Fehlfunktion - Warum Frischhaltefolie nie gerade abreißt und andere Alltagsärgernisse
Heimatland aus einer sehr langen Liste herauspicken zu müssen, gibt man einfach den Ortsnamen ein. Den Rest erledigt eine Datenbank.
Andere Netzwerke sind nicht so benutzerfreundlich. Da beginnt die Länderliste gern mit Australien und hangelt sich dann schön alphabetisch von Belarus über Costa Rica durch das Gesamtverzeichnis der Staaten dieser Welt, bis dann weiter unten endlich Deutschland kommt. Da ist man als Netzwerkwilliger schon dankbar, wenn Deutschland noch vor der Dominikanischen Republik auftaucht und nicht erst irgendwo gut versteckt im Mittelfeld nach Gambia, wie bei manchen Auswahlmenüs, wo Deutschland Germany heißt, weil die Designer eine englische Ländernamenliste benutzt haben.
Auch ein anderer Klassiker des Draufloswebdesigns kann Webnutzer so richtig in Rage bringen. Unter den Kontaktformularen, mit denen man auf Webseiten Nachrichten verschicken kann, fanden sich früher fast immer zwei gleich große, im schlimmsten
Fall direkt nebeneinanderstehende Buttons: Ein Knopflöscht alle zuvor in Formularfelder getippten Angaben, der andere schickt die Nachricht ab.
Das Problem: Weil die Schalter meist so nah beieinanderstehen, ganz ähnlich aussehen und immer wieder anders angeordnet sind, verklickt man sich schnell. Das ist umso frustrierender, wenn man gerade eine lange, detaillierte Beschwerdenachricht in so ein Webformular auf der Seite eines Unternehmens getippt hat. Wut weggeschrieben, falschen Knopf angeklickt - Frust noch größer.
»Web-Folklore« nennt Andreas Butz, Professor für Medieninformatik an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität diese Gestaltung. Warum man diese Löschknöpfe noch immer unter Formularen findet, erklärt er so: »Das ist technisch einfach zu machen, und es gab wohl mal einen Fall, wo das sinnvoll war.«
Und so geistert dieser Killknopf, den tatsächlich kaum jemand braucht, noch immer durchs Web.
Zum Beispiel auf den Webseiten der Deutschen Telekom. Da steht unterm Kontaktformular als erste Option zum Anklicken »Reset« (Sprachverwirrung inklusive) und erst als zweite, rechts daneben »Senden«. Das Bundesgesundheitsministerium ist der deutschen Sprache da schon deutlich verbundener: Erst kommt der Button »Senden« und gleich daneben, in doppelter Größe »Zurücksetzen«. Aber warum sollte man überhaupt alles komplett löschen wollen, was man in ein Kontaktformular getippt hat? Wer seine Nachricht doch lieber nicht versenden will, schließt die Seite einfach. Und wer vorm Absenden noch schnell ein, zwei Fehler korrigieren möchte, wird wohl kaum alle Textfelder löschen und alles noch einmal komplett neu eintippen.
Wer seine Nachricht per Webformular tatsächlich durch Betätigung des richtigen Buttons auf den Weg gebracht hat, hat hoffentlich ein gutes Gedächtnis oder sich vorher eine Kopie gemacht. Denn es kann passieren, dass der Text auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Bei eBay hat man damit keine Probleme: Wer einem anderen Mitglied über ein Webformular eine Nachricht schickt, bekommt eine Kopie per E-Mail, wenn er das entsprechende Häkchen setzt. Das ist praktisch. Und sehr praktisch wäre das bei den Webformularen auf den Seiten irgendwelcher Unternehmen, die man nur einmal kontaktiert (meist, um sich über irgendetwas zu beschweren), und daher kein Log-in, keinen Postausgang oder sonst eine Archivierung der abgeschickten Nachricht hat.
Warum kann man sich also nicht bei jedem Webformular die Nachricht als Kopie selbst zusenden lassen? Daran hat offenbar einfach noch niemand gedacht. Eine entsprechende Anfrage (per Webformular!) bestätigt zum Beispiel der ADAC mit einer Bestätigungs-E-Mail (»Ihre Nachricht wird geprüft und an die zuständige Abteilung weitergeleitet«). Nur den eigentlichen Inhalt der Nachricht schickt der ADAC nicht mit (»Mich stört es ein wenig, dass ich eine Mail über Ihr Kontaktformular verschicken muss, aber mir davon keine Kopie per Mail schicken kann.«). Dafür antwortete noch am selben Tag ein ADAC-Mitarbeiter: »Momentan« werde dieses Feature nicht angeboten. Aber man arbeite an einer Modernisierung des Auftritts. Vorbildlich.
TIPP:
Argentinien ist ein wunderbares Land. Costa Rica auch. Wenn Sie sich so sehr über das Zwangsscrollen in den Auswahllisten diverser Webformulare ärgern, ziehen Sie doch in ein schönes Land am Anfang des Alphabets. Das dürfte wesentlich einfacher zu bewerkstelligen sein als eine Korrektur der mysteriösen Ländernamenliste, bei der sich offenbar alle Web- und
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