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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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so hatte auch Rezas Gesicht jegliche Ausdrucksfähigkeit verloren. Schwarze glänzende Kappen saßen auf beiden Augen; die Nase war zu einer flachen, kreisrunden Atemöffnung umgewandelt, die imstande war, chemische und biologische Giftstoffe auszufiltern. An den Schläfen und am Hinterkopf befand sich in gleichmäßigem Abstand verteilt eine Reihe von fünf Sensorimplantaten, glatte, einen Zentimeter durchmessende Auswölbungen, die aussahen wie kleine Geschwüre oder Knoten.
    Trotz der mangelnden Ausdrucksfähigkeiten seines Gesichts hatte Kelly viel aus der Betonung gelernt, mit der er sprach. Seine Stimme war noch immer natürlich. Reza war leicht in Verlegenheit zu bringen. Das und seine offensichtliche Kompetenz, zusammen mit der Art und Weise, wie die sechs anderen ihm folgten, ohne Fragen zu stellen, erfüllte sie mit mehr Zuversicht, als sie sonst je hätte aufbringen können. Und letzten Endes, erkannte sie, vertraute sie ihm ihr Leben an.
    Das Raumflugzeug legte sich in eine enge Kurve. Kelly bemerkte, wie Ashly Hanson die optischen Sensoren auf einen kleinen Fluß drei Kilometer tiefer richtete. Das silbrig glitzernde Wasser war mit eigenartigen weißen Pünktchen durchsetzt.
    »Was glaubt der Bursche eigentlich, was er da macht?« fragte Pat Halahan. Der stellvertretende Truppführer war im Sitz neben ihr angeschnallt. Ein Ranger-Scout, wie er sich selbst gerne beschrieb, schmaler und kleiner als Reza, aber mit der gleichen blau-grauen Haut und kraftvollen stämmigen Beinen. Seine Unterarme teilten sich in doppelte Handgelenke, jeweils eines für eine gewöhnliche Greifhand, das andere mit einem Sockel für technische Apparate – Waffen oder Sensoren. Seine Sinne waren ausnahmslos aufgerüstet, und eine schmale Leiste verlief von einem Auge über den gesamten Hinterkopf bis zum anderen.
    »Hey, was ist los, Ashly?« rief er laut nach vorn. Alle Söldner dachten unwillkürlich an einen Angriff mit elektronischen Störsignalen.
    »Ich werde hier landen«, antwortete Ashly.
    »Gibt es einen bestimmten Grund?« erkundigte sich Reza Malin mit unaufdringlicher Autorität. »Wir sind noch siebzig Kilometer in südöstlicher Richtung von der eigentlich geplanten Landestelle entfernt.«
    »Hör zu, wer auch immer imstande ist, diese verdammte Wolke zu erschaffen, der kann unsere Kommunikation abhören, ohne sich dabei anzustrengen! Mit Sicherheit haben sie jede Landestelle, die Terrance Smith jemals über Datavis erwähnt hat, mit einem dicken roten Kreis markiert und nebendran ›Hier!‹ geschrieben.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen.
    »Schlauer Bursche«, murmelte Pat Halahan zu Kelly. »Ich wünschte, wir hätten jemanden wie ihn bei der Camelot-Geschichte dabei gehabt. Wir verloren verdammt viele gute Jungs, weil der General zu viele ahnungslose Anfänger eingestellt hatte.«
    »In Ordnung, mach weiter«, sagte Reza.
    »Danke sehr«, antwortete Ashly. Das Raumflugzeug ging in einen steilen Sinkflug über, der Kellys Magen von unten gegen die Schlüsselbeine drückte.
    »Seid ihr ganz sicher, daß ihr landen wollt?« fragte der Pilot. »Wenn ihr mich fragt, dann übersteigt die Sache unsere Fähigkeiten bei weitem. Terrance Smith könnte nicht einmal einen vernünftigen Rudelbums in einem Puff organisieren.«
    »Wenn Smith die Invasoren schlagen will, dann müssen die Schiffe im Orbit wissen, wo sie angreifen müssen«, erwiderte Reza. »Und dafür braucht ihr uns. Wir sind immer diejenigen, die mitten im dicksten Dreck stecken. Das ist genau das, worin wir gut sind.«
    »Wie du meinst.«
    »Mach dir wegen uns keine Gedanken. Ultratechnologie funktioniert im Dschungel nicht besonders gut, dazu ist die Natur einfach zu schmutzig. Und ich glaube nicht, daß ich in meinem Leben viele Dschungel zu Gesicht bekommen habe, die schlimmer sind als der da unten. Vielleicht können sie uns mit ihren Energiestrahlen beschießen oder uns sogar Nukleargranaten auf die Köpfe werfen, wenn sie ausgesprochen gemein sind, aber dazu müssen sie uns zuerst einmal finden. Und uns auszurotten ist in dieser Wildnis ganz bestimmt alles andere als einfach, dafür werde ich verdammt noch mal sorgen. Und du sorgst bitte dafür, daß du und Jung Joshua heil bleiben, damit ihr uns hinterher wieder aufladen könnt, ja?«
    »Wenn ich noch lebe, komme ich euch holen.«
    »Gut. Ich nehm’ dich beim Wort.«
    Das Raumflugzeug kippte abrupt in die andere Richtung und rollte herum. Kelly klammerte sich mit weißem Gesicht an die

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