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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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für dich sein könnte.«
    Ebenezar lehnte sich an seinen Truck, faltete die Hände über dem Bauch und senkte mit fast geschlossenen Augen den Kopf. Er schwieg. Von dem dicken Hals und den breiten Schultern bis zu den ruhigen, von der Arbeit runzligen Händen verriet nichts, dass er unter Anspannung stand. Dennoch fühlte ich sie irgendwo tief in ihm.
    Leise erwiderte ich: »Du hast dich offenbar sehr für mich eingesetzt.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ja, irgendwie schon.«
    Mein Bauch wurde heiß vor Wut, und ich biss die Zähne zusammen. Doch ich bemühte mich, ruhig zu bleiben. Ebenezar war mehr als mein Lehrer gewesen. Er hatte mir als Mentor geholfen, als ich sonst niemanden mehr gehabt hatte. Er hatte mir geholfen, als viele andere Leute mich treten wollten, als ich sowieso schon am Boden lag – genauer gesagt, wollten sie mich enthaupten, weil ich schon einmal in der passenden Stellung war. Ich hatte ihm in mehr als einer Hinsicht mein Leben zu verdanken.
    Es wäre falsch gewesen, aus der Haut zu fahren, ganz egal, wie müde und verletzt ich war. Außerdem war mir der alte Mann wahrscheinlich sowieso überlegen, wenn es darauf ankam. Also erwiderte ich nur: »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Ich bin nicht mehr dein Schüler, ich kann selbst auf mich aufpassen.«
    Mein Zorn entging ihm nicht. Ich bin wohl doch kein guter Pokerspieler. Er sah zu mir auf und sagte: »Ich will dir nur helfen, Grünschnabel.«
    »Ich habe schon so viel Hilfe, wie ich aushalten kann«, erwiderte ich. »Hinter mir sind Vampire her, Kröten fallen vom Himmel, ich werde bald überall hinausgeworfen, ich komme zu spät zur Ratssitzung, und ich werde nicht hier draußen herumstehen und den Angehörigen des Ältestenrates in den Arsch kriechen, um ihr Urteil zu beeinflussen.«
    Ebenezar klopfte empört mit dem Stab auf den Boden, um seine Worte zu unterstreichen. »Harry, das hier ist kein Spiel. Die Hüter und der Merlin haben dich im Visier. Sie werden etwas unternehmen. Wenn du keine Unterstützung vom Ältestenrat bekommst, bist du erledigt.«
    Ich schüttelte den Kopf und dachte an Mabs Gletscherblick. »Das kann nicht schlimmer sein als das, was ich sowieso schon erlebe.«
    »Und ob. Sie könnten dich als Opferlamm hernehmen.«
    »Das werden sie tun, oder auch nicht. Jedenfalls werde ich den Ratsmitgliedern jetzt nicht die Stiefel lecken, ganz egal, wie alt sie sind.«
    »Ich sage ja nicht, das du auf Knien herumrutschen und betteln sollst, aber du könntest doch…«
    Ich verdrehte die Augen. »Was denn? Soll ich jemandem eine Gefälligkeit anbieten? Meine Stimme an einen der Blöcke verkaufen? Zur Hölle damit. Entschuldige, dass ich so deutlich werde. Ich habe schon genug Probleme, auch ohne…« Ich unterbrach mich mitten im Satz und kniff die Augen zusammen. »Du bist eigentlich der Letzte, der mir empfehlen würde, mich in die politischen Intrigen des Rats einzumischen.«
    Ebenezar sah mich finster an. »Ach, ja?«
    »Ja. Wenn ich mich recht erinnere, sagtest du, dieses ganze besoffene Pack von saublöden Affen und Holzköpfen könnte sich am besten gleich in Pfahlmuscheln verwandeln, wenn es nach dir ginge.«
    »Das habe ich nie gesagt.«
    »Und ob.«
    Ebenezar lief rot an. »Ich sollte dir…«
    »Spar dir das«, unterbrach ich ihn. »Mach nur und schlag mich, oder was du auch vorhast. Drohungen wirken bei mir nicht mehr so wie früher.«
    Ebenezar schnaubte und stampfte seinen Stab noch einmal auf den Beton, ehe er sich umdrehte und sich mehrere Schritte entfernte. Dort blieb er einen Augenblick stehen und murmelte leise. Jedenfalls glaubte ich das. Kurz darauf hörte ich ein ersticktes Lachen.
    Unterdessen starrte ich ihm Löcher in den Rücken. »Was ist?«, fragte ich. »Warum lachst du mich aus?«
    Ebenezar drehte sich zu einem freien Parkplatz auf der anderen Seite um. »So. Bist du nun zufrieden?«
    Ich spürte nicht einmal ein Flüstern der Kraft, keinen Hauch von magischer Energie. Welchen Schleier sie auch benutzt hatten, er war besser als alles, was ich hätte versuchen können. Ich bin nicht gerade ein Neurochirurg, wenn es um Magie geht. Ich hatte einige schöne Erfolge, aber meistens wurstele ich mich irgendwie durch, indem ich so viel Energie in meine Sprüche stecke, dass es kaum noch darauf ankommt, falls die Hälfte unterwegs verpufft. In magischer Hinsicht bin ich ein breitschultriger Schläger und mache unglaublich viel Lärm.
    Der Schleier war gut, fast perfekt, und absolut lautlos. Viel

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