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Fehlfunktion

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Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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aufsteigen. In dieser Nacht war der Horizont dort, wo Gebäude in hellen Flammen standen, an drei oder vier Stellen erleuchtet. Wären nicht der Regen und die alles durchdringende Feuchtigkeit gewesen, ganz Durringham wäre bereits vor Tagen in einem einzigen gigantischen Feuersturm untergegangen.
    Und dabei war die allmählich außer Kontrolle geratende Lage in der Stadt nicht einmal sein größtes Problem.
    Als Candace Elford in das Büro kam, saß Colin Rexrew hinter seinem Schreibtisch wie immer. Er starrte abwesend auf das Fenster und die glücklose Stadt dahinter. Terrance Smith bedachte sie mit einem raschen, vieldeutigen Blick, und beide nahmen Platz.
    »Ich fürchte, daß wir inzwischen die Kontrolle über ein gutes Drittel der Stadt vollkommen verloren haben«, begann sie.
    Es war die allabendliche Lagebesprechung. Oder die nächtliche Krisensitzung – je nachdem, wie zynisch Rexrew gerade dachte. Der ständig zunehmende Druck machte es schwer, sich selbst in den wenigen Augenblicken zu konzentrieren, da er all seine geistigen Ressourcen dringend benötigte. Er hätte viel darum gegeben, wenn er ein Stimulationsprogramm in seine neurale Nanonik hätte laden können oder sich auch nur für einige Stunden in ein MF-Album versenken, wie er es in seiner Jugend häufig getan hatte. Es hätte die Belastung ein wenig erträglicher gemacht.
    Nicht einmal seine neurale Nanonik mit den modernsten, leistungsfähigsten Programmen über Management und Verwaltung waren eine große Hilfe. Es gab einfach zu viele unerklärliche – nein, unheimliche! – Faktoren, um mit Standardmethoden darauf zu reagieren. Ob es jemals einen Gouverneur auf einer Koloniewelt der Stufe eins gegeben hatte, der sämtliche Kontrolle über seinen Planeten verloren hatte? In seinen Speicherzellen war jedenfalls nichts darüber vermerkt. Was für eine Art, Eingang in die Geschichtsbücher zu finden!
    »Sind es die Invasoren?« fragte er.
    »Nein. Soweit wir feststellen konnten, sind sie immer noch ein ganzes Stück entfernt. Womit wir es hier zu tun haben, sind hauptsächlich Opportunisten, die eine Chance zum Plündern wittern, und ein paar organisierte Gruppen, die sich eine Chance ausrechnen, an die Macht zu kommen. Nichts Politisches, aber es gibt ein paar kriminelle Banden, die eine Gelegenheit sehen, ihren Vorteil aus den Unruhen zu schlagen. Ich weise darauf hin, daß die meisten Bezirke, aus denen meine Sheriffs vertrieben wurden, auf der Südostseite der Stadt liegen. Das sind die neuesten und ärmsten Gegenden, mit anderen Worten: dort leben die unzufriedensten Bürger. Im Zentrum der Stadt, und wichtiger noch, im Händlerviertel und den Industriezonen herrscht immer noch Ruhe. Wenn überhaupt, dann ergreifen die Bewohner der älteren Bezirke Partei gegen die Gesetzlosen. Ich versuche gegenwärtig, weitere Deputys aus diesen Gegenden zu vereidigen.«
    »Wie lange, bis Sie damit anfangen können, die Kontrolle über die südöstlichen Bezirke zurückzugewinnen?« erkundigte sich Terrance Smith.
    »Im Augenblick ist daran gar nicht zu denken. Wir haben alle Hände voll zu tun, um eine Ausbreitung der Unruhen zu verhindern.«
    »Sie meinen, Sie können nicht?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Aber es wird auf keinen Fall leicht. Die Banden haben zwei Dumper besetzt – mitsamt der Fusionsgeneratoren. Wir können uns nicht leisten, sie zu beschädigen, und das wissen diese Burschen. Ich habe eine Menge guter Leute in Ozark und beim Fiasko der Swithland verloren. Außerdem sind da auch noch die neuen Kolonisten in den Übergangslagern. Sie stellen gegenwärtig sogar das größte Problem dar; sie stecken in den Docks fest, und ich kann sie nicht von dort verlegen. Jeder denkbare Zugangsweg ist verbarrikadiert, und mutwillige Zerstörungen und Plünderungen sind an der Tagesordnung. Der halbe Hafen ist zur Zeit nicht benutzbar, was wiederum die Kommandanten der Flußschiffe aufgebracht hat. Ich muß Leute abstellen, um sie im Auge zu behalten.«
    »Hungern Sie die Mistkerle doch einfach aus!« verlangte Rexrew.
    Candace Elford nickte zögernd. »Das wäre eine Möglichkeit. Im Augenblick wahrscheinlich sogar die kostengünstigste von allen. Aber das dauert eine Weile. In den Lagerhäusern sind zur Zeit viele Lebensmittel deponiert.«
    »Außerdem wird es den Händlern nicht gefallen«, sagte Terrance Smith.
    »Vergessen Sie die Händler!« fauchte Rexrew. »Es tut mir leid, daß die neuen Kolonisten ausgeplündert werden, aber das entschuldigt

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