Feenzorn
anderen in der Nähe von den Beinen.
Alle bis auf Talos.
Der Lordmarschall des Sommers stemmte sich gegen die Erschütterungen und legte eine Hand vor die Augen, wie um sich vor einem scharfen Wind zu schützen. Im dröhnenden Schweigen, das danach entstand, hob er wieder sein Schwert und ging geradewegs auf mich los.
Mein Sprengstock lag nicht weit entfernt auf dem Boden. Ich schnappte ihn mir und schoss schnell eine Feuerlanze auf Talos ab, doch der Sidhe-Lord machte sich nicht einmal die Mühe, sie mit einer Geste abzuwehren. Sie fuhr ihm entgegen und hüllte ihn ein, dann schlug er mir mit einem raschen Schlag seines Schwerts den Sprengstock aus der Hand. Mit der Linken hob ich rasch den Stab, um wenigstens einen schwachen Schild aufzubauen, aber auch den Stab nahm er mir auf die gleiche Weise.
Inzwischen konnte ich wieder gut genug hören, um seine Worte zu verstehen: »So endet es dann.«
»Damit hast du verdammt recht«, antwortete ich. »Pass genau auf.«
Misstrauisch beäugte er mich.
Ich hatte meinen .357er mit der rechten Hand gezogen, als er mir den Stab aus der linken Hand geschlagen hatte. Jetzt stemmte ich den Ellbogen gegen den Boden und drückte ab.
Wieder knallte es, kürzer und sogar noch lauter als beim ersten Mal, und Funken stoben aus dem Lauf der Pistole. Ich glaube nicht, dass die Kugel den dunklen Feenpanzer durchschlug, denn sie raste nicht durch Talos hindurch, wie sie es hätte tun sollen. Vielmehr traf sie ihn mit der Wucht eines Vorschlaghammers, er kippte zurück, stürzte und blieb einen Moment benommen liegen.
Es war ein billiger Trick, aber dies war ein verdammter Krieg, und ich war ausgesprochen wütend. Ich trat ihm mit dem Stiefelabsatz ins Gesicht, dann bückte ich mich und schlug ihm den schweren Lauf der .357er über den Kopf, bis er seine schwache Gegenwehr einstellte und bewusstlos dalag. Seine Gesichtshaut war verbrannt und hatte Blasen, wo ihn der Stahl der Waffe berührt hatte.
Gerade rechtzeitig blickte ich auf, um Lloyd Slate zu entdecken, der mir mit dem linken Arm einen abgebrochenen Speer auf den Kopf dreschen wollte. Sein rechter Arm baumelte schlaff herab. Es blitzte, es tat weh, und ich stürzte wieder zu Boden. Zwar war ich zu benommen, um einzuschätzen, wie schwer ich verletzt war, dennoch versuchte ich, den Revolver erneut anzulegen. Doch Slate nahm ihn mir einfach ab, wirbelte ihn an einem Finger herum und richtete den Lauf auf meinen Kopf. Gleichzeitig spannte er mit dem Daumen den Hahn. Der Winterritter war sicher nicht zu einem dramatischen letzten Dialog aufgelegt. Sobald ich den dunklen Kreis des Laufs sah, warf ich mich zur Seite und hob gleichzeitig beide Arme. Es knallte, und ich wartete auf das Licht am Ende des Tunnels, der eigentlich nur bergab führen konnte.
Slate hatte mich verfehlt. Mit einem wilden, schrillen Schrei fuhr er herum und wandte sich dem neuen Angreifer zu.
Fix hatte seinen schweren Schraubenschlüssel mit beiden Händen gepackt, weit ausgeholt und auf Slates Handgelenk gezielt. Es knirschte und knackte, als die empfindlichen Knochen brachen, und mein Revolver flog ins Wasser. Stöhnend versuchte der Winterritter, trotz seiner Schmerzen mit dem gebrochenen Arm nach Fix zu schlagen, doch der kleine Kerl war schnell. Er fing den Schlag mit dem Schraubenschlüssel ab, den er immer noch mit beiden Händen führte, und so war es abermals Slate, der aufschrie und vor Schmerzen zurückwich.
»Du hast sie verletzt!«, kreischte Fix. Sein nächster Hieb traf die linke Kniescheibe, und der Winterritter ging zu Boden. »Du hast Meryl wehgetan!«
Slate wollte sich abrollen und in Sicherheit bringen, aber Fix schlug ihm zweimal den Schraubenschlüssel in den Rücken. Offensichtlich war die Kraft erschöpft, die es dem Ritter erlaubt hatte, einen Blitz einfach abzuleiten, oder sie war dem kalten Stahl von Fix’ Waffe nicht gewachsen. Der kleine Bursche prügelte kreischend auf Slates Rücken ein, bis einer der Schläge den Nacken traf. Der Winterritter erschlaffte und blieb reglos liegen.
Fix kam zu mir herüber und half mir beim Aufstehen. Die Wölfe nahmen uns in die Mitte, einige von ihnen waren blutig, und alle fletschten die Zähne. Benommen blickte ich an ihnen vorbei. Im Hintergrund formierten sich die Sidhe-Krieger neu und schleppten Verwundete fort. Ein Pferd lag schnaubend am Boden, die anderen hatten sich verstreut. Ein einziger Krieger saß noch im Sattel, ein schlanker Sidhe mit grüner Rüstung und geschlossenem
Weitere Kostenlose Bücher