Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
vor. »Der Rote Hof will Sie.«

6. Kapitel
     
     
     
    Ich schluckte nervös.
    »Mich?«, sagte ich. Touché, LaFortier, spüre die Klinge meines messerscharfen Verstandes.
    »Ja. Herzog Ortega schreibt, dass der Rote Hof Sie als Verbrecher betrachtet. Um diesen Konflikt beizulegen, sollen wir Sie an einem noch zu bestimmenden Ort ausliefern, damit Ihnen der Prozess gemacht werden kann. Das mag eine geschmacklose Lösung sein, aber sie ist womöglich nur gerecht.«
    Er hatte das letzte Wort kaum ausgesprochen, da sprangen schon mehrere Dutzend Magier im Saal von ihren Stühlen hoch und stießen erregte Rufe aus. Dann standen noch mehr Magier auf, um die ersten niederzubrüllen, und wieder andere erhoben sich, um abermals zu widersprechen, bis im Raum ein lautstarkes Durcheinander von Rufen, Drohungen und Verwünschungen – unter Magiern sind Flüche eine nicht eben ungefährliche Angelegenheit – in einem Dutzend Sprachen herrschte.
    Der Merlin ließ die Anwesenden einen Moment toben, ehe er sich mit lauter Stimme zu Wort meldete. »Ruhe!« Niemand achtete auf ihn. Er versuchte es noch einmal, dann hob er den Stab und stieß ihn neben sich energisch auf die Bühne.
    Es blitzte, und ein lauter Knall ließ das Wasser in meinem Glas über den Rand auf meinen Flanellbademantel schwappen. Einige schwächere Magier warf es glatt von den Beinen. Jedenfalls ließ das Geschrei nach.
    »Ruhe!«, befahl der Merlin noch einmal im gleichen Tonfall. »Mir ist durchaus bewusst, welche Folgerungen sich aus dieser Situation ergeben, doch es sind Leben in Gefahr. Euer Leben und mein eigenes. Wir müssen mit äußerstem Ernst über unsere Möglichkeiten nachdenken.«
    »Über welche Möglichkeiten?«, warf Ebenezar ein. »Wir sind Magier, keine Herde ängstlicher Schafe. Wollen wir etwa einen der Unseren den Vampiren ausliefern und so tun, als wäre nichts geschehen?«
    »Sie haben Dresdens Bericht gelesen«, fauchte LaFortier. »Er hat selbst zugegeben, dass die Vorwürfe des Roten Hofs berechtigt sind. Sie beschweren sich zu Recht.«
    »Die Situation war offensichtlich manipuliert – nichts als ein Plan, um Dresden zu diesen Handlungen zu zwingen, weil sie hofften, ihn dabei zu töten.«
    »Dann hätte er eben klüger sein müssen«, erwiderte LaFortier ungerührt. »Politik ist kein Kinderspiel. Magier Dresden spielte und wurde besiegt. Jetzt ist es Zeit, dass er den Preis dafür bezahlt, damit wir anderen in Frieden leben können.«
    Indianerjoe legte Ebenezer eine Hand auf den Arm und schaltete sich mit leiser Stimme ein. »Frieden kann man nicht erkaufen, Aleron«, murmelte er an LaFortier gewandt. »Diese Lektion lehrt die Geschichte. Auch ich habe sie gelernt. Auch Sie hätten sie lernen sollen.«
    LaFortier schnitt eine höhnische Grimasse. »Ich weiß nicht, was Sie da für einen Unfug reden, aber…«
    Ich verdrehte die Augen und erhob mich wieder. »Er meint die amerikanischen Ureinwohner, die ihr Land an die weißen Siedler verloren haben, Sie Trottel.« Ich rechnete damit, dass Ebenezar die Übersetzung etwas beschönigen würde, aber im Raum war aus Richtung der braunen Roben abermals unterdrücktes Schnauben zu hören. »Und er meint die Versuche der Europäer, Hitler vor dem Zweiten Weltkrieg zu beschwichtigen. Zwei Ansätze, den Frieden durch Kompromisse zu erkaufen, und in beiden Fällen wurden diejenigen, die nachgaben, Stück für Stück verschlungen.«
    Der Merlin funkelte mich an. »Ich habe Sie nicht aufgerufen, Magier Dresden. Sie werden auf solche Ausbrüche verzichten, solange Sie nicht das Wort haben, sonst lasse ich Sie aus dem Saal entfernen.«
    Ich biss die Zähne zusammen und setzte mich. »Entschuldigung. Und da dachte ich, es sei unsere Pflicht, die Menschen zu beschützen. Wie dumm von mir.«
    »Wir können niemanden beschützen, wenn wir tot sind«, knurrte der Merlin. »Schweigen Sie, oder Sie werden des Saales verwiesen.«
    Martha Liberty schüttelte den Kopf. »Es liegt doch auf der Hand, dass wir einen Magier nicht einfach dem Roten Hof ausliefern können, nur weil sie es verlangen. Trotz früherer Differenzen mit der Politik des Rates ist Dresden ein voll bestallter Magier – und wenn man seine Leistungen in den letzten Jahren betrachtet, dann verdient er diesen Titel durchaus.«
    »Ich stelle nicht seine Fähigkeiten in der Kunst in Frage«, warf LaFortier ein, »sondern nur seine Urteilsfähigkeit und seine Entscheidungen. Er hat nach Justins Tod leichtfertig und rücksichtslos seinen

Weitere Kostenlose Bücher