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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Aluminiumtreppe hinauf, gefolgt von einem nervösen Emlyn Hermon. Der Verwaltungsbeamte redete unterdessen mit den Wartungstechnikern.
    Als Laton bei der Luftschleuse angekommen war, drehte er sich noch einmal um. Die Kapuze seines Anoraks fiel nach hinten und enthüllte sein Gesicht. Wohlproportioniert, attraktiv, eine Spur von Aristokratie: edenitische Raffinesse, jedoch ohne das kulturelle Erbe, jenes bedeutsame Gegengewicht, das die Träger des Affinitätsgens zu menschlichen Wesen machte. Es sah aus, als starrte er geradewegs zu Graeme. Plötzlich lachte er auf, spöttisch und verkommen. Höhnisch.
    Wer auch immer innerhalb der Konföderation in den folgenden Wochen das Sens-O-Vis ansah, würde das Herzklopfen des Journalisten in seinem Brustkasten spüren. Wie aus heiterem Himmel stockte Graeme der Atem, und der gemurmelte Kommentar blieb ihm in der Kehle stecken.
    Die Pause, der Spott – das war kein Zufall. Laton wußte, daß Nicholson dort war, und es war ihm egal. Graeme Nicholson stand viel zu weit unter ihm, als daß er sich darum geschert hätte.
    »Da geht er hin. Frei und ungehindert streift er zwischen den Sternen umher. Hätte ich vielleicht versuchen sollen, ihn aufzuhalten? Mich gegen einen Mann stellen, der ganze Welten durch bloße Nennung seines Namens in Furcht und Schrecken versetzt? Wenn Sie glauben, daß ich das sollte, dann tut es mir leid. Denn ich fürchte mich zu sehr vor ihm. Und ich glaube nicht, daß ich etwas ändern könnte. Nicht gegen einen Mann mit seinen Fähigkeiten und Kräften. Er wäre trotzdem von hier weggegangen.«
    Die Luftschleuse glitt zu. Die beiden Wartungstechniker arbeiteten hektisch und mit gegen den Regen eingezogenen Schultern. Sie lösten die dicken, dunkelgelben Schläuche, die auf der Unterseite des Raumflugzeugs eingestöpselt waren. Kompressoren liefen an und wirbelten den schweren Vorhang aus Regen durcheinander. Das Zischen der ausgestoßenen Luft wurde lauter, bis das Raumflugzeug auf seinem Landegestell erzitterte. Schließlich erhob es sich in den trüben Himmel.
    »Meine Pflicht ist es nun, Sie alle zu warnen. Ich tue, was ich kann, was ich tun muß, um sicherzustellen, daß mein Sens-O-Vis zu Ihnen kommt. Damit Sie Bescheid wissen. Damit es alle wissen. Laton ist auf dem Weg. Sie sind es, die gegen ihn kämpfen müssen. Ich wünsche Ihnen Glück. Wir jedoch, die wir hier auf Lalonde bleiben, haben unseren eigenen Kampf zu kämpfen gegen das Unglück, das er im Hinterland dieser Welt losgelassen hat. Es ist kein Kampf, auf den wir vorbereitet sind, denn dies ist keine Welt epischer Helden, sondern ganz normaler Menschen, wie auch Sie es sind. Wie immer fällt die ganze Last auf die Schultern derjenigen, die am wenigsten imstande sind, sie zu tragen. Eine schreckliche Nacht hat sich auf Lalonde gesenkt, und ich bin nicht sicher, ob wir die Morgendämmerung noch einmal sehen.«
    Das Raumflugzeug stieg immer schneller in die Höhe. Die Flügel schwangen nach hinten, und es verschwand in der niedrigen Wolkendecke. Bald darauf war auch das Geräusch der Motoren verklungen.
     
    Ein Dutzend armseliger Feuer zischten und spuckten auf der breiten Straße vor dem Dumper des Gouverneurs. Die Flammen verzehrten Zaunpfosten und Holzkarren, die von den Demonstranten ausgerissen oder zerlegt worden waren, um Brennstoff zu liefern.
    Nur wenige Menschen drängten sich noch um die Feuer unter den wachsamen Augen der Sheriffs und Deputys, die den Konus aus Carbotanium umringt hatten. Nach all der Gewalt und den Unruhen des Tages war so etwas wie ein unsicherer Waffenstillstand eingekehrt. Das vorangegangene Sperrfeuer aus Steinen und Flaschen war jedesmal mit Schüssen aus den Kortikalstörern der Sicherheitskräfte beantwortet worden. Glücklicherweise hatten die Demonstranten – zumindest für den heutigen Tag – darauf verzichtet, richtige Waffen einzusetzen. Inzwischen waren die Sprechgesänge verklungen. Die nackten Drohungen, unisono hervorgestoßen aus Tausenden von Kehlen, waren nicht gerade etwas, womit Colin Rexrew jeden Tag zu tun hatte. Er hatte nicht einmal heraushören können, was die Demonstranten in den vergangen Tagen gesungen hatten; er vermutete, daß sie es selbst nicht so genau gewußt hatten und nur endlich wollten, daß wieder Ruhe und Ordnung Einkehr hielten. Nun, es ging ihm ganz genauso. Er sehnte sich verzweifelt nach Ruhe und Ordnung.
    Jedesmal, wenn Colin Rexrew aus dem Fenster blickte, sah er neue Rauchwolken über anderen Dächern

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