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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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der Räume, zu denen sie sich Zutritt verschafft hatten, war mit Leichen gefüllt gewesen. Es war eine Kindertagesstätte gewesen, und die Luft war durch explosive Dekompression entwichen. Während Aleksandrovich voller Verzweiflung und Entsetzen durch das gräßliche Horrorszenario geschwebt war, hatte er erkannt, daß die Edeniten genauso Menschen waren wie er selbst – und genauso fehlbar. Später dann hatten ihn die ewigen abfälligen Bemerkungen von Offizierskameraden über die großen, distanzierten BiTek-Benutzer regelmäßig in Wut gebracht. Von da an hatte er sich mit Leib und Seele dem Ziel verschrieben, den Frieden aufrechtzuerhalten.
    Folglich hatte Samuel Aleksandrovich ein höchst persönliches Interesse an der Lage auf Lalonde entwickelt, nachdem die Eurydice auf Trafalgar angedockt und eine Flek von Lieutenant Commander Kelven Solanki überbracht hatte, nach der eine geringe Wahrscheinlichkeit bestand (auch wenn Solanki selbst diese Möglichkeit nur höchst unwillig einräumte), daß Laton noch immer am Leben war und angefangen hatte, sich in seinem selbst auferlegten Exil zu rühren.
    Soweit es Laton betraf, zeigte Admiral Samuel Aleksandrovich weder die von ihm gewohnte Fairneß noch überhaupt einen Wunsch, daß ihm Gerechtigkeit widerfahren mochte. Er wollte nur eines: Latons Tod. Und diesmal würde er nicht wieder entkommen.
    Selbst nachdem der Stab Murphy Hewletts neurale Aufzeichnungen der schicksalsvollen Dschungelmission auf das Wesentlichste gekürzt hatte, waren immer noch drei Stunden Erinnerung übrig, die Aleksandrovich sichten mußte. Als er von Lalondes wilder Hitze und unerträglicher Feuchtigkeit in die Gegenwart zurückkehrte, blieb er gedankenverloren für eine weitere Viertelstunde sitzen, bevor er einen der Pendelwagen nahm und hinunter in die Räumlichkeiten des Abschirmdienstes fuhr.
    Jacqueline Couteur war in einem sicheren Untersuchungsraum isoliert worden. Es war eine Zelle, die man in den Fels geschnitten hatte, mit einer Wand aus transparentem metallisierten Silizium, dessen Struktur durch Molekularbindungsgeneratoren verstärkt wurde. Auf der gegenüberliegenden Seite befanden sich eine Pritsche, ein Waschbecken, Dusche, Toilette und ein Tisch, während die sich daran anschließende Wand mit der höhenverstellbaren Untersuchungsliege und der Ansammlung von Diagnoseinstrumenten eher an ein chirurgisches Operationszimmer erinnerte.
    Jacqueline Couteur saß am Tisch. Sie trug einen grünen Overall, Krankenhauskleidung. Fünf Marines befanden sich bei ihr in der Zelle, vier davon mit chemisch betriebenen Projektilwaffen ausgerüstet, der fünfte mit einem Thermokarabiner.
    Admiral Samuel Aleksandrovich stand vor der transparenten Wand und starrte auf die farblose Frau. Der Monitorraum, in dem er sich befand, erinnerte an die Brücke eines Kriegsschiffs; ein weißer Kubus aus Komposit mit einer Reihe geschwungener Konsolen, ausnahmslos auf die transparente Wand ausgerichtet. Die Unpersönlichkeit beunruhigte ihn irgendwie; die Zelle sah aus wie ein übergroßes Vivarium.
    Jacqueline Couteur erwiderte gleichgültig seinen Blick. Es war Aleksandrovich ein Rätsel, wie sie es schaffte. Sie hätte nicht dazu imstande sein sollen, nicht eine einfache Farmerfrau von einer rückständigen Koloniewelt wie Lalonde. Samuel Aleksandrovich kannte Diplomaten mit mehr als achtzig Jahren Erfahrung in Doppelzüngigkeit und Lügen, denen der kalte Schweiß ausbrach, wenn er seinen harten Blick auf sie richtete.
    Aleksandrovich genoß das Gefühl, in die Augen von edenitischen Vertretern zu blicken, die ihn hin und wieder zu formellen Ereignissen in ihre Habitate einluden. Das Gefühl, daß der versammelte Intellekt, bestehend aus dem Bewußtsein eines jeden einzelnen Erwachsenen im gesamten Habitat, seinen Blick erwiderte. Ihn und seine Gedanken abschätzte.
    Was auch immer du bist, dachte Aleksandrovich, du bist ganz sicher nicht Jacqueline Couteur. Das ist der Augenblick, vor dem ich mich gefürchtet habe, seit ich meinen Amtseid geleistet habe. Eine ganz und gar neue Bedrohung, die über alles hinausgeht, was wir kennen. Und meine Navy wird ganz ohne Zweifel an der Bürde zu tragen haben, mit dieser Gefahr fertig zu werden.
    »Haben Sie inzwischen herausgefunden, welche Methode der Sequestration bei ihr angewandt wurde?« fragte er Dr. Gilmore, der die Gruppe von Experten leitete.
    Der Wissenschaftler zuckte zerknirscht die Schultern. »Bisher noch nicht, Sir«, gestand er. »Sie steht

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