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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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nicht die Form einer Mauer direkt vor mir einnahm. Dadurch wären nur die Edlen der Feen mit ihm in Berührung gekommen, und kein Magier konnte gegen den Willen von zwanzig Feenlords einen Spruch halten. Mein Schild war höchstens einen Meter hoch und legte sich vor Slates Reittier quer über den Boden.
    Das Ross des Winterritters, ein riesiges graues Untier, wusste nicht, wie ihm geschah. Es prallte mit den Vorderbeinen gegen die niedrige Mauer, die ich aufgebaut hatte, stürzte auf den nebligen Grund und zog Slate mit sich herab. Talos, der rechts neben Slate ritt, konnte nicht rechtzeitig reagieren und sein Pferd zügeln, um der Mauer zu entgehen, doch er sprang ab, als sein Pferd stürzte, überschlug sich so gewandt, wie es sich ein Fan von Kampfkunstfilmen nur wünschen kann, und kam mit den Füßen auf. Er fuhr herum, drehte sich in einem Tanzschritt, der irgendwie zum Takt des gewaltigen Liedes auf dem Schlachtfeld passte, und schlug mit dem Schwert nach meinem Kopf.
    Irgendwo wieherten noch mehr Pferde, die inzwischen nicht nur über meine Mauer, sondern auch übereinander stürzten, doch ich hatte keine Ahnung, wie gut der Spruch bei den übrigen Sidhe-Kriegern gewirkt hatte. Ich hatte zu viel damit zu tun, Talos’ erstem Schwerthieb auszuweichen und außer Reichweite zu gelangen, ehe er zum zweiten ausholte.
    Meryl trat zwischen uns und fing den Schlag mit dem Kreuz ab, das sie aus Axt und Machete geformt hatte. Sie stemmte sich gegen den Lordmarschall des Sommers und setzte mit zitternden Muskeln ihre ganze Körperkraft ein. Ich konnte spüren, wie stark das Wechselbalgmädchen war, aber Talos hielt dagegen, ohne mit der Wimper zu zucken, und drängte sie langsam zurück.
    »Warum tust du das?«, rief Talos. »Dabei hast du dich schon so lange gegen den Winter zur Wehr gesetzt. Es ist sinnlos. Tritt zur Seite, ich will dir nichts anhaben.«
    »Wie du auch Lily nichts tun wolltest?«, rief Meryl zurück. »Wie könntest du ihr das antun?«
    »Es gefällt mir nicht, doch diese Entscheidung liegt nicht bei mir«, antwortete Talos. »Aurora ist meine Königin.«
    »Aber nicht die meine«, knurrte Meryl. Abrupt nickte sie und traf seine Nase mit der Stirn. Es knackte vernehmlich, und der Feenlord taumelte mehrere Schritte zurück.
    Sie sah nicht, dass einige Schritte entfernt Slate aufstand und sie geduckt von der Seite angriff.
    »Meryl!«, rief ich. »Aufpassen!«
    Sie hörte es nicht. Das Schwert des Winterritters traf sie knapp unter den Rippen, fast ein halber Meter der mit Eis überzogenen Klinge drang in ihren Körper ein, durchbohrte Jacke und Metall und tauchte auf dem Rücken wie ein blutiger Grashalm wieder auf. Sie sackte in sich zusammen, öffnete keuchend den Mund und ließ die Axt samt Machete hilflos fallen.
    »Meryl!«, schrie Fix.
    Slate lachte nur und sagte etwas, das ich nicht verstehen konnte. Dann drehte er unter grässlichem Knirschen die Klinge in der Wunde herum und zog sie wieder heraus. Meryl starrte ihn an und streckte eine Hand aus, die der Ritter verächtlich zur Seite schlug. Er kehrte ihr den Rücken, als sie das Bewusstsein verlor.
    Wutentbrannt richtete ich mich auf und packte meinen Stab mit beiden Händen. Der Angreifer half unterdessen Talos mit einer Hand beim Aufstehen.
    »Slate!«, rief ich. »Du verdammter Schweinehund!«
    Der Winterritter drehte sich erschrocken zu mir um und hob das Schwert. Talos riss die Augen weit auf und machte mit den Fingern einige rasche abwehrende Gesten.
    Ich sammelte meinen ganzen Zorn, griff in die Erde unter mich und fand die Wut des Sturms, die meiner eigenen ebenbürtig war. Dann stieß ich das Ende meines Stabes auf den dunstigen Untergrund der Wolken, als wollte ich ein Loch in einen gefrorenen See stechen, und streckte die rechte Hand zum Winterritter aus. »Ventas!«, rief ich. » Ventas fulmino!« Der wütende Sturm, der unter uns tobte, raste durch meinen Stab empor, stieg summend als grelles Licht in mir auf und kreiste um den Stab und durch meinen Körper. Dann zuckte er als blauweißer Blitz meinen ausgestreckten rechten Arm hinab, zögerte einen Augenblick und überspannte die Distanz zwischen mir und Lloyd Slates Schwertspitze. Dort krallte er sich fest und badete Slate in einen Ausbruch blauer Funken.
    Der Ritter zuckte am ganzen Körper und bog den Rücken durch. Donner zerfetzte die Luft, als der Blitz ihn traf, vom Boden hob und heftig wieder nach unten schleuderte. Die Schockwelle des Donners warf auch mich und alle

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