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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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tief unter die Wasseroberfläche hinab reichten. Schließlich besaß Lewis jede einzelne Zelle von Pernik. Und mitten im Herzen seines triumphierenden Bewußtseins ruhte schweigend und erstickt die Multiplizität.
    Lewis wartete eine Sekunde und genoß das nirwanaartige Hochgefühl absoluter Herrschaft. Und dann setzte der Terror ein.
     
    Eysk rannte los, als der Kran knarrte und kreischte. Pernik zeigte ihm, wie der Ausleger sich langsam löste und zu fallen begann. Eysk wußte, daß er zu spät kommen würde, daß er nichts mehr tun konnte, um den seltsamen, eigenartigen Edeniten von Jospool zu retten. Der Ausleger wurde schneller und schneller und krachte auf den offensichtlich schreckensstarren Lewis hinab. Entsetzt vom Anblick des umherspritzenden Blutes schloß Eysk die Augen.
    – Beruhige dich, sagte die Insel-Persönlichkeit. – Sein Kopf hat den Aufprall überstanden. Ich habe sein Bewußtsein.
    – Gott sei Dank. Was um alles in der Welt ist für dieses Unglück verantwortlich? Ich habe noch niemals zuvor ein derartiges Gewitter auf Atlantis erlebt.
    – Es … ich …
    – Pernik?
    Der mentale Aufschrei der Insel-Persönlichkeit, der durch das Affinitätsband drang, schien Eysks Schädel zum Platzen zu bringen. Er fiel auf die Knie und umklammerte seinen Kopf, und seine Sicht wurde durch einen roten Nebel verdrängt. Stählerne Krallen rasten wie leuchtendes Silber mit daran haftendem Blut und zäher Hirnflüssigkeit durch das Affinitätsband und zerrissen die feinen Membranen in seinem Gehirn.
    »Armer Eysk«, sagte ein weit entfernter Chor aus Stimmen direkt in seinem Kopf – ganz anders als die warme, von Liebe bestimmte Affinität. Heimtückisch. Böse. »Wir können dir helfen.« Ringsum in der Luft summte das Versprechen von verebbendem Schmerz.
    Selbst in seinem betäubten, verletzten Zustand erkannte er das freundliche Angebot als das trojanische Pferd, das es war. Er blinzelte die Tränen aus den Augen und verschloß seinen Verstand gegen das Affinitätsband. Und mit einem Schlag war er allein, nicht einmal mehr das Gefühl von emotionaler Zusammengehörigkeit war vorhanden, das er sein ganzes Leben lang verspürt hatte. Das groteske Trugbild der Klaue in seinem Schädel verschwand. Eysk atmete erleichtert ein und aus. Der Polyp unter seinen zitternden Händen leuchtete in einem widerlichen Pink, und diesmal war es keine Täuschung.
    »Was …?«
    Haarige Pferdehufe stapften in sein Blickfeld. Er zuckte erschrocken zusammen und sah auf. Die humanoide Gestalt mit dem Kopf eines schwarzen Wolfs heulte triumphierend auf und packte ihn.
     
    Laton öffnete die Augen. Sein zerschmetterter, sterbender Körper war überflutet von Schmerz. Es war nicht wichtig, also ignorierte er ihn. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit, bevor der Sauerstoffmangel anfangen würde, sein Bewußtsein zu trüben. Bereits jetzt erschwerte der physische Schock jede Konzentration. Rasch lud er eine Sequenz von lokalen Blockern in die neuralen Zellen tief unter dem Polyp, auf dem sein zerquetschter Körper vom Ausleger des Krans festgehalten wurde. Er hatte sie für seine Aktion auf Jantrit entwickelt, und sie waren um Größenordnungen ausgefeilter als die üblichen Ablenkungsprogramme, mit denen sich jugendliche Edeniten der elterlichen Überwachung entzogen.
    Zuerst regulierte er die optischen Eindrücke, die von den umgebenden sensitiven Zellen in das neurale Stratum der Persönlichkeit gesandt wurden, und fror das Bild seines zerschmetterten Körpers ein.
    An dieser Stelle schlug sein Herz zum letzten Mal. Laton spürte die verzweifelten Bemühungen der Multiplizität, sich gegen die Übernahme durch Lewis Sinclair zu widersetzen. Laton setzte seine gesamte Hoffnung auf die brutale Gewalt, mit der der primitive Straßenschläger versuchte, die Persönlichkeit zu übernehmen. Zweifellos flossen die unheimlich machtvollen, aber ungeschliffenen Gedankenströme Lewis’ durch das neurale Stratum tief unten im Polyp und löschten jede andere Routine in ihrem Weg aus – doch selbst seine Kräfte reichten nicht, um Latons subversive Programme zu erfassen. Sie waren eher symbiotischer Natur statt parasitär, und sie arbeiteten mit der kontrollierenden Persönlichkeit zusammen statt gegen sie. Man mußte schon sehr erfahren sein auf dem Gebiet der edenitischen BiTek-Neuropathologie, um auch nur herauszufinden, daß Latons Routinen im System aktiv waren, ganz zu schweigen davon, sie wieder zu löschen.
    Über seine Lippen drang ein

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