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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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besser, als ich es irgendwann in den folgenden zwei Jahrzehnten hinbekommen würde. Als er fiel und vor mir zwei Leute flackernd auftauchten, die ich nicht einmal gespürt hatte, konnte ich sie nur schockiert anstarren.
    Die Erste war eine mehr als einen Meter achtzig große Frau. Sie trug das graue Haar in einem Netz im Nacken. Die Amtsrobe hatte sie bereits angelegt – schwarze Seide, die fast die gleiche Farbe hatte wie ihre Haut, ihre purpurne Stola passte zu den Edelsteinen, die sie um den Hals trug. Ihre Augenbrauen waren dunkel, und eine davon zog sie gerade hoch, während sie erst Ebenezar und dann mich mit absolut humorloser Miene betrachtete und mit leiser, aber voller Altstimme das Wort ergriff.
    »Saublöde Affen?«
    »Matty…«, wollte Ebenezar sagen. Man hörte ihm die Belustigung immer noch an. »Du weißt doch, wie ich bin, wenn ich über die Ratspolitik spreche.«
    »Komm mir nicht mit ›Matty‹, Ebenezar McCoy«, fauchte sie. Dann wandte sie sich an mich. »Magier Dresden, ich bin über Ihren mangelnden Respekt gegenüber dem Weißen Rat alles andere als erbaut.«
    Trotzig hob ich den Kopf und blickte böse auf die Frau herab, ohne ihr in die Augen zu sehen. Das ist schwer zu erlernen, aber wenn man stark genug motiviert ist, kann man es schaffen. »So ein Zufall auch. Ich bin nämlich alles andere als erbaut darüber, dass Sie mir nachspionieren.«
    Die Augen der schwarzen Frau blitzten, doch Ebenezar schaltete sich ein, ehe wir uns noch mehr aufregen konnten. »Harry Dresden«, sagte er trocken, »das ist Martha Liberty.«
    Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Er ist arrogant. Gefährlich.«
    Ich schnaubte. »Das ist wohl jeder Magier.«
    Martha fuhr fort, als hätte sie mich nicht gehört. »Verbittert. Zornig. Besessen.«
    Ebenezar runzelte die Stirn. »Mir scheint, er hat auch allen Grund dazu. Dafür hast du mit den anderen Angehörigen des Ältestenrates gesorgt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du weißt, was er sein sollte. Er ist ein zu großes Risiko.«
    Ich schnippte zweimal mit den Fingern und deutete mit dem Daumen auf mich. »He, Lady. Er ist auch hier.«
    Wieder musterte sie mich mit blitzenden Augen. »Sieh ihn dir nur an. Er ist ein Wrack. Und all die Zerstörung, die auf sein Konto geht.«
    Ebenezar machte wütend zwei rasche Schritte auf Martha zu. »Indem er sich gegen den Roten Hof gestellt hat, als dieser die junge Frau töten wollte? Nein, Matty. Der Grünschnabel ist nicht für das verantwortlich, was seitdem geschehen ist. Sie sind verantwortlich. Ich habe seinen Bericht gelesen. Er ist gegen sie angetreten, als es, verdammt noch mal, nötig war, dass einer gegen sie antrat.«
    Martha verschränkte die kräftigen braunen Arme vor ihren Gewändern. »Der Merlin sagt…«
    »Ich weiß, was er sagt«, knurrte Ebenezar. »Ich muss ihn nicht einmal selbst hören, um zu wissen, was er sagt. Wie üblich hat er halb recht und halb unrecht, aber vor allem hat er keinen Mumm.«
    Martha betrachtete ihn eine Weile mit gerunzelter Stirn, dann wandte sie sich an mich. »Erinnern Sie sich an mich, Mister Dresden?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich trug während der Verhandlung die ganze Zeit eine Haube, und vor zwei Jahren versäumte ich die Sitzung, die der Hüter Morgan einberief, weil mir eine Kugel aus der Hüfte herausoperiert wurde.«
    »Ich weiß. Ich sehe Ihr Gesicht heute zum ersten Mal.« Sie hob einen schlanken Stab aus irgendeinem rötlichen Holz und kam rasch zu mir. Bei jedem Schritt setzte sie den Stab mit einem leisen Klicken auf den Boden. Ich richtete mich auf und machte mich auf einiges gefasst, aber sie versuchte nicht, meinen Blick einzufangen, sondern betrachtete nur eingehend mein Gesicht. Dann sagte sie leise: »Sie haben die Augen Ihrer Mutter.«
    Ein alter Schmerz durchfuhr mich. Flüsternd antwortete ich: »Ich habe meine Mutter nie kennengelernt.«
    »Nein, das haben Sie nicht.« Martha hob eine breite, schwere Hand und fuhr zu beiden Seiten links und rechts neben mir durch die Luft, als wollte sie mir die Haare glätten, ohne mich zu berühren. Dann musterte sie mich noch einmal von oben bis unten und starrte meine bandagierte Hand an. »Sie haben Schmerzen. Sie leiden sehr.«
    »So schlimm ist es nicht, das wird in ein paar Tagen verheilt sein.«
    »Ich meine nicht Ihre Hand, mein Junge.« Sie schloss die Augen und nickte. Schwer und langsam, als wollten ihre Lippen die Worte nicht hergeben, sagte sie: »Nun gut, Ebenezar, ich werde dich

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