Fehlfunktion
könnte alles andere als ein Spaziergang werden, ihn dorthin zu bringen.«
Er wich ein wenig von der Kapsel zurück, während er in die gespannten Gesichter der ersten Reihe von Marines blickte.
Mein Gott, sie sehen so verdammt jung aus. Ich hoffe nur, sie nehmen meine Warnung ernst.
Er überprüfte seinen eigenen Kampfhelm und atmete ein letztes Mal tief durch. »In Ordnung, Cathal, schalten Sie die Maschine ab.«
Die Schwärze verschwand, und der glatte zylindrische Kompositsarkophag der Kapsel wurde sichtbar. Ralph lauschte auf das irrsinnige Hämmern, mit dem Skibbow den Deckel von innen bearbeitet hatte, bevor das Null-Tau ihn zum Schweigen gebracht hatte. Doch das Abteil war totenstill bis auf das gelegentliche Scharren der Marines, die sich die Köpfe verrenkten, um einen Blick in die Kapsel zu werfen.
»Öffnen Sie den Deckel.«
Der Deckel glitt zurück. Ralph wappnete sich auf den Ansturm Skibbows. Er rechnete damit, daß der Kolonist wie eine Kombatwespe mit einem Vierzig-g-Antrieb aus dem Sarkophag schießen würde. Doch statt dessen hörte er nur ein wimmerndes Geräusch. Cathal warf ihm einen verwirrten Blick zu.
Mein Gott, haben wir die falsche Kapsel geöffnet?
»Also schön, alles bleibt zurück!« befahl Ralph. »Sie beide«, er deutete auf die Marines mit den Karabinern, »geben Sie mir Deckung.« Er schob sich vorsichtig über das Gitter in Richtung der Kapsel, jederzeit darauf gefaßt, daß Skibbow aufspringen konnte. Das Wimmern wurde lauter, hier und da unterbrochen durch ein leises Stöhnen.
Sehr, sehr vorsichtig schob sich Ralph neben die Kapsel und spähte hinein. Bereit, sich jederzeit in Deckung zu werfen.
Gerald Skibbow schwebte apathisch im Innern des runden, cremeweißen Kompositsarkophags. Er zitterte am ganzen Leib und preßte die zerquetschte Hand an die Brust. Seine Augen waren rotgerändert, und aus seiner zerquetschten Nase floß noch immer Blut. Der Geruch nach feuchtem Dschungel und Urin stieg Ralph in die Nase.
Gerald wimmerte unablässig weiter vor sich hin, und aus seinen Mundwinkeln troffen Speichelblasen. Ralph schob sich direkt über den Sarkophag, doch Skibbows Augen starrten weiterhin teilnahmslos ins Leere.
»Scheiße!«
»Was ist passiert?« fragte Admiral Farquar per Datavis.
»Ich weiß es nicht, Sir. Es ist Skibbow, kein Zweifel, aber er sieht aus, als wäre er in eine Art Katatonie gefallen.« Er bewegte die Hand vor dem schmutzigen, blutenden Gesicht Skibbows hin und her. »Er reagiert überhaupt nicht auf äußere Reize.«
»Ist er noch immer gefährlich? Was meinen Sie?«
»Ich wüßte nicht, wie er das in seinem gegenwärtigen Zustand sein könnte. Es sei denn natürlich, er erholt sich wieder.«
»Also schön, Mister Hiltch. Sorgen Sie dafür, daß die Marines ihn so rasch wie möglich in das Isolationsquartier bringen. Ich werde veranlassen, daß ein Team von Notfallmedizinern auf Sie wartet.«
»Jawohl, Sir.« Ralph stieß sich von dem Sarkophag weg und befahl drei Marines, den widerstandslosen Gerald Skibbow aus der Kapsel zu heben. Seine neurale Nanonik meldete, daß die Alarmbereitschaft der Asteroidenbasis auf Stufe sechs zurückgefahren worden war.
Ich verstehe das einfach nicht, dachte er düster. Wir haben eine wandelnde Atombombe an Bord gebracht und enden mit einem Schwächling, der sich vor Angst in die Hosen gemacht hat. Irgend etwas scheint diese Sequestrierung gelöscht zu haben. Aber was?
Die Abteilung Marines hatte das Null-Tau-Abteil inzwischen geräuschvoll verlassen. Die Männer hatten Witze gemacht und ihn ausgebuht. Erleichtert, daß sie am Ende doch nicht gebraucht worden waren? Ralph blieb noch im Abteil zurück, als der letzte längst gegangen war. Er hing zwischen den Gittern der Decks und starrte verständnislos auf die leere Null-Tau-Kapsel.
Drei Stunden, nachdem Guyana wieder auf Alarmstufe sechs zurückgekehrt war, hatte sich das Leben im Innern beinahe normalisiert. Zivilangestellte mit Aufgaben im militärischen Bereich der Station durften an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Beschränkungen in der Kommunikation und im Verkehr wurden zumindest für die beiden anderen Biokavernen aufgehoben. Raumschiffe legten an oder ab, und nur der militärische Raumhafen, auf dem die Ekwan angedockt hatte, blieb weiterhin für alle zivilen Schiffe gesperrt.
Dreieinhalb Stunden, nachdem die Marines einen praktisch komatösen Gerald Skibbow in der Isolationszelle abgeliefert hatten, marschierte Captain Farah Montgomery
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