Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Sie ritt zum reglos am Boden liegenden Lloyd Slate, und wieder erhellte ein strahlendes Lächeln ihr hübsches, junges Gesicht. »Meine Reiter greifen weiter unten am Fluss an und lenken die Kräfte des Sommers ab. Du kannst dich jetzt unbehelligt stromaufwärts bewegen.« Dann beugte sie sich vor und schnurrte: »Hallo Lloyd. Wir sollten uns mal unterhalten.«
    »Nun kommt schon«, grunzte Meryl. »Können Sie gehen, Magier?«
    Ich rappelte mich wortlos auf. Meryl stand bereits, wenn auch mit schmerzverzerrtem Gesicht. Fix hob seinen blutigen Schraubenschlüssel. Ich holte meinen Stab, mein Sprengstock war leider nirgends zu entdecken. Dafür lag die schwarze Arzttasche in der Nähe. Ich holte sie und überprüfte noch einmal den Inhalt, ehe ich sie wieder schloss. »Na gut, dann lasst uns gehen.«
    Im Laufschritt eilten wir am Flussufer entlang. Ich wusste nicht, wie weit wir laufen mussten. Ringsum herrschten Chaos und Verwirrung. Einmal sauste eine Wolke winziger Elfen an uns vorbei, ein Stück weiter hatten Spinnen, groß wie Fußbälle, am Ufer entlang Netze gewoben und Dutzende Elfen gefangen. Eine Meute grüngrauer, wilder Feenhunde hetzte einen Panther, der offenbar zum Wasser wollte. Pfeile zischten vorbei, überall lagen tote und sterbende Feenwesen.
    Endlich stieg das Gelände an, und ich konnte ein Stück über uns den Steintisch erkennen. Dort oben entdeckte ich sogar Korricks mächtige Gestalt, der offenbar gerade die versteinerte Lily auf den Tisch gelegt hatte und sich zurückzog. Aurora, inzwischen abgestiegen, war die schlanke, strahlende Gestalt neben ihm, die voller Wut auf uns herabblickte.
    »Lily!«, rief Meryl, doch ihre Stimme klang brüchig. Fix drehte sich sofort beunruhigt zu ihr um. Sie sank auf ein Knie. »Hol sie, Fix. Rette sie und bring sie nach Hause.« Dann wandte sie sich an mich. »Werden Sie ihm helfen?«
    »Dafür haben Sie mich bezahlt«, erwiderte ich. »Bleiben Sie hier in Deckung. Sie haben genug getan.«
    Doch sie schüttelte den Kopf. »Eines kann ich noch tun.« Dann ließ sie sich auf dem Boden nieder und presste sich keuchend die Hand in die Seite.
    Aurora gab Korrick einen scharfen Befehl. Der Kentaur neigte vor ihr den Kopf, packte den Speer und kam uns entgegen.
    »So ein Mist«, sagte ich. »Billy, dieser Kerl ist ein schwieriger Gegner. Geht ja nicht in den Nahkampf, sondern versucht ihn abzulenken.«
    Billy bellte zustimmend, dann liefen die Werwölfe dem Kentauren entgegen. Einige schwärmten vor ihm aus und schnappten nach den Flanken und von hinten, während die anderen seinen Hufen und dem Speer auswichen.
    »Bleiben Sie bei Meryl«, sagte ich zu Fix und rannte um die Werwölfe herum den Hügel hinauf zum Steintisch.
    Aurora beugte sich unterdessen über Lilys Statue. Sie nahm Mutter Winters Auflöser, presste ihn auf die Statue und zerrte kräftig an den Fäden, um den Stoff aufzudröseln. Dabei spürte ich etwas, eine Art dunkle Anziehungskraft, die wie mit spitzen Fingern an meinen Magiersinnen kratzte und zerrte. Der Auflöser war in Auroras schlanken Händen schon halb verschwunden, Faden um Faden und Reihe um Reihe.
    Die Aufregung und die Schmerzen schenkten mir reichlich Brennstoff für meine Magie. Deshalb streckte ich schnell die Hand aus und rief: »Ventas servitas!« Eine Windbö fegte hinüber, riss Aurora den Auflöser aus den Händen und wehte ihn zu mir. Ich fing ihn auf, streckte Aurora die Zunge heraus und rief: »Ätsch, das war wohl nichts!« Dann rannte ich wie der Teufel.
    »Verdammt sollst du sein, Magier«, kreischte Aurora. Der Schrei traf mich wie eine Pranke mit scharfen Krallen. Sie hob die Hände und rief noch etwas, dann bebte der Boden unter mir, und ich stürzte. Sofort rollte ich mich ab, so gut ich konnte, und purzelte den Hügel hinunter, bis ich unten ankam. Dort blieb ich einen Moment liegen, um wieder zu Atem zu kommen, dann drehte ich mich um und setzte mich auf. Auf einmal fegte ein heftiger Wind heran, presste mich auf den Boden und riss mir den Auflöser aus den Händen. Aurora nahm das Stück Stoff verächtlich an sich und stieg wieder den Hügel hinauf. Mühsam wollte ich mich aufrichten und ihr folgen, aber der Wind hielt mich am Boden fest.
    »Keine Störungen mehr«, fauchte Aurora und wedelte mit einer Hand.
    Der Boden kreischte. Mit wilden, peitschenden Bewegungen wuchs eine Hecke voller Dornen heran, die so lang waren wie meine Hand. Der Hügel war nun von einem dichten Ring aus Stacheln umgeben, hinter denen

Weitere Kostenlose Bücher