Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
Messe aus.
     
    »Fünf Minuten bis zur Landung im neu vorgesehenen Gebiet, und die Spannung in der Kabine ist fast nicht auszuhalten«, flüsterte Kelly Tirrel in eine Speicherzelle ihrer neuralen Nanonik. »Wir wissen, daß zumindest fünf der anderen Schiffe etwas zugestoßen sein muß. Die Frage, die sich nun jedermann stellt, lautet: Wird uns die zusätzliche Entfernung schützen? Operieren die Invasoren nur unter dem schützenden Schild ihrer roten Wolke?«
    Sie klinkte sich in die Sensoren des Raumflugzeugs ein, um einmal mehr das prächtige, monströse Spektakel zu betrachten. Tausend Kilometer lange Bänder aus leuchtend rotem Nichts, die bewegungslos in der Luft hingen. Erstaunlich. So weit landeinwärts sahen sie dünn und komplex aus und über dem verschlungenen Flußsystem ineinander verwoben wie das Netz einer betrunkenen Spinne. Als sie die Wolke vom Orbit aus betrachtet hatte, bewegungslos und von vollkommen ebenmäßiger Struktur, da war sie ihr einschüchternd vorgekommen, doch hier unten und aus der Nähe war sie nichts als furchterregend.
    Gewundene Bänder, die sich auf gleicher Höhe mit dem Steuerbordflügel dahinzogen und in der Größe anwuchsen, je weiter sie durch den Himmel auf das kleine Raumflugzeug zuwirbelten. Es war ein wunderbarer Anblick, aber ein wenig zu realistisch, um beruhigend zu wirken. Andererseits war das Raumflugzeug mit militärischen Sensoren ausgerüstet. Lange stromlinienförmige Einkerbungen zu beiden Seiten des Rumpfes bargen lange zylindrische Waffenbehälter – Maserkanonen mit einem Schußbereich von dreihundertsechzig Grad, starke Störsender für elektronische Kriegführung und eine Tarnvorrichtung. Die Orbitalfähre war vielleicht nicht gerade ein ausgesprochenes Angriffsflugzeug, doch sie war auch keine sitzende Ente wie einige andere Raumflugzeuge der Söldnerflotte.
    Typisch, daß Joshua über ein Raumflugzeug verfügte, das so wie dieses hier ausgestattet war. Nein! Gott sei Dank, daß er ein Raumflugzeug wie dieses besaß!
    Vierzig Minuten dauerte der Landeanflug inzwischen, und sie vermißte ihn bereits jetzt. Verdammt, sei nicht so schwach! verfluchte sie sich selbst.
    Kelly bereute allmählich stärker und stärker, daß sie bei dieser Geschichte überhaupt mitgemacht hatte. Andererseits ging es vermutlich allen Kriegsberichterstattern so oder ähnlich. Es war eben doch etwas anderes, wenn man vor Ort war, als sich in seinem sicheren Büro vorzustellen, wie es vor Ort sein würde. Ganz besonders angesichts dieser unheimlichen roten Wolke.
    Die sieben Söldner hatten seit dem Eintauchen in das System über nichts anderes mehr geredet. Reza Malin, der Anführer des Teams, schien regelrecht fasziniert von der Aussicht, unter die Wolke vorzustoßen. Derart widrige Umstände seien eine Herausforderung, hatte er gemeint. Etwas Neues zur Abwechslung.
    Kelly hatte sich Zeit genommen, um die Söldner einigermaßen genauer kennenzulernen. Deswegen wußte sie auch, daß Rezas Sprüche alles andere als männliche Großspurigkeit waren. Reza war früher bei den Marines der Konföderierten Navy gewesen; Offizier, wie Kelly ihn einschätzte. Er war nicht sehr gesprächig, was diesen Abschnitt seines Lebens anging, genausowenig wie die folgenden Kontrakte als Marshall auf den verschiedensten Koloniewelten der Stufe eins. Aber er mußte gut gewesen sein in diesem Zweitältesten Beruf der Menschheit. Seine physischen Aufrüstungen und Veränderungen waren zahlreich und extrem kostspielig. Jetzt gehörte er zur absoluten Elite. Wie ein Kosmonik; die Grenzen zwischen Mensch und Maschine waren nur noch undeutlich zu erkennen. Reza war ein Traum von hyperaufgerüsteter Kampfmaschine, der Traum aller gewöhnlichen Soldaten, die an Bord der Gemal in den Null-Tau-Kapseln auf ihren Einsatz warteten.
    Seine Gestalt war prinzipiell humanoid, obwohl er zwei Meter groß war und überproportional breit. Die Haut war synthetisch und bestand aus einem zähen, penetrationssicherem Kompositgewebe mit einer eingebauten Chamäleonschicht. Er machte sich nicht mehr die Mühe, Kleidung zu tragen, und er besaß keine Genitalien (oder genauer: keine extern sichtbaren Genitalien, wie Kelly gewissenhaft in ihrer Speicherzelle vermerkte). Die natürlichen Hände waren kybernetischen sechsfingrigen Tatzen gewichen. Beide Unterarme waren dick und verfügten über kleine integrierte Gaußgewehre. Sein Skelett war so verändert, daß es den Rückstoß problemlos absorbieren konnte. Wie bei Warlow,

Weitere Kostenlose Bücher