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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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wegen eines Unfalls, der sich ein Stück vor mir ereignet hatte, im Stau stand, verwandelte sich der Käfer in einen Backofen. Eine Weile verbrachte ich damit, zu schwitzen und mir zu wünschen, ich wäre kein Magier und in meiner Umgebung würde eine Klimaanlage funktionieren, wie sie sollte. Das war eine der Gefahren, wenn man magische Gaben besaß. Die Technik verträgt es nicht, wenn allzu viel magische Energie in der Luft liegt. So ziemlich alles, was nach dem Zweiten Weltkrieg hergestellt wurde, gibt den Geist auf, wenn ein Magier in der Nähe ist. Geräte mit Mikroschaltungen und elektrischen Bauteilen machen dabei am meisten Ärger, aber selbst einfache Dinge wie die Zündung des Käfers waren anfällig.
    Die Zeit war schon knapp, als ich zu Hause ankam und durch den Müll watete, um meine Sachen zusammenzusuchen. Ich konnte nicht alles finden und hatte nicht einmal mehr Gelegenheit zum Duschen. Die Kühlkiste war leer bis auf einen halbgegessenen Schokoriegel. Ich steckte ihn in die Tasche und machte mich auf den Weg zur Sitzung des Weißen Rates der Magier.
    Meine elegante Erscheinung, meine makellose Körperpflege und meine natürliche Anmut würden dort sicher Aufsehen erregen.
    Gegenüber vom McCormick Place Complex fuhr ich in ein Parkhaus. Der Complex ist eines der größten Tagungszentren der Welt, und der Weiße Rat hatte ein kleines Nebengebäude für die Sitzung angemietet. Die Sonne stand schon niedrig am Himmel und sank, scheinbar größer werdend und blutrot, dem Horizont entgegen.
    Ich stellte den Käfer auf der relativ kühlen untersten Ebene ab, stieg aus und ging nach vorn, um den Kofferraum zu öffnen. Als ich gerade den Mantel anzog, näherte sich mit grollendem und klapperndem Motor ein weiterer Wagen. Es war ein schwarzer 37er Pick-up von Ford, das Modell mit den runden Kotflügeln und den hölzernen Seitenklappen vor der Ladefläche, das nun neben mir in die freie Parkbucht fuhr. An dem alten Auto war keine Spur Rost, es funkelte frisch gewachst. Auf einem Holzgestell an der Rückwand der Kabine lag eine betagte Schrotflinte, und im Fach darunter klemmte ein abgenutzter alter Magierstab. Der Ford kam knirschend, aber zuverlässig wie ein Dinosaurier zum Stehen, und gleich darauf erstarb das Motorengeräusch.
    Der Fahrer, ein stämmiger kleiner Mann mit weißem T-Shirt und blauer Latzhose, öffnete die Tür und hüpfte mit den eiligen Bewegungen eines Menschen heraus, der viel zu tun hat. Bis auf einen Kranz aus daunenweichen weißen Locken war sein Schädel kahl, ein borstiger Bart bedeckte das Kinn und die Hängebacken. Lässig, aber durchaus kraftvoll knallte er die Fahrertür zu, grinste mich an und rief: »Grünschnabel! Wie schön, dich mal wiederzusehen.«
    »Ebenezar«, antwortete ich erheblich leiser. Auch ich musste grinsen und ging ihm entgegen, um die ausgestreckte Hand zu schütteln. Aus reiner Selbstverteidigung drückte ich fest zu. Mit seinem Griff konnte er mühelos eine Dose Spinat zerquetschen. »Nimm lieber die Schrotflinte da runter. Die Polizei von Chicago wird nervös, wenn Leute mit Schusswaffen herumfahren.«
    Ebenezar schnaubte. »Ich bin zu alt, um mir wegen jeder Dummheit Sorgen zu machen.«
    »Was treibt dich überhaupt aus Missouri hierher? Ich dachte, du nimmst an den Ratssitzungen nicht mehr teil.«
    Er stieß ein bellendes Lachen aus. »Als ich das letzte Mal nicht dabei war, haben sie mir einen nutzlosen jugendlichen Lehrling aufs Auge gedrückt. Jetzt lasse ich keine Sitzung mehr aus. Die könnten am Ende noch auf die Idee kommen, er müsse wieder bei mir einziehen.«
    Ich lachte. »So schlimm war ich doch gar nicht.«
    Er schnaubte. »Du hast meine Scheune niedergebrannt, Grünschnabel, und mein Kater ist auch auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Er ist nach deinem Experiment mit der Wäsche einfach abgehauen und nie zurückgekommen.«
    Ich grinste. Das war lange her. Damals war ich ein dummer sechzehnjähriger Waisenjunge gewesen, der seinen ehemaligen Lehrer in einer Art magischem Duell getötet hatte. Ich hatte Glück gehabt, sonst wäre ich und nicht der alte Justin zu einem Brikett verbrannt worden. Der Rat hat Sieben Gesetze der Magie aufgestellt, und das erste lautet: Du sollst nicht töten. Wenn man dieses Gesetz bricht, wird man hingerichtet. Fragen werden nicht gestellt.
    Einige andere Magier hatten allerdings die Ansicht vertreten, ich hätte Nachsicht verdient, außerdem gab es einen Präzedenzfall für den Einsatz tödlicher Magie zur

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