Fehlfunktion - Warum Frischhaltefolie nie gerade abreißt und andere Alltagsärgernisse
etwas andere Form, ordnet die Gewinde ein wenig anders an. Die Folge: Solange man nicht das eine, einzig passende Ersatzschaltauge unter Hunderten von anderen als Ersatzteil
bekommt, ist ein Fahrrad komplett unbrauchbar. Wegen eines Metallplättchens.
Auf mein Ersatzschaltauge musste ich viele Wochen warten. Bei Hamburger Händlern fand sich kein Ersatz für mein Winora-Rad (süddeutsches Rad in Hamburg = schlecht!), in Onlineshops und bei eBay auch nicht, bei Winoras Ersatzteiltochterfirma Wiener Bike Parts darf ich nicht bestellen - »nur für Fachhändler«. Das Rad stand also in einer Werkstatt und wartete auf das Ersatzteil. Unterwegs sollte es sein - aus Schweinfurt. Das dauert offenbar.
Der einzige Trost in dieser Wartezeit sind die Horrorgeschichten über Schaltaugendebakel in Mountainbike- und Rennradforen. Es könnte ja alles noch viel schlimmer sein. So zum Beispiel:
• »Ich versuche schon seit fast zwei Monaten in Braunschweig ein Schaltauge für mein MTB zu bekommen.«
• »Ich suche auch schon länger ein neues Schaltauge für einen acht bis zehn Jahre alten Gary Fischer Z2 Y-Rahmen. Werd gleich mal ein Bild machen. Vielleicht kann jemand helfen.«
• »Alternativ kann man selber was dranschweißen oder ein neues Ausfallende einlöten lassen (mit Lackierarbeit verbunden) - da muss der Rahmen schon was wert sein.«
• »Einfach dickes Blech ranschweißen und M10x1 reinschneiden - Gewindeschneider sind ja nicht so teuer.«
Schaltaugen scheinen die Staubsaugerbeutel des Sports zu sein. Die Modellvielfalt ist unüberschaubar. In der schönen Übersicht »Schaltaugen 1999 bis 2006« zählt der Hamburger Radbauer Stevens Bikes zum Beispiel für manche Radmodelle innerhalb von
fünf Jahren drei verschiedene Schaltaugentypennummern auf. Ein netter Hinweis am Rande: »Im Zweifelsfall überprüfen Sie bitte die Form des Schaltauges anhand der Fotos auf der separaten Seite.«
Warum die Schaltaugen so variieren? »Je nach Rahmenproduzent und Konstruktion ist oft ein eigenes Schaltauge im Einsatz«, erklärt man bei Stevens Bikes. Wenn die Firma also einen anderen Rahmen für ein Modell verwendet, gibt es neue Schaltaugen. Man gebe sich aber Mühe, die Vielfalt zu reduzieren und die Ersatzteile mindestens zehn Jahre lang lieferbar zu halten. »Es ist richtig, dass das Schaltauge ein oft benötigtes Ersatzteil ist und die Beschaffung je nach Fahrradhersteller eine rasche oder langwierig-mühselige Angelegenheit sein kann.«
Das Aberwitzige daran: Nur vergleichsweise teure Fahrräder haben überhaupt auswechselbare Schaltaugen. Der Ansatz ist durchaus kundenfreundlich: Wer einen teuren Rahmen hat, will den wohl kaum nach ein paar Jahren wegwerfen, weil er verzogen ist. Ohne Schaltauge könnte das passieren. Zum Beispiel, wenn irgendetwas (Äste, Mauern, der Boden beim Sturz) gegen das Schaltwerk schlägt und das verbogene Schaltwerk in die Speichen gerät. Das Schaltauge wirkt dann als Sollbruchstelle.
Kundenfreundlich wäre das, wenn man tatsächlich Ersatz für dieses Plättchen erhielte und darauf nicht ein paar Wochen warten müsste. Das Schaltaugenkuddelmuddel erschwert das natürlich ein wenig - welcher Händler wird schon alle Modelle auf Lager haben? Man weiß ja nicht einmal, wie viele es überhaupt gibt.
Das weiß auch Michael Schuh nicht, obwohl der Fahrradhändler einen auf Schaltaugen spezialisierten Webshop betreibt. Wie viele Ausführungen dieses Metallplättchens es gibt? Schuh:
»Hunderte bestimmt, kann ich nicht genau beziffern.« Er hat in seiner Werkstatt über die Jahre eine Sammlung angelegt. Immer wenn er für eine Reparatur ein neues Schaltauge besorgte, kaufte er noch eins extra fürs Lager und fotografierte es.
Schaltauge: Diese Metallstücke halten bei Fahrrädern das Schaltwerk - es gibt fast für jedes Rahmenmodell ein ganz spezielles Formmuster.
Die britische Schrauberwerkstatt Betd hat daraus sogar ein internationales Geschäft gemacht: Das Unternehmen baut selbst Schaltaugen nach. Gut 160 Modelle sind im Angebot, die Preise in Dollar, Euro und Pfund ausgezeichnet - offenbar kaufen hier Radler aus der halben Welt Schaltaugen nach. Die Produktbeschreibung klingt entsprechend: »Mech hanger, derailleur hanger, Forcellino, Schaltauge - call them what you want.«
Aber warum gibt es davon so viele? Technische Gründe hat das wohl kaum, urteilt Schaltaugenhändler Michael Schuh. Ein paar unterschiedliche Basisausführungen seien technisch bedingt, bei einem Rennrad etwa
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