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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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miese«, brummte Warlow fast unhörbar leise. »Eine wirklich verdammt miese.«
    »Ich empfange Notsignale von Rettungskapseln!« sagte Melvyn plötzlich aufgeregt. »Zwei Kapseln! Es gibt Überlebende!«
    Joshua hatte einen Anflug von Triumph verspürt, als sie erfolgreich vor dem Murora materialisiert waren, gepaart mit Wut darüber, daß die Station angegriffen wurde. Jetzt spürte er nur noch Leere, und sein Verstand war frei von jeglicher Emotion. Seine Mannschaft blickte ihn an. Wartete. Dad hat nie von diesem Aspekt gesprochen, wenn es darum ging, ein Raumschiff zu kommandieren.
    »Melvyn, Sarha: Ihr beide rekalibriert die Injektionsionisatoren für Fusionsantrieb Nummer eins. Alles an Schub, was wir kriegen können, bitte. Ich denke, ich werde ihn brauchen. Ashly, Warlow, ihr beide geht runter zum Schleusendeck. Wir haben nicht viel Zeit, um die Überlebenden an Bord zu bringen. Eure Aufgabe ist es sicherzustellen, daß sie so schnell wie möglich durch die Schleuse kommen.«
    Warlows Sicherheitsgurte flogen zurück, als habe er nur darauf gewartet. Der große Kosmonik und der Pilot des Raumflugzeugs schwebten durch die Luke, als würden sie ein Wettrennen veranstalten.
    »Dahybi, Knoten aufladen. Ich werde aus dem System springen, sobald wir die Überlebenden an Bord genommen haben.« Falls wir sie an Bord kriegen.
    »Aye, Captain.«
    »Bereithalten für Manöver unter Kampfbedingungen. Schon wieder!«
    Durch komplexe schematische Diagramme vor Joshuas geistigem Auge hindurch grinste Sarha ihren Kommandanten wissend an, als sie den gequälten Tonfall in seiner Stimme bemerkte.
    Die Fusionsantriebe der Lady Macbeth zündeten und schoben das Schiff auf die auseinanderbrechende Station und die umherfliegenden Trümmer zu. Die Wärmeableitpaneele wurden hastig in ihre Nischen eingefahren, als die Beschleunigungskräfte zunahmen. Die Sensoren der Lady verfolgten die Fusionslichter der beiden Schiffe vierzigtausend Kilometer voraus. Joshua fragte sich, wie lange es dauern mochte, bis sie den Rettungsversuch bemerkten. Falls sie ihre Sensoren genauso benutzen wie ihre Antriebe, dann entdecken sie uns vielleicht nie. Die Maranta beschleunigte nur mit einem halben g.
    Melvyn und Sarha beendeten ihre Arbeit am ersten Fusionsantrieb und übergaben Joshua die Kontrolle, nicht ohne ihn zu warnen, daß die Maschine nicht lange durchhalten würde. Joshua erhöhte den Schub auf fünf g und hielt ihn konstant.
    »Sie schießen Kombatwespen ab!« meldete Dahybi unvermittelt.
    Joshua beobachtete, wie der Bordrechner rote Flugbahnvektoren in das Diagramm zeichnete. »Das ist eigenartig.« Die sechs Kombatwespen steuerten auf Aethra zu und bildeten einen lockeren Ring um das junge Habitat. Ihre Antriebsflammen erloschen, als sie noch zweihundert Kilometer entfernt waren, und sie trieben langsam vorüber. Zwei der Wespen feuerten Submunition ab, die in Richtung des langsam rotierenden Zylinders davonjagte.
    »Kinetische Lenkraketen!« sagte Joshua. »Was zur Hölle haben sie vor?«
    Grell orangefarbene Explosionen entflammten auf der rostig roten Oberfläche des Polypen.
    »Sie wollen es verletzen«, sagte Sarha entschieden. »Diese Art von Angriff kann es nicht zerstören, aber sie verursacht jede Menge Schäden. Fast, als wollten sie es absichtlich verstümmeln.«
    »Verstümmeln?« fragte Dahybi. Der normalerweise ruhige, gelassene Energieknotenspezialist war sichtlich fassungslos. »Aber wozu? Man kann Menschen verstümmeln oder Tiere, aber doch nicht ein Habitat! Man kann ein Habitat nicht verletzen wie ein gewöhnliches Lebewesen.«
    »Aber genau das machen sie«, beharrte Sarha.
    »Sieht jedenfalls ganz so aus«, stimmte Joshua ihr zu.
    Der Antrieb der Maranta erwachte wieder zum Leben, und ein paar Sekunden später setzte sich auch das zweite Schiff in Bewegung.
    »Sie haben uns entdeckt«, sagte Joshua. Es hatte acht Minuten gedauert, eine Zeitspanne, die auf unglaubliche Schlamperei deutete. Die Lady Macbeth hatte mehr als die Hälfte der Entfernung zu den Rettungsbooten zurückgelegt. Weniger als zwanzigtausend Kilometer fehlten noch. Die beiden anderen Schiffe waren kaum fünfhundert Kilometer von den laut heulenden Notsignalen weg. »Jetzt wird es allmählich interessant.« Er startete acht Kombatwespen und beschleunigte die Lady Macbeth auf sieben g.
    Die Drohnen schossen mit fünfundzwanzig g davon, während die beiden Raumschiffe mit einer Salve von zwölf Kombatwespen antworteten.
    »Scheiße!« rief Joshua aus.

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