein als: »Mensch, hätten die nicht einen Aufzug einbauen können?«
    Wie dem auch sei, wir stiegen mehr als einen Kilometer auf der Treppe empor, kamen in dem Land heraus, das meine Patentante mir gezeigt hatte, und standen endlich über Chicago in

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