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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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den Gewitterwolken.
    Allerdings sah es nicht mehr so aus wie vor der Öffnung des Vorhangs.
    Die hügelige, stille Landschaft, die ich zuvor betrachtet hatte, aus Wolken modelliert, glatt und nackt wie eine Schaufensterpuppe, war nun voller Geräusche, Farben und Gewalt. Der Sturm unter dem Schlachtfeld war lediglich ein schwacher Abklatsch dessen, was hier oben wütete.
    Wir kamen auf einer Anhöhe heraus und konnten das Tal mit dem Steintisch überblicken. Blitze, die unter uns in den Wolken zuckten, erhellten die Flanke. Zahllose Feenwesen in allen Größen und Gestalten liefen dort herum, Lärm drang auf uns ein – das Knistern und Knallen von Blitz und Donner, hohe und liebliche oder tiefe und schallende Trompeten. Trommeln, die in einem Dutzend Rhythmen geschlagen wurden, die gegeneinander ankämpften und doch irgendwie miteinander zu harmonieren schienen. Rufe und Schreie im Takt der Trommeln, ein Kreischen, das aus menschlichen Kehlen zu kommen schien, dazu ein Brüllen und Röhren, das ganz sicher nicht menschlich war. Insgesamt war dies ein ganz eigener wilder, musikalischer Sturm, voller Adrenalin und mit einer Gewalt, die einem die Zähne klappern ließ. Richard Wagner hätte seine helle Freude daran gehabt.
    Nur ein paar Meter entfernt war in Reih und Glied eine Truppe kleiner, braunhäutiger Kerle mit weißen Haaren angetreten, deren Hände und Füße doppelt so groß waren, wie man es hätte erwarten können. Sie hatten dicke Knollennasen im Format von Glühbirnen und trugen Helme, die anscheinend aus Knochen hergestellt waren. Ihre Rüstungen bestanden aus dem gleichen Material, dazu waren sie mit Schilden und Waffen ausgerüstet. Sie rissen die Augen weit auf, als ich mit meinem wallenden schwarzen Übermantel, auf dem die Regentropfen glänzten, aus den Wolken trat. Billy und die Werwölfe bildeten einen lockeren Ring um mich, sobald sie eintrafen, und Fix und Meryl blieben dicht hinter mir.
    Uns gegenüber stand ein beinahe drei Meter großer Troll, dessen Haut mit dicken, behaarten Warzen übersät war. Winzige rote Augen starrten uns unter der zerklüfteten Stirn an. Er blähte die Nasenflügel und wandte sich zu mir um, Geifer tropfte von seinen Lippen herab, doch die Wölfe kauerten drohend auf dem Boden und knurrten. Der Troll blinzelte sie längere Zeit an, während er einen Gedanken verarbeitete, und wandte sich ab, als sei er nicht weiter an uns interessant. Ungefähr einen Steinwurf entfernt standen weitere seltsame Wesen herum, darunter auch eine Gruppe von Sidhe-Rittern, die Feenrüstungen trugen und auf langbeinigen dunkelblauen, violetten und schwarzen Steitrossen saßen. Ein verletzter Luftgeist hockte in der Nähe. Aus fünfzig Metern Entfernung hätte man ihn beinahe mit einem hübschen Mädchen mit Flügeln verwechseln können, aber aus der Nähe erkannte man die blutigen Klauen und die rasiermesserscharfen Kanten der Flügel.
    Von meinem Standort aus konnte ich leider nicht das gesamte Tal überblicken. Irgendein Dunst oder ein Nebel hatte sich darüber gelegt, und so machte ich nur hin und wieder die umeinanderkreisenden Truppenverbände und Wesen aus, die beinahe wie eine menschliche Armee gegeneinander antraten. Andere Gestalten, die man eigentlich nur als Ungeheuer bezeichnen konnte, überragten die Masse und prallten in titanischen Kämpfen aufeinander, bei denen sie mehr nebenbei jeden zerquetschten, der zufällig in der Nähe war.
    Das Schlimmste aber war, dass ich nirgends den Steintisch entdecken konnte. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wo ich suchen musste. Der Stein, den der Türhüter mir gegeben hatte, zielte stetig in eine Richtung, doch dort unten tobte der Wahnsinn.
    »Was jetzt?«, rief Meryl. Sie musste brüllen, obwohl sie nur wenige Schritte entfernt war und wir sogar noch oberhalb des eigentlichen Kampfgeschehens standen.
    Ich zuckte die Achseln und überlegte, was ich ihr antworten sollte, doch dann zupfte Fix mich am Ärmel und sagte irgendetwas, das im Schlachtlärm jedoch unterging. Ich blickte in die Richtung, in die er deutete, und entdeckte einen Sidhe-Ritter, der sich mit seinem Reittier aus den Reihen der anderen löste und auf uns zukam.
    Er schob das Visier seines Helms hoch, ein eigenartiges verziertes Stück, das ein wenig an ein Insekt erinnerte. Helle Feenhaut kam zum Vorschein, goldene Katzenaugen blickten von dem hohen Ross auf uns herab. Schließlich nickte er mir zu und hob eine Hand. Schlagartig verstummte der Schlachtlärm, als

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