Fehlfunktion - Warum Frischhaltefolie nie gerade abreißt und andere Alltagsärgernisse
ab - um 2,4 Prozent. Dieses Kuddelmuddel wollte das Normungsgremium für Elektrotechnik (IEC) im Jahr 2000 ein für alle Mal beenden.
Seit November 2000 gilt, dass 1000 Bytes einem Kilobyte entsprechen und 1000 Kilobytes einem Megabyte und so weiter. Wer das alte Binärsystem benutzt, soll doch bitte fortan von Mebi-und Gibibytes sprechen und als Abkürzung auch GiB statt GB verwenden, damit die Verwirrung aufhört.
Die IEC-Normer warnten damals, die Probleme dieses Standardkuddelmuddels würden mit der Zeit immer größer werden: »In einigen Jahren wird der Speicherplatz auf herkömmlichen PCs und Laptops in Terabytes gemessen werden. Hier weichen Angaben in der Binärmaßeinheit schon um fast zehn Prozent von der im Zehnersystem ab. Bei Exa-Einheiten wird die Abweichung schon bei fast 20 Prozent liegen.« Je größer Festplatten werden, desto deutlicher tritt die Verwirrung bei den Maßeinheiten zutage.
»Die Probleme für Ingenieure, Kunden und Marketing-Verantwortliche werden immer größer, deshalb haben wir einen Standard erarbeitet«, hieß es 2000 von der IEC. Nur leider ignorieren die beiden großen Anwenderbetriebssysteme Windows und Mac OS diesen Standard komplett und beziffern Datenmengen im guten alten Binärformat, ohne das kenntlich zu machen. Wenn Windows und Mac OS X behaupten, »GB« zu messen, meinen sie eigentlich »GiB«. Die Hersteller von Festplatten, Speicherkarten und USB-Sticks hingegen nutzen ausschließlich den Zehnerstandard.
Das führt zu absurden Ergebnissen: Dass auf der Verpackung
eines DVD-Rohlings 4,7 GB steht, Mac OS X und Windows aber nur 4,38 GB entdecken, ist man inzwischen gewöhnt. Dass Apple aber in der eigenen Werbung von 80 GB spricht, das Apple-Betriebssystem aber nur 74,21 Gigabyte ausmacht, ist schon absurd.
Aus dem echten Leben
Die Brennweite wird bei Digitalkameras in Millimetern angegeben und gibt den Abstand an zwischen der Mittelachse der Linse und der Stelle, wo das einfallende Licht auf Sensor oder Film trifft. Das soll Käufern eigentlich sagen, wie nah eine Kamera ein Objekt heranzoomen und wie weit das Blickfeld maximal sein kann. Das funktioniert aber nicht, weil die Bildsensoren bei Digitalkameras unterschiedlich groß sind. Deshalb muss man immer prüfen, ob die Hersteller nun einen nicht vergleichbaren oder einen umgerechneten Wert angeben - die sogenannte kleinbildäquivalente Brennweite (abgeleitet vom 35 mm breiten Zelluloidfilm) hat sich als Standard etabliert.
Die Drehzahl, wie oft in der Minute sich die Kurbelwelle eines Motors dreht, kann fast jeder Autofahrer ablesen. Nur wozu? Wann man nun idealerweise schalten sollte, verraten die Hersteller nicht, dabei ist das abhängig vom Motor. Wie viel Benzin man gerade verbrennt, sagt die Drehzahl auch nicht. Aber gut zu wissen, dass sich da etwas sehr schnell dreht im Motor.
Apple-Sprecher Georg Albrecht argumentiert, das habe sich so eingespielt: »Wir bauen ja die Festplatten nicht selbst und verwenden, wie alle Hersteller, die SI-konforme Bedeutung ein GB für eine Milliarde Byte. Ebenso verwenden alle mir bekannten Betriebssysteme die gleiche Abkürzung GB im Binärsystem.«
Im September 2009 änderte Apple dann aber ganz still doch noch die Rechenart: Das neue Betriebssystem Snow Leopard zählt Festplattenspeicher weiter in GB - meint damit aber nun anders als der Vorgänger die Dezimalbezeichnung. Wer vor dem Betriebssystemwechsel laut OS X eine 372 Gigabyte große Festplatte hatte, wird nach dem Update von einer 400 Gigabyte großen Platte überrascht sein. Das macht das Chaos kleiner, bringt Apple aber auch Kritik. Schließlich nutzen Hardwarehersteller ja gern das Dezimalsystem, weil derselbe Speicherplatz hier mit größeren Zahlenwerten beworben werden kann als im Binärsystem. Nun passt sich ein Betriebssystem diesem Marketing-Dogma an. Mike Szczys vom Blog Hack a Day zum Beispiel fragt rhetorisch: »Hat Apple nicht viel zu gewinnen, wenn die Angaben bei der ganzen Hardware, die sie verkaufen, nach mehr Speicherplatz klingen als vorhanden ist?«
Warum man nicht einfach das Betriebssystem dem neuen Standard anpassen kann, erklärt Microsoft so: »Das ist eine riesige Aufgabe.« Alle Vorgängersysteme und alle Programme nutzen ja das bei der Programmierung von Anfang an verwendete Binärsystem. Eine Umstellung könnte zu enormen Problemen führen, deren Ausmaß kaum abzusehen ist. »Alte Laufzeitbibliotheken könnten plötzlich ungültig sein, Programme würden womöglich
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