Fehlfunktion - Warum Frischhaltefolie nie gerade abreißt und andere Alltagsärgernisse
uns beim Abreißen nur dämlich angestellt, obwohl wir strikt nach Anleitung gearbeitet haben (»über die Zackenkante von einer Seite zu (sic!) anderen abreißen«).
Dicke Folie reißt also schlecht? Da kein Folienproduzent etwas
Genaueres über seine Frischhaltebahnen sagen will, haben Doktoranden von Physikprofessor Armin Gölzhäuser an der Universität Bielefeld mit viel Aufwand untersucht, was die zähen von den angenehmen Folien unterscheidet. Ergebnis: Es kann nicht an der Dicke der Folien allein liegen, irgendetwas an der chemischen Zusammensetzung muss anders sein. Denn die preiswerteren Folien dehnen sich sehr stark aus, bevor sie überhaupt reißen. Die leicht zu reißende Folie lässt sich kaum dehnen, reißt sofort ab.
Dagegen hilft auch Einfrieren nicht - diesen oft weitererzählten Kaltschneide-Mythos entkräftete Toppits: »Eine kalte Folie ist weniger elastisch und wird eher spröde, sie muss dann aber schon sehr kalt sein, minus 40 bis minus 80 Grad Celsius.«
Vielleicht ein kleiner Trost für entnervte Hobbyköche: Im Labor geht es zu wie im Haushalt. Aus dem Zwischenbericht der vier folientestenden Physikdoktoranden: »Es zeigt sich auch, dass gerade die Folien von Ja und Gut & Günstig schwierig zu handhaben sind, da sie relativ schnell und fest an sich selbst haften und man so Folienstücke neu präparieren musste.«
TIPP:
Schreiben Sie eine Doktorarbeit über Frischhaltefolien, entwerfen (und patentieren!) Sie den perfekten Frischhaltefolienschneider. Und privat nutzen Sie am besten heimlich Alufolie, sonst wird aus den Folienprojekten nie etwas.
Technikärgernis Gebrauchsanleitung
»Ziehen Sie die Kunststoffösen 23 einfach nach oben«
Den Nippel durch die Lasche ziehen - manche Handbücher klingen wie Anleitungssatiren. Wer Videorekorder oder W-Lan-Router bedienen will, muss ihre Sprache lernen. Doch die gedruckten Verhaltensregeln passen nie zum beigelegten Gerät. Oder umgekehrt?
Wer einen Luxus-Kinderwagen aus der Hartan-Fabrik im oberfränkischen Sonnefeld besitzt, hat alles richtig gemacht - so steht es in der Anleitung: »Damit sich Ihr Baby sicher und geborgen fühlt, haben Sie sich für ein hochwertiges Produkt aus dem Hause Hartan entschieden.« Und so weiter... hochwertige Verarbeitung, strenge Qualitätskontrolle. Je weiter man aber in der Anleitung nach hinten blättert, umso unverständlicher werden die Sätze.
Da steht dann auf einmal: »Klappen Sie den Tragebügel 24 nach hinten. Dann ziehen Sie die beiden Kunststoffösen 23 innen im Wagen einfach nach oben und rasten die seitlichen Aluminiumstreben in die Kunststoffhalter am Boden. Zum Öffnen klappen Sie den Tragebügel 24 nach oben bis er einrastet und drücken nur den Boden der Tragetasche nach unten.«
Das ist ein Abschnitt aus der Erklärung, wie man das Oberteil des Kinderwagens abnimmt und als Tasche trägt. Ein gutes Dutzend Handgriffe ist dafür nötig, die Anleitung listet diese in einem Fließtext mit Wortungetümen wie »Fußstützenverstellung« hintereinanderweg auf - ohne Illustration.
Wer sehen will, was mit Tragebügel 24 gemeint ist, muss ein paar Seiten zurückblättern, zur einzigen schematischen Darstellung des Kinderwagens VIP XL in der Anleitung. Hier deuten 25 Pfeile an, was mit den Begriffen »Fußstützenverlängerung«, »Schutzbügelverstellung« und »Teleskopschieber höhenverstellbar« gemeint ist. Wer wissen will, was man damit macht, muss weiterblättern - zur Anleitungstextwüste.
So ähnlich klang die Anleitung für »Holzwollschnitzelwerk«, die 1972 Schobert und Black sangen - »da jetzt schon von selbst das Überdruckventil in die Nut des Nippels passt, kurbeln Sie die Kurbel des Kurbellagers, bis der Haken den Schlepper erfasst«. Das war Satire. Warum ist gut drei Jahrzehnte später eine Anleitung für ein etwa 500 Euro teures Produkt ähnlich unverständlich?
Das erklärt die Firma Hartan so: »Eine Illustration ist aufgrund der Vielzahl von Bedienungsanleitungen nicht zu verwirklichen. Wir haben 14 verschiedene Modelle, die für 16 Länder in unterschiedlichen Ausführungen gedruckt werden müssen.« Die wegen ständiger Verbesserung nötige »laufende Überarbeitung der Illustrationen« würde »den Aufwand nicht rechtfertigen«.
Andere Unternehmen geben sich da mehr Mühe. Ikeas Aufbauanleitungen zum Beispiel kommen fast ausschließlich mit Zeichnungen aus - und erklären dabei ganz verständlich und anschaulich, wie all die Möbelteile zusammenpassen sollten.
Die
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