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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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hatte das zu bedeuten?«, murmelte Billy. »Warum hast du drei Mal das Gleiche gefragt?«
    »Dann ist es bindend«, erwiderte ich ebenso leise. »Feenwesen dürfen nicht lügen, und wenn sie etwas drei Mal sagen, dann müssen sie dafür sorgen, dass es auch wahr ist. Ein Versprechen, das sie drei Mal abgeben, müssen sie auch erfüllen.«
    »Ah«, sagte Billy. »Selbst wenn das Wesen nicht geschickt wurde, um uns sicheres Geleit zu bieten, hast du es gezwungen, dies drei Mal auszusprechen, und nun ist es verpflichtet, das auch zu tun. Kapiert.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich wollte vor allem sichergehen, dass Grimalkin weiß, mit wem er es zu tun hat. Sie hassen es, wenn sie auf diese Weise gebunden sind.«
    Vor uns tauchten kurz die schwach glühenden Augen auf, und ein weiteres Quäken jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken.
    »Oh«, machte Billy. Auch er war nicht mehr sonderlich gelassen, sondern ein wenig bleich im Gesicht und hatte die Hände zu Fäusten geballt. »Falls Grimalkin von Anfang an gute Absichten hatte, dann ist er jetzt wütend, weil du ihn ohne Not zwangsverpflichtet hast?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Ich bin nicht hier, um Freundschaften zu schließen. Ich suche einen Mörder.«
    »Von Diplomatie hast du wohl noch nie gehört, was?«
    Ungefähr zwanzig Minuten lang folgten wir den Abdrücken durch klamme Tunnel, in denen wir uns manchmal sogar bücken mussten. In anderen Abschnitten bemerkte ich Spuren von frischen Bauarbeiten – falls man unordentliche Steinschichten, die anscheinend auf ähnliche Weise zusammengepappt waren wie buntes Softeis, als »Bauarbeiten« bezeichnen darf. Einige Tunnel schienen sogar völlig neu zu sein. Wer auch immer hier unten lebte, er war nicht schüchtern und legte Wert auf Expansion. »Wie weit ist es noch?«, fragte ich. Grimalkin stieß irgendwo in der Nähe ein Maunzen oder Knurren aus. Der Laut kam allerdings nicht aus der Richtung des nächsten Fußabdrucks. »Sehr nahe jetzt, edler Gesandter. Sehr nahe.«
    Das unsichtbare Feenwesen hatte nicht zu viel versprochen. Nach dem nächsten glühenden Pfotenabdruck erschien kein weiterer mehr. Vor uns versperrte eine große, reich mit Schnitzereien verzierte Doppeltür den Weg. Sie bestand aus einem schwarzen Holz, das ich nicht identifizieren konnte, und war beinahe drei Meter hoch. Zuerst hielt ich das Schnitzwerk für ein Gartenmotiv – Blätter, Ranken, Blumen, Früchte und so weiter. Als ich mich der Tür näherte, konnte ich im Licht meines glühenden Amuletts weitere Einzelheiten erkennen, und unter den Ranken entdeckte ich Menschen. Einige lagen innig umarmt, andere waren bloße Skelette, von den rankenden Rosen umschlungen, wieder andere starrten mit leerem Blick aus Mohnblumenbeeten. Hier und dort gab es im Garten auch Spuren der Sidhe – ein Augenpaar, eine verschleierte Gestalt und ihre Anhänger, kleine Elfen wie Toot-toot, mit Blättern bekleidete Dryaden, Satyrn mit Pfeifen und unzählige andere, die sich vor der Menschenwelt versteckten und tanzten.
    »Netter Schuppen«, meinte Billy. »Sind wir jetzt da?«
    Ich sah mich um, ob ein weiterer Führer käme, konnte jedoch weder Fußabdrücke noch Katzenaugen entdecken. »Wir sind wohl da.«
    »Besonders feinsinnig sind sie anscheinend nicht, was?«
    »Der Sommer ist darin besser als der Winter, aber wenn es ihnen passt, können sie alle sehr elegant auftreten.«
    »Äh, ja. Weißt du, was mich beunruhigt?«
    »Was denn?«
    »Grimalkin hat nicht zugesagt, uns auch wieder nach draußen zu führen.«
    Irgendwo in der Dunkelheit stieß jemand ein fauchendes leises Lachen aus. Ich atmete tief durch. Ruhig, Harry. Lass den Jungen nicht merken, dass du nervös wirst. Dann drehte ich mich zur Tür um und schlug kräftig drei Mal mit der Faust dagegen.
    Laut dröhnten die Schläge. Anschließend legte sich ein langes Schweigen über die Tunnel, bis die Türflügel endlich einen Spalt weit geöffnet wurden und eine wahre Flut von Licht, Geräuschen und Farben herausdrang.
    Ich weiß nicht, was ich vom Winterhof erwartet hatte, Bigbandmusik war es jedenfalls nicht. Irgendwo hinter der Tür tönte eine größere Bläsergruppe, Trommeln donnerten laut. Anscheinend waren sie sogar mit echtem Fell bespannt. Die bunten Lichter waren gedämpft wie die Lichterketten zu Weihnachten, und weiter hinten drehten sich schemenhafte Gestalten – Tänzer.
    »Vorsicht«, murmelte ich. »Lass dich nicht von der Musik einlullen.« Ich trat durch die große

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