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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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flüsterte er. »Oh nein.«
    Ich trat zu Ebenezar. »Was ist geschehen?«
    Martha schüttelte den Kopf. »Simon Pietrowitsch. Mitglied des Ältestenrats und unser Vampirexperte. Er wurde vor weniger als zwei Tagen getötet. Es hat das ganze Anwesen in Archangelsk getroffen, Ebenezar. Alle sind tot. Es tut mir leid.«
    Ebenezar schüttelte langsam den Kopf. Seine Stimme klang schwach, wie ich es noch nie bei ihm gehört hatte. »Ich war in seinem Turm. Es war eine richtige Festung. Wie haben sie das nur geschafft?«
    »Die Hüter sind nicht sicher, halten es aber für möglich, dass jemand die Mörder an den Verteidigungsanlagen vorbeigeführt hat. Allerdings sind die Angreifer nicht unbeschadet davongekommen. Die Überreste von einem halben Dutzend Edlen des Roten Hofs wurden gefunden. Viele ihrer Krieger sind gefallen. Andererseits haben sie Simon und alle anderen getötet.«
    »Jemand hat sie hereingelassen?«, keuchte Ebenezar. »Verrat? Selbst wenn das zutrifft, muss es jemand gewesen sein, der die Anlagen sehr gut kannte.«
    Martha warf mir einen Blick zu, dann wandte sie sich wieder an Ebenezar. Wortlos verständigten sie sich über etwas, das mir entging.
    »Nein«, sagte er. »Das ist völliger Unsinn.«
    »Meister und Schüler. Du weißt, was die Hüter sagen werden.«
    »Alles Blödsinn. Es käme nicht einmal durch den Ältestenrat.«
    »Ebenezar«, sagte Martha sanft, »Joseph und ich haben jetzt nur noch zwei Stimmen, nachdem Simon nicht mehr da ist.«
    Ebenezar zog ein blaues Stirnband aus der Brusttasche seiner Latzhose und rieb sich damit den kahlen Kopf ab. »Verdammt auch«, murmelte er. »Pest und Verdammung.«
    Fragend sah ich Ebenezar und Martha an. »Was ist los? Was hat das zu bedeuten?«
    Sie erklärte es mir. »Das bedeutet, dass der Merlin und andere Mitglieder des Rats Anschuldigungen vorbringen werden, weil Sie den Krieg mit dem Roten Hof ausgelöst haben und außerdem für einige Todesfälle verantwortlich sind. Da Joseph und ich nicht mehr die Unterstützung von Simon im Ältestenrat haben, können wir den Merlin nicht davon abhalten, eine allgemeine Abstimmung anzusetzen.«
    Indianerjoe nickte und kraulte abwesend den Kleinen Bruder. »Viele im Rat haben Angst. Ihre Feinde werden die Gelegenheit ergreifen, den Rat gegen Sie aufzuwiegeln. Die Furcht wird sie letzten Endes dazu treiben, gegen Sie zu stimmen.« Ich warf Ebenezar einen Blick zu. Mein alter Mentor war sehr verunsichert.
    »Bei den Toren der Hölle«, flüsterte ich. »Jetzt habe ich tatsächlich ein Problem.«

5. Kapitel
     
     
     
    Ein drückendes Schweigen breitete sich aus, bis Ebenezar die Finger einer Hand spannte und mit den Knöcheln knackte. »Wer wird Simons Platz einnehmen?«
    Martha schüttelte den Kopf. »Ich vermute mal, der Merlin wird einen der Deutschen haben wollen.«
    »Ich habe fünfzig Jahre mehr Erfahrung als jeder Einzelne dieser Trottel«, knurrte Ebenezar.
    »Das wird keine Rolle spielen«, erwiderte Martha. »Im Ältestenrat sitzen jetzt schon zu viele Amerikaner, wenn es nach dem Merlin geht.«
    Indianerjoe kraulte dem Kleinen Bruder die Brust und sagte: »Typisch. Der einzige echte Amerikaner im Ältestenrat bin ich. Ihr Zugereisten zählt ja nicht.«
    Ebenezar reagierte darauf nur mit einem müden Lächeln. »Der Merlin wird nicht glücklich sein, wenn du jetzt irgendwelche Forderungen vorträgst«, warnte Martha ihn.
    Er schnaubte. »Na schön. Ich bin untröstlich.«
    Martha runzelte die Stirn und presste die Lippen zusammen. »Wir gehen jetzt besser hinein. Ich sage ihnen, sie sollen auf dich warten.«
    »Gut«, willigte mein alter Lehrer kurz angebunden ein. »Dann geht.«
    Ohne ein weiteres Wort brachen Martha und Indianerjoe mit wispernden Roben auf. Auch Ebenezar zog nun seine Robe an und legte sich die rote Stola über die Schultern. Dann hob er den Stab wieder auf und marschierte festen Schrittes zum Kongresszentrum. Ich folgte ihm schweigend und machte mir Sorgen.
    Zu meiner Überraschung ergriff Ebenezar dann doch noch einmal das Wort. »Wie ist dein Latein, Grünschnabel? Brauchst du mich zum Übersetzen?«
    Ich hustete vor Schreck. »Nein, ich komme schon zurecht.«
    »Na gut. Du solltest da drin dein Temperament zügeln. Aus irgendeinem Grund hast du einen Ruf als Hitzkopf.«
    Finster sah ich ihn an. »Stimmt doch gar nicht.«
    »Außerdem giltst du als störrisch und aufsässig.«
    »Bin ich nicht.«
    Einen Moment lang war Ebenezars müdes Lächeln wieder da, aber inzwischen

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