Fehlfunktion
Explosion.«
»Das Kroklion«, sagte Ariadne.
»Könnte sein«, stimmte Reza ihr zu. »Erzählen Sie weiter, Vater.«
»Der junge Russ hat es gesehen«, berichtete Horst. »Ich dachte, es wäre am besten, wenn wir die Savanne im Auge behalten. An diesem Morgen haben wir zum ersten Mal die rote Wolke gesehen, und die Raumschiffe … es schien nur logisch. Als ich endlich meinen optischen Intensivierer aufgesetzt hatte, war nur noch Rauch zu erkennen. Aber er sah nicht aus wie etwas, was die Besessenen tun, also ritt ich hin, um einen Blick darauf zu werfen. Ich dachte … nein, ich habe gebetet, daß es die Marines waren. Und dann stieß ich auf das verdammte Kroklion. Ich flüchtete den Fluß hinauf, um vor ihm zu bleiben, und hier sind wir. Durch Gottes Gnade direkt zu Ihnen geführt.« Er verzog die Lippen zu einem erschöpften, siegesgewissen Lächeln. »Die Wege des Herrn sind unergründlich.«
»Sicher«, erwiderte Reza. »Das Kroklion war wahrscheinlich der Partner von dem Biest, das wir erledigt haben.«
»Ja. Erzählen Sie mir von den Raumschiffen. Können sie uns von diesem schrecklichen Planeten retten? Wir haben eine gewaltige Schlacht im Orbit beobachtet, bevor die rote Wolke den Himmel verdeckte.«
»Wir wissen nicht viel über die Ereignisse im Orbit, Vater, aber der Kampf hat sich scheinbar zwischen einigen unserer Schiffe und einem Geschwader der Konföderierten Navy abgespielt.«
»Ihre Schiffe? Aber warum haben sie gegen die Navy gekämpft?«
»Ein paar von ihnen. Die Besessenen sind mit Hilfe der Raumflugzeuge, die uns abgesetzt haben, in den Orbit gelangt. Sie haben die Raumschiffe gekapert und die Besatzungen übernommen.«
»Gütiger Gott!« Horst bekreuzigte sich. »Sind noch Raumschiffe übrig?«
»Nein. Jedenfalls nicht im Orbit.«
Horst ließ die Schultern sinken. Er nippte lustlos an dem Becher mit heißem Kaffee, den sie ihm gegeben hatten. Das ist der grausamste Schlag von allen, dachte er elend. So dicht vor der vermeintlichen Erlösung, und dann wird sie mir aus den Händen gerissen, bevor ich die Finger darum schließen kann. Die Kinder. Sie dürfen diesem Leid nicht mehr länger ausgesetzt sein, gütiger Gott! Erhöre mich, dieses eine Mal, um der Kinder willen!
Russ saß in Kellys Schoß. Er schien sich vor den kampfangepaßten Söldnern zu fürchten, doch von ihr ließ er sich widerspruchslos ein Pflaster auf die vom Reiten wunden Stellen sprühen. Sie strich das feuchte Haar aus seiner Stirn und grinste, während sie ihm einen weiteren Schokoladenriegel hinhielt. »Sie müssen eine Menge durchgemacht haben«, sagte sie zu Horst.
»Haben wir«, sagte der Geistliche. Er blickte zu Shaun Wallace, der sich seit Horsts Ankunft im Hintergrund gehalten hatte. »Der Teufel hat diesen Planeten bis hinunter in den Kern verflucht. Ich habe soviel schreckliche, unaussprechlich böse Dinge gesehen und auf der anderen Seite unglaublich mutige Taten. Ich stehe demütig vor der Erkenntnis, zu welchen wunderbaren Dingen der menschliche Geist angesichts so grundlegender Prüfungen imstande ist. Nach all den Jahren habe ich meinen Glauben an die Menschheit wiedergewonnen.«
»Eines Tages müssen Sie mir mehr davon erzählen«, sagte Kelly.
»Sie ist Reporterin«, sagte Sewell spöttisch. »Noch eine von der Sorte, die ihre Kontrakte mit Blut unterzeichnet.«
Kelly funkelte den großen Söldner an. »Reporter zu sein ist schließlich kein Verbrechen! Im Gegensatz zum Beruf gewisser anderer Leute.«
»Ich würde Ihnen gerne mehr davon erzählen«, sagte Horst. »Später.«
»Danke sehr.«
»Jedenfalls sind Sie relativ sicher, solange Sie bei uns bleiben, Vater«, sagte Reza. »Wir wollen nach Süden ziehen, weg von der roten Wolke. Und die gute Nachricht lautet, daß in ein paar Tagen ein Raumschiff kommt, um uns zu holen. Wir haben genügend Platz für Sie und den Jungen in unseren Hovercrafts. Ihre Qualen sind zu Ende.«
Horst stieß ein ungläubiges Schnauben aus, dann stellte er den Kaffee mit einer völlig unerwarteten Heftigkeit ab. »Mein Gott, ich habe Ihnen noch nichts davon gesagt, oder? Es tut mir schrecklich leid, dieser Ritt muß mein Gehirn verdorben haben. Und ich hatte in den vergangenen Tagen eindeutig zu wenig Schlaf.«
»Was erzählt?« fragte Reza mißtrauisch.
»Ich habe alle Kinder aufgesammelt, die ich finden konnte, nachdem die Besessenen kamen. Wir leben alle zusammen auf einem Gehöft in der Savanne. Wahrscheinlich haben sie schreckliche Angst! Ich wollte
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