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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Latons ruhte in seinem passiven Stadium in Form inerter Organellen innerhalb der Körperzellen – in jeder Körperzelle, von der Leber bis zu den Blutkörperchen, von den Muskeln bis zu den Haarwurzeln. Als Latons letztes Affinitätskommando die Organellen aktivierte, schüttete jede einzelne davon eine Ladung Plasmide (kleine, synthetische hergestellte DNS-Stränge) aus sowie eine beträchtliche Menge von Transskriptionsfaktoren – Proteinen, die imstande waren, Gene ein- oder auszuschalten. Nachdem die Plasmide in die Zell-DNS eingedrungen waren, setzte die Mitose ein und zwang die Zellen, sich durch Teilung zu reproduzieren. Die Transskriptionsfaktoren schalteten die menschlichen Gene vollständig ab, außerdem eine ganze Reihe der neuen Plasmide, die passiv weitergetragen wurden, während nur ein einziger Plasmid-Typ aktiviert war und die Form der neuen Zelle bestimmte. Das Ergebnis war eine dramatische Mutation. Hunderttausende von Latons ursprünglichen Körperzellen waren bereits im Absterben begriffen, und Millionen weitere wurden durch die erzwungene Mitose getötet. Doch mehr als die Hälfte teilte sich erfolgreich und verwandelte sich dabei in spezialisierte diploide Gameten.
    Sie strömten in einem purpurnen Schleim aus den Armen, Beinen und dem Kragen von Latons einteiligem Bordanzug und flossen weg von den übrigen toten Zellenhaufen, die ihre ursprüngliche Form beibehalten hatten – Reste von Organen, Rippen, ein verzweigtes gummiartiges Bündel Adern. Während die Gameten sich noch über den Polyp verteilten, drangen sie auch schon in die Oberfläche ein und schlüpften durch mikroskopische Lücken in der rauhen Textur, hinunter in das neurale Stratum, das vier Meter tiefer lag. Die Nahrungskapillaren und Axonen beschleunigten ihr Vordringen noch.
    Vier Stunden später, als die Dämmerung über die heimgesuchte Insel hereinbrach, hatte der Großteil der Gameten das neurale Stratum erreicht. Das zweite Stadium des proteanischen Virus sah anders aus. Ein Gamet durchdrang die Zellmembran einer neuralen Zelle und setzte dort ein spezifisches Plasmid frei, das Laton vorher bestimmt hatte (aus einer Auswahl von vierhundert möglichen). Das Plasmid wurde begleitet von einem Transskriptionsfaktor, der imstande war, es zu aktivieren.
    Erneute Mitose führte zur Entstehung einer neuronalen Zelle, die fast identisch war mit dem Original, dessen Platz sie einnahm. Einmal eingeleitet, war dieser Prozeß nicht mehr zu stoppen. Neue Zellen ersetzten die alten mit immer weiter anwachsender Geschwindigkeit. Eine Kettenreaktion subtiler Modifikationen setzte vom Rand der Insel her ein. Sie dauerte eine beträchtliche Zeitlang an.
     
    Admiral Kohlhammer hatte beinahe recht mit seiner Annahme, daß Time Universe die Konföderation schneller über Laton informieren würde als die edenitischen Voidhawks. Mehrere Dutzend Sternensysteme erfuhren die Neuigkeiten zuerst durch die Nachrichtenagentur. Regierungen fanden sich in der peinlichen Situation wieder, weniger als Time Universe zu wissen, bis schließlich die Voidhawks mit den Fleks von Admiral Samuel Aleksandrovich und dem Präsidenten der Konföderierten Ratsversammlung eintrafen und Licht auf die Situation warfen. Wie nicht anders zu erwarten, richtete sich die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit fast ausschließlich auf Laton: Die Gefahr aus der Vergangenheit, auferstanden wie der Phönix des Teufels persönlich. Die Menschen verlangten zu erfahren, was unternommen wurde, um Laton aufzuspüren und zu eliminieren, und sie brachten ihre Forderungen lautstark zum Ausdruck.
    Präsidenten, Könige und Diktatoren ohne Unterschied gaben Statements heraus, in denen sie ihre besorgten Bürger beruhigten, daß alles nur Menschenmögliche unternommen wurde, um Laton zu finden.
    Die offensichtliche Xeno-Invasion und Sequestrierung der Bevölkerung Lalondes erregte weitaus weniger Interesse. Graeme Nicholson hatte dieser Tatsache in seiner Reportage nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit geschenkt und sie als Gerücht behandelt. Erst viel später kamen die Nachrichtenredakteure auf die Idee, sich Gedanken über den Sinn und die Kosteneffizienz der Sequestrierung einer ganzen Welt zu machen, noch dazu von der Bedeutungslosigkeit Lalondes, und Fragen zu stellen, was eigentlich genau in den Quallheim-Bezirken vorgefallen war. Latons Auftauchen hatte sie genausosehr geblendet wie jeden anderen auch. Er war auf Lalonde gewesen, und deswegen war er die Ursache des Problems

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