Fehlfunktion
die Zellen nicht einmal nachladen, jedenfalls nicht unter dieser Wolke«, sagte Ariadne. »Die Solarpaneele liefern nicht annähernd genügend Strom.«
»Vielleicht könnten wir einen Karren bauen?« schlug Theo vor. »Wenn wir die Kühe einspannen, wäre das besser als laufen.«
»Aber es würde Zeit kosten«, widersprach Sal Young. »Und wir haben keine Garantie, daß es funktionieren würde.«
»Wir könnten sie ziehen«, schlug Sewell vor. »Wir bauen ein Floß und ziehen es mit den Hovercrafts den Fluß hinauf. Wir brauchen nichts weiter als Planken dazu, und die könnten wir notfalls aus dem Gehöft selbst nehmen.«
Ariadne nickte. »Könnte funktionieren. Die Hovercrafts besitzen genügend Reserven dazu. Und bis zum Nachmittag könnten wir wieder hier sein.«
»Und dann?« fragte Jalal. »Ich will euch ja nicht runterziehen, aber damit sind wir der Lösung noch keinen Schritt näher. Wir dürfen nicht hier bleiben. Wallace hat gesagt, daß die Wolke den gesamten Planeten einhüllen wird, und wir müssen einen Weg finden, lange genug vor ihr zu bleiben, oder alles war umsonst.«
Reza wandte sich zu dem Besessenen um, der sich bis zu diesem Augenblick schweigsam und unauffällig im Hintergrund gehalten hatte. »Mister Wallace, werden Ihre Leute wissen, wenn wir zu dem Gehöft zurückkehren?«
»Aye, Mister Malin«, antwortete Shaun Wallace mit sorgenvoller Miene. »Das werden sie ganz bestimmt. Die Wolke und das Land darunter sind eins mit uns. Wir können spüren, wenn Ihr Euch darin bewegt. Wenn Ihr unter die Wolke zurückkehrt, dann wird es sich für uns anfühlen, als würden wir auf einen Nagel treten.«
»Und wie werden sie reagieren?«
»Sie werden sich auf Euch stürzen, Mister Malin. Andererseits würden sie das so oder so, falls Ihr auf dieser Welt bleibt.«
»Ich glaube, er spricht die Wahrheit«, sagte Horst. »Eine der Besessenen ist vor zwei Tagen auf unser Gehöft gekommen. Sie wollte mich und die Kinder. Unsere Körper zumindest.«
»Und?« fragte Kelly. »Was ist geschehen?«
Horst zwang sich zu einem seichten Lächeln. »Ich habe sie exorziert.«
»Was?« sprudelte Kelly voll sensationsgieriger Freude heraus. »Tatsächlich?«
Der Priester hielt seine bandagierte Hand in die Höhe. Die dunklen Stoffstreifen waren von Blutflecken durchtränkt. »Es war nicht so leicht, wie Sie vielleicht meinen.«
»Heilige Scheiße! Shaun, geht das wirklich? Kann man Sie exorzieren?«
Shaun Wallace hatte dem Priester die ganze Zeit über in die Augen gestarrt. »Falls es Euch nichts ausmacht, Mrs. Kelly, dann wäre ich zu Dank verbunden, wenn Ihr es nicht ausprobieren würdet.«
»Man kann ihn exorzieren!« subvokalisierte sie in ihre neurale Nanonik. »Man kann ihn wirklich exorzieren! Ich sehe es an seinen Augen. Er fürchtet den Priester, diesen alternden, erschöpften Mann in den abgerissenen Kleidern! Ich kann es kaum glauben! Eine Zeremonie aus dem finsteren Mittelalter kann diese fast unbesiegbaren Gegner bezwingen! Wo all unsere phantastische Technologie und unser Wissen versagt, könnte ein Gebet, ein simples anachronistisches Gebet letzten Endes zu unserer Rettung werden! Ich muß diese Nachricht weitergeben! Ich muß einen Weg finden, um dieses Wissen in die Konföderation zu tragen!« Verdammt, das hatte zu sehr nach Graeme Nicholsons schwülstiger Aufzeichnung geklungen.
Einen Augenblick lang überlegte sie, was wohl aus dem alten Schreiberling geworden war.
»Interessant«, sagte Reza. »Aber das löst unser gegenwärtiges Dilemma noch nicht. Wir müssen einen Weg finden, um vor der Wolke zu bleiben, bis Joshua zurückkommt und uns holt.«
»Meine Güte, wir wissen ja nicht einmal, wann er zurückkommt!« sagte Sal Young. »Und mit einer Bande von Kindern durch die Berge zu ziehen wird mit Sicherheit nicht leicht, Reza! Es gibt weder Straßen noch eine detaillierte Karte! Wir besitzen keine Campingausrüstung, keine Stiefel, keine Vorräte, nichts. Es ist naß. Die Felsen sind schlüpfrig. Ich meine – mein Gott, ich bin der letzte, der nicht einen Versuch unternehmen würde, wenn auch nur eine entfernte Chance besteht, aber das …«
»Mister Wallace, würden Ihre Leute die Kinder möglicherweise gehen lassen?« fragte Reza.
»Manche ja, beispielsweise ich, aber der Rest … Nein, ich denke nicht. Es gibt nur noch wenige lebende menschliche Körper auf dieser Welt und so viele Seelen, die noch im Jenseits gefangen sind. Wir hören sie ununterbrochen, wissen Sie? Sie flehen
Weitere Kostenlose Bücher